Wer noch nie eine Kreuzfahrt gemacht hat, wird sich wahrscheinlich fragen: Welche Kreuzfahrtgesellschaft ist die beste? Diese Frage lässt sich aber gar nicht so einfach beantworten, denn es kommt darauf an, was man eigentlich will.
Mir war bisher völlig egal, welche Kreuzfahrtgesellschaft meine Reise durchführt. Für mich hat nur die Route gezählt: Läuft das Schiff interessante Häfen an? Komme ich auf der Route vielleicht in Länder, die nicht so einfach zu bereisen sind – wie beispielsweise Saudi-Arabien?
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Nach meiner letzten Kreuzfahrt im Dezember 2022 hat sich an meiner Einstellung aber etwas geändert. Ich war nämlich so begeistert von der Mein Schiff, dass ich mir aktuell nicht vorstellen kann, nochmals mit einer anderen Kreuzfahrtgesellschaft als mit ihr oder Aida unterwegs zu sein. Der Grund dafür: Alles lief völlig unproblematisch. Und zwar von der Buchung über die Reservierung der Landausflüge vorab bis zur Einschiffung und der Reise an sich. Auch die App der Mein Schiff, mit der man sich über Aktivitäten an Bord informiert und für Kurse anmeldet oder Tische in den Spezialitätenrestaurants reserviert, ist besser, als alle, die ich vorher erlebt habe. Das heißt nicht, dass alles perfekt war. Aber es war sehr gut.
Unterwegs mit der Kreuzfahrtgesellschaft Mein Schiff: die Pluspunkte
Ein ganz dickes Plus bekommt Mein Schiff von mir für die Glaskaraffe auf der Kabine, mir der man sich kostenlos in jedem Flur an einem Wasserspender Wasser holen kann. Sowohl auf der Aida als auch auf der MSC musste ich auf meinen letzten Reisen Wasser kaufen. Wer spezielle Getränkepakete bucht, hat das Wasser aber auch dort inklusive – eben gegen einen Aufpreis. Vom Geld abgesehen: Ich trinke täglich zwei Flaschen Wasser. Bei einer 14-tägigen Reise sind das also 28 Plastikflaschen. Mal 2000 Passagiere – so viele waren an Bord der Mein Schiff Herz, die ab April nicht mehr fährt – gleich 56.000 Plastikflaschen. Das Jahr unterteilt in zwei-Wochen-Abschnitte sind 26 oder entsprechend 1.456.000 Plastikflaschen, die sich sparen lassen, wenn alle Passagiere ihr Wasser im Flur ziehen.
Es mag Chichi sein, aber ich fand es schön, auf der Kabine drei Edelsteine für das Wasser zu finden, die ich auch noch mit nach Hause nehmen durfte. Die Edelsteine sollen das Wasser und somit den Körper energetisieren. Davon kann man halten, was man will. Ich habe das früher schon einige Zeit gemacht und jetzt wieder damit angefangen. Einfach, weil es auch schön aussieht.
Getränkephilosophie und Restaurants an Bord
Auf der Mein Schiff ist nicht nur das Wasser im Preis enthalten, sondern im Prinzip alle Getränke und sogar viele große Marken bei Alkohol und Spirituosen. Gin Tonic mit Bombay Sapphire beispielsweise, Bailey’s oder Ramazotti. Im Buffet-Restaurant gibt es einen Zapfhahn für Wein und Bier, den man selbst bedient. Auf der Kabine steht eine Kaffeemaschine, und einen Espresso pro Tag und Passagier gibt’s dort aufs Haus. Die Kapseln sind nicht aus Alu, aber klar, sie verursachen Müll.
Auf der MSC kommt es auf das Getränkepaket an, welche Getränke enthalten sind. Ähnlich war es bei meiner Reise mit der Aida. Auf der Mein Schiff gibt es allerdings auch kostenpflichtige Getränke, beispielsweise in den Spezialitätenrestaurants, in der Weinbar oder wenn man eben etwas Besonderes möchte wie beispielsweise den Taufcocktail der Mein Schiff Herz mit Gin und Eierlikör. Er kostete 5,90 Euro.
Die Restaurants und Bars haben zwar Öffnungszeiten, aber es gibt keine Seatings. Du gehst wie auf der Aida dann essen, wenn du möchtest. Nur, wenn du in einem Spezialitätenrestaurant essen möchtest, solltest du einen Tisch reservieren. Auf der MSC entscheidest du dich dagegen im Restuarant für das frühe oder späte Seating und behältst diese Zeit die ganze Reise über bei. Dabei wirst du auch mit fremden Menschen an einen Tisch gesetzt, was ich schrecklich finde. Außerdem gibt es dort noch eine Kleiderordnung: festlich, weiß, casual. Das gibt es weder auf der Mein Schiff, noch auf der Aida.
