Invergordon, so heißt es, sei die langweiligste Stadt in Schottland. Wir waren mit der MSC in Schottland und Irland unterwegs, als wir in dieser Stadt anlegten. Und natürlich hätten wir einen Ausflug nach Inverness oder Loch Ness buchen können. Allerdings haben wir beide Orte schon bei unserer Schottlandrundfahrt gesehen. Und fanden sie nicht so prickelnd, dass wir sie ein zweites Mal hätten sehen müssen. Also haben wir beschlossen, uns Invergordon auf eigene Faust anzusehen.
Die Stadt profitiert von den Kreuzfahrttourist*innen, und entsprechend gut ist man am Hafen aufgestellt: Ein Shop verkauft Whisky, Haggis, Magnete und Marmeladen. An einer Infobox kann man spontan Ausflüge buchen, und ein Highland-Taxi fährt Touristen ins Umland. Es ist also niemand wirklich auf die teuren Landausflüge der MSC angewiesen.
Wir haben uns trotzdem dafür entschieden, im Ort zu bleiben. Ein Tourismusvertreter hat uns eine Infobroschüre mit einem Stadtplan in die Hand gedrückt. Eingezeichnet ist dort der so genannte Mural Trail, der zwar gar nicht so viele Wandbilder mit geschichtlichem Hintergrund zeigt, aber in gut einer Stunde um Invergordon führt. Dabei kommt man durch die High Street, am Strand entlang mit Blick auf die Bohrinseln und durch Wohnviertel. Ländlich und grün mit vielen blühenden Pflanzen wird es am polnischen Kriegsdenkmal. Dort in der Nähe sehen wir auch ein Reh mit großen Sprüngen durchs hohe Gras hüpfen. Dann kommt wieder ein wenig Industrie, eine Landstraße, und schließlich endet man in der High Street mit ihren Murals. Für uns war Invergordon auf eigene Faust völlig ausreichend.
Mit der MSC in Schottland: Landausflug in Greenock
Ähnlich war es in Greenock. Die MSC bietet von dort Landausflüge nach Edinburgh und Glasgow an. Beide Städte haben wir gesehen, also sind wir in Greenock geblieben. Auch dort hat uns eine Tourismusvertreterin empfangen und uns einen Stadtplan mit zwei Spaziergängen in die Hand gedrückt. Wir sind beide Stadtspaziergänge gegangen. Der erste ist nicht ganz zentral und führt an der Esplanade entlang. Dort hat man rechts das Meer und links Häuser. Der Broschüre entnehmen wir, dass hier die teuersten Wohnungen in Greenock sind. Außerdem haben in diesem Viertel viele Politiker und Unternehmer gelebt. Sie waren häufig im Schiffbau tätig.
Zurück in der Stadt gibt es noch einen Geschichtspfad. Er führt vom Stadtzentrum mit Kirche, Rathaus und Brunnen zum James Watt Haus und seiner Statue: Der Erfinder hat maßgeblich zur Erfindung der Dampfmaschine beigetragen und ist in Greenock geboren. Weiter geht der Weg an der Küste entlang, verliert sich dann aber irgendwie Richtung Baker Street. Uns war es dort zu vielbefahrene, als dass wir weiter gehen wollten. Stattdessen haben wir im Supermarkt sehr viel britische Schokolade gekauft: KitKat Orange und Minze beispielsweise, aber auch Cadbury‘s mit Orangen- und Caramelgeschmack und was man eben sonst in Deutschland nicht so bekommt. Zugegeben: Nicht besonders aufregend, aber für einen Tag in Schottland vielleicht authentischer als eine stundenlange Fahrt mit dem Bus in eine größere Stadt.
Mit der MSC in Schottland und Irland ist mein Highlight Orkney
Weißt du, wo die Orkney-Inseln liegen? Sie sind weit im Norden Europas, oberhalb von Schottland, aber noch unterhalb der Shetland-Inseln. Die Orkney-Inseln haben streng genommen nicht zu bieten, außer viel Grün, viel Leere, Schafe und Steinkreise, Standing Stones. Der Grund unserer Schottland-Reise vor einigen Jahren hatte mit der TV-Serie Outlander zu tun. Wir haben damals viele Drehorte besucht und dabei das Land lieben gelernt. Allerdings haben wir nicht einen einzigen Steinkreis gesehen – obwohl es diese auch auf der schottischen Hauptinsel gibt. Gerade die Steinkreise sind in Outlander aber besonders wichtig. Und nachdem ich herausgefunden hatte, dass es auf den Orkney-Inseln mehrere gibt, war für mich klar: ich muss dorthin.
Da kam mir diese Kreuzfahrt sehr recht, denn auf die Orkney-Inseln zu kommen, ist gar nicht so einfach. Man braucht Zeit und Geld, wenn man mit einem Mietwagen und Fähren unterwegs ist. Für ein oder zwei Nächte lohnt sich dieser Ausflug kaum. Auf der Fahrt mit der MSC war die größte Insel einfach Teil der Reise. Hier haben wir das einzige Mal eine von der MSC angebotene Tour gebucht. Ich habe aber auch Reisende gesehen, die mit einem Taxi über die Insel gefahren sind.
Für mich war dieser Ausflug perfekt: Zwei Stunden im Bus, eine halbe Stunde am Ring of Brodgar, Steilklippen, zurück – und dann mit dem kostenlosen Shuttle nach Kirkwall.
Steinkreise und Kirkwall
Die Steinkreise sind faszinierend. Niemand weiß, woher sie kommen, und warum sie da sind. Erinnern sie an ausgestorbene Familien? Oder sind es Landeplätze für Ufos, die vor vielen Tausend Jahren angelegt wurden? Der Ring of Brodgar hat einen Durchmesser von gut 100 Metern, die Steine sind bis zu fünf Meter hoch. Einer wiegt bis zu 30 Tonnen. Wie zum Kuckuck konnten sie aufgestellt werden? Ein Summen wie in Outlander habe ich allerdings nicht gehört. Nur sehr intensives Vogelgezwitscher.
Mit der MSC in Schottland: Kirkwall auf eigene Faust
Kirkwall ist wie Greenock und Invergordon ein Nest. Aber auch hier freut man sich über die Wirtschaftskraft der Kreuzfahrttourist*innen. Diese kommen die Strecke vom Hafen mit einem Shuttle-Bus. Selbst am Sonntag haben in der kleinen Stadt fast alle Läden geöffnet, zumindest so lange, bis das Schiff wieder ablegt. Die Fußgängerzone wirkt dadurch recht belebt, und kaum ein*e Tourist*in kommt ohne Tüte an Bord zurück. Es gibt Kleidung, Dekoartikel und natürlich Schottland-Souvenirs. In einer etwas versteckt liegenden Delikatessenhandlung gegenüber der Kirche kaufen wir Orkney-Whisky und -Gin sowie dort gerösteten Kaffee. In einer schmucklosen, kleinen Halle verkaufen Bewohner*innen handgefertigte Produkte wie Schmuck, Kunst und Marmeladen sowie Käse. Auch dort kaufen wir ein. Bezahlt wird wie fast immer und überall mit der Karte.
Sonst ist in Kirkwall noch die Kirche sehenswert. Sonntags ist sie aber erst ab 13 Uhr geöffnet. Dann gibt es noch die Ruinen des Bischofspalastes und des Grafenhauses. Auch wenn die meisten Gäste sich dort umgesehen haben, ohne ein Ticket zu kaufen: Der Eintritt kostet eigentlich sieben Pfund pro Person. Wir haben ihn gezahlt.