Köln, Düsseldorf, Bonn – es ist unnötig zu sagen, dass in den großen Städten in NRW tolle Museen sind. Das Haus der Geschichte in Bonn ist mein Allzeit-Favorit, in Köln mag ich das Rautenstrauch-Joest-Museum besonders gern, und Düsseldorf hat immer wieder spannende Ausstellungen, zum Beispiel im NRW-Forum. Dabei gerät manchmal ganz in den Hintergrund, dass NRW groß und die Museumsdichte hoch ist. Speziell im Teutoburger Wald gibt es sehr schöne NRW-Museen – von Kunst über Geschichte bis zu Technik.
Besonders schöne NRW-Museen im Teutoburger Wald
Im Freilichtmuseum der Architektur von damals auf der Spur
Ich habe nicht viel Ahnung von Architektur. Aber bei einer Führung zum Thema durch das LWL-Freilichtmuseum in Detmold lerne ich, dass auch schon vor vielen Jahren beim Hausbau nichts dem Zufall überlassen wurde: Das überhängende Mauerwerk am Haussockel beispielsweise ist kein Baufehler, sondern leitet Regenwasser ab. Ohne die Steine liefe das Wasser in den Holzrahmen, und das Haus würde von unten verrotten. Auch die Holzwand am Pferdestall hat ihren Sinn: Wenn die Gäule der Hafer stach, haben sie gerne ausgetreten – eine gemauerte Wand hätte dem nicht standgehalten.
Ich liebe Freilichtmuseen, und das in Detmold finde ich ganz besonders – auch wenn man sich nicht für Architektur interessiert. Denn hier gibt es so viel zu sehen, zu fühlen und zu erfahren, dass man locker einen ganzen Tag dort verbringen kann. Für mich war der Besuch ein Spaziergang durch die Geschichte. Ihr könnt mehr darüber in einem anderen Beitrag lesen. Für mich definitiv ein besonders schönes NRW-Museum. Klare Besuchs-Empfehlung – bei gutem Wetter!
Im Computer-Museum zurück zu den Anfängen der Kommunikation
Eigentlich ist das Heinz Nixdorf Museumsforum in Paderborn gar kein Museum. Zwar kann man hier auch einiges über die Keilschrift lernen. Aber das wirklich Spannende an dieser Ausstellung ist der Blick in die nahe Zukunft. Wenn Ihr also noch nie mit einem Roboter kommuniziert habt oder nicht wisst, was genau Augmented Reality oder Künstliche Intelligenz sind, dann seid Ihr dort richtig. Im HNF dürft Ihr übrigens auch viele Dinge anfassen und selbst ausprobieren – ich fand das ziemlich cool. Mehr könnt Ihr dazu in einem anderen Artikel lesen.
Industriekultur im Ziegeleimuseum in Lage erleben
Großartig finde ich auch die Industriekultur in NRW. Neben den großen und bekannten Industriemuseen wie Zeche Zollverein gibt es aber auch einige kleinere, die einen Besuch wert sind. Dazu gehört beispielsweise das Ziegeleimuseum in Lage. Dort könnt Ihr eine Menge darüber lernen, wie hart die Arbeit noch für den Familienbetrieb Beermann Anfang des vergangenen Jahrhunderts war, wie dann die Industrialisierung viel erleichtert hat – aber schließlich auch zur Insolvenz geführt hat. Und Ihr erfahrt, warum die Region Lippe eine Auswanderungsregion war. Hier könnt Ihr außerdem selbst aktiv werden und beispielsweise einen Ziegel gestalten und brennen. Falls Ihr vor Eurem Besuch im Ziegeleimuseum noch mehr darüber wissen wollt, könnt Ihr hier weiterlesen.
Aus Liebe zur roten Erde: Museum Peter August Böckstiegel
Peter August Böckstiegel war ein hiesiger Künstler – und er liebte seine Heimat. Darum hat er sie auch immer wieder gemalt: Bauernfamilien, Wald, rote Erde. Das alles versteht man am besten, wenn man mit einer Führung durch das moderne Museum in Werther im Kreis Gütersloh geht. Neben dem zurückhaltenden, nüchternen Museumsbau steht übrigens das Haus, in dem Böckstiegel selbst und seine Familie gewohnt haben. Es ist das genaue Gegenteil: rot gestrichen mit blauen Verzierungen und gelben Stühlen auf der Terrasse. Absolut sehenswert.
Geschichtskurs in der Werbung in Spenge
Viel Liebe, aber auch viel Geld ist in die Renovierung der Werburg in Spenge geflossen. Das Ergebnis ist besuchenswert: Denn in den historischen Mauern befindet sich modernste Technik. So können Besucher mit multimedialen Elementen viel über die zeit erfahren, als die Werbung in Kämpfe verwickelt war. Übrigens kann man dort auch mit einer Armbrust schießen. Das kostet aber extra und muss vorher angemeldet werden.