Umweltschutz wird wichtiger
Wer auf eine Kreuzfahrt geht, muss sich nichts vormachen: Sie ist umweltschädlich. Allerdings werden die Kreuzfahrtschiffe nach und nach umweltfreundlicher. Dazu zählt beispielsweise das Vermeiden von Plastikflaschen, aber auch das häufige Wechseln der Bettwäsche. Auf der Mein Schiff Kabine gibt es einen Magneten, mit dem man dem Reinigungspersonal mitteilt, dass man auf das häufige Wechseln verzichtet. Und mal ehrlich: Wer wechselt denn zuhause jede Woche die Bettwäsche? Ich kann gut zwei Wochen lang dieselbe benutzen.
In der Bordbroschüre informierte Mein Schiff außerdem:
„So sind alle Kabinen und Suiten der Mein Schiff 1 bis Mein Schiff 6 mit Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft, LEDs und Teppichen mit einem Wollanteil von 80 % bestückt. Auf der Mein Schiff 1 und der Mein Schiff 2 sind zusätzlich nachhaltige Textilien Standard: (…). Die gesamte Flotte wird nun sukzessiv mit den nachhaltigen Textilien ausgestattet.“
Der Naturschutzbund NABU veröffentlicht regelmäßig ein Kreuzfahrtranking, das die Fortschritte der Kreuzfahrtgesellschaften bei der Einsparung von Emissionen zeigt. In diesem Vergleich liegt 2022 Aida Cruises auf Platz 2. TUI Cruises, also die Mein Schiff Flotte, auf Platz 5. MSC, eine italienische Kreuzfahrtgesellschaft auf Platz 9, Royal Carribean, eine amerikanische Kreuzfahrtgesellschaft, auf Platz 11.
Landausflüge mit der Kreuzfahrtgesellschaft oder auf eigene Faust?
In fast allen Häfen kann man auf eigene Faust einen Landausflug machen – beispielsweise, indem man entweder zu Fuß, mit dem ÖPNV oder einem Mietwagen beziehungsweise dem Taxi unterwegs ist. Oder man bucht seinen Landausflug über Get your Guide. Bei der Mein Schiff haben wir die Get your Guide Angebote mit den Landausflügen der Kreuzfahrtgesellschaft verglichen: Der Preis an Bord war nicht höher. Darum haben wir uns die Ziele entweder allein oder auf einem Ausflug mit der Mein Schiff angesehen.
Während auf der MSC bei meinen Reisen hauptsächlich Busfahrten angeboten wurden, gibt es auf der Mein Schiff auch Wanderungen und E-Bike-Touren. Eine ähnlich coole Sache hatte ich nur einmal mit der Aida: Einen Foto Walk durch Muscat.
Das Internet an Bord
Bei der Mein Schiff funktioniert nicht nur die App, die man übrigens auch ohne Internetpaket nutzen kann, sehr gut. Auch das Internet auf See ist mindestens akzeptabel. Auf unserer letzten Fahrt nach Schottland und Irland im Frühjahr 2022 mit der MSC habe ich viel Geld dafür ausgegeben und hatte fast nie Internet.
Was mir an Bord der Mein Schiff nicht gefallen hat
Aber auch bei der Mein Schiff ist nicht alles perfekt. Allerdings ist mein Jammern hier auf hohem Niveau:
- In der Kabine gab es nur zwei Steckdosen. Bei sieben Geräten ist das wenig. Wir hatten einen Mehrfachstecker dabei. Wahrscheinlich ist das auf den neueren Schiffen anders.
- Der Fön in der Kabine war so schwach, dass er im Prinzip keinen Nutzen hatte. Aber auf den Kanaren und Kapverden war es warm. Ich habe also nur angeföhnt.
- Im Bad hat es oft gemüffelt. Na gut, das Schiff ist 20 Jahre alt.
- Die schwere Terrassentür bleibt nicht offen. Das ist schade.
- Der frische O-Saft zum Frühstück kostet – das an sich ist nicht schlimm. Ich habe es aber erst erfahren, nachdem ich ihn bestellt hatte. Am zweiten Tag war ich schlauer.
- Gosch Sylt ist zwar ein Inklusivrestaurant, aber so beliebt, dass man eine Viertel Stunde vor Öffnung anstehen sollte, um sicher einen Platz zu bekommen.
- Es gibt tolle Veranstaltungen an Bord: Wein-Schokoladen-Tasting, Rum-Tasting oder auch kulturelle Veranstaltungen. 21 Uhr und danach ist mir aber viel zu spät. Die kulturellen Angebote finde ich übrigens auf der MSC am besten.
- Die anmeldepflichtigen Sportkurse sind sehr oft sehr früh ausgebucht.
Über die Autorin
Bettina Blaß reist gerne mit dem Zug durch Deutschland. Der Norden fasziniert sie immer wieder. Lübecks Altstadt ist ein Quell der Freude – vor allem auch mit den vielen Assoziationen zu Schriftsteller*innen, denn Bettina hat Literatur studiert. Heute arbeitet sie als Journalistin und Trainerin. Sie hat auch schon Bücher geschrieben. Unter anderem „Glücksorte im Teutoburger Wald“ und „Zu Fuß durch Köln“.