Pneumatische Tanzkapelle im Deutschen Automatenmuseum
Ein Museum voll mit Münzeinwurfautomaten? Ist das spannend? Oh ja! Neben den allen bekannten Kaugummiautomaten findet man dort auch einige Kuriositäten aus der Vergangenheit wie beispielsweise Rasierautomaten oder Kugelschreiberautomaten. Das Herzstück im Deutschen Automatenmuseum ist eine so genannte pneumatische Tanzkapelle. Nach dem Münzeinwurf wird Luft angesaugt und dann in Form von Musik ausgestoßen. Muss man gesehen haben.
Weitere schöne NRW-Museen im Teuto
Spannender, als es klingt: Historisches Museum des Hochstifts Paderborn
Der Name klingt in der Tat vertrocknet. Tatsächlich ist das Historisches Museum des Hochstifts Paderborn aber in der Wewelsburg untergebracht – und das alleine ist schon eine Attraktion. Schließlich ist sie die einzig geschlossene Dreiecksburg in Deutschland. Und alle Ausstellungsgegenstände im Museum sind so viel älter, als ich es je werden werde. Schräg gegenüber ist außerdem die Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933 bis 1945. In Zeiten, in denen ein Antisemit einen Terroranschlag auf die Synagoge in Halle verübt, kann gar nicht genug über die dunkle Geschichte der Bundesrepublik und den Nationalsozialismus aufgeklärt werden. Die Ausstellung ist bedrückend, aber sehenswert. Mehr lest Ihr in einem weiteren Beitrag.
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Kulturgeschichte im Weserrenaissance Museum Schloss Brake in Lemgo erleben
Nein, die Frauen im 16. und 17. Jahrhundert hatten es nicht leicht. Sie trugen Reifröcke aus Schilfrohr, so steif wie Besenstiele. Oberhalb des Pos wurde ein Kissen drapiert, um ihre Fruchtbarkeit zu demonstrieren. Und wer genügend Geld hatte, zeigte das mit Lagen über Lagen an Stoffen – zum Beispiel in Form eines großen runden Kragens um den Hals, Mühlstein genannt. Eingeschränkt wurde dadurch natürlich die Beweglichkeit. Und nach meinem Gang durch das Weserrenaissance Museum in Lemgo bin ich froh, in der heutigen Zeit zu leben. Zugegeben: Die Männer hatten es auch nicht viel einfacher. Ihr Geschlecht und somit ihre Potenz betonten sie mit einer Schamkapsel, den Mühlstein gab es auch als Herrenvariante – und sie mussten in der Lage sein, schwere Schwerter zu schwingen. Im Museum in Schloss Brake steht ein so genannter Gassenhauer, ein Schwert, das 17,5 Kilogramm wiegt und darum mit beiden Händen benutzt werden musste – das ist übrigens nur eines von rund 2000 Exponaten in dem Museum. Ich schätze es auf etwa eineinhalb Meter Länge. Auch kein Spaß. Wer sich übrigens selbst einmal in diese Zeit zurückversetzen möchte, kann an den Kostümführungen teilnehmen.
Korbmacher Museum in Dalhausen
Es ist weder besonders modern noch interaktiv, aber: In Deutschland gibt es nicht viele Korbmacher Museen. Darum ist der Besuch dieser Ausstellung im ehemaligen Korbmacherdorf Dalhausen bei Höxter schon spannend. Man bekommt dort einen guten Einblick, was eigentlich früher alles aus Korb gemacht wurde: von der Babywiege über den Einkaufskorb bis zu den Liegestühlen auf dem Schiffsdeck. Alles war aus Korb. Mehr zu diesem Museum demnächst in einem anderen Beitrag.
Noch mehr schöne NRW-Museen
Als Journalistin halte ich mich an den Pressekodex des Presserats. Ich war im Rahmen der #TeutoBloggerWG 2017, 2018 und 2019 in den Museen in Detmold, Paderborn, Lage, Lemgo, Spenge und Dalhausen. Die Kosten für die Anreise, die Unterbringung, Verpflegung und die Eintritte wurden vom Veranstalter und seinen Kooperationspartnern getragen. Für die Teilnahme an der TeutoBlogger-WG habe ich ein Honorar bekommen. Der Artikel ist seit 3/2022 nicht mehr als „Werbung“ gekennzeichnet, weil ich fast alle Museen auch in Zusammenhang mit meinem Buch „80 Glücksorte im Teutoburger Wald“ beziehungsweise ein weiteres Mal privat besucht habe. Der Artikel ist ursprünglich von 2019 und wurde in 3/2022 aktualisiert.
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