Ehrlich gesagt wollte ich die Kreuzfahrt mit der Mein Schiff zu den Kapverden, nach Madeira und auf die Kanaren gar nicht machen. Auf Madeira und Gran Canaria waren wir schon – jeweils eine gute Woche. Die Kanaren sind mir ansonsten zu pauschaltouristisch. Und die Kapverden hatte ich gar nicht auf dem Schirm. Hinzu kommen meine Bedenken gegenüber Kreuzfahrten, wenn es um das Thema Klima geht. Klar war auf der anderen Seite aber auch, dass wir über Weihnachten weg wollten. Und weil wir im Frühherbst 2022 nicht abschätzen konnten, wie das Coronavirus unsere Urlaubsgestaltung im Winter beeinflussen würde, blieb eben nur eine Kreuzfahrt. Gerade diese bot außerdem ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Also haben wir gebucht.
Voraussichtliche Lesedauer: 14 Minuten
Das Wetter auf der Fahrt mit der Mein Schiff zu den Kapverden
Keine 15 Minuten nachdem wir auf der Mein Schiff zu den Kapverden waren, haben wir beschlossen, nie mehr mit einer anderen Kreuzfahrtgesellschaft eine Schiffsreise machen zu wollen. Denn nirgendwo lief der Buchungs- und Boardingprozess bisher geschmeidiger. Und das sollte auch die ganze Reise über so bleiben. Was nicht in der Hand der Kreuzfahrtgesellschaft liegt, ist das Wetter beziehungsweise der Seegang. Unsere Fahrt von Gran Canaria nach Madeira war sehr wackelig. Deutlich schlimmer wurde aber die Überfahrt zu den Kapverdischen Inseln, die ein gutes Stück weiter im Süden liegen. An diesem Tag war ich froh, eine Reisetablette eingepackt zu haben.
Davon abgesehen war es im Dezember spätsommerlich warm – sowohl auf Madeira als auch auf den Kanaren. Und auf den Kapverden sowieso. Da hatten wir uns ein wenig in der Wettervorhersage getäuscht und zu viele warme Klamotten, aber zu wenige T-Shirts, kurze Hosen und Röcke eingepackt.
Was man auf dieser Reise alles sieht
Die Kreuzfahrt kann man für eine oder für zwei Wochen buchen. Als wir an Bord waren, haben die meisten Passagiere nur den Teil zu den Kanaren und nach Madeira mitgemacht. Das ist natürlich erstens günstiger, zweitens je nach persönlichen Wünschen auch sinnvoll. Denn in dieser Woche jagt ein Highlight das nächste: Madeira, Santa Cruz de La Palma, La Gomera, Santa Cruz de Tenerife und Las Palmas auf Gran Canaria. Das heißt, man sieht in kurzer Zeit echt sehr viel.
Wer länger an Bord bleibt und mit der Mein Schiff zu den Kapverden fährt, muss Seetage mögen. Denn man fährt zwei Tage hin und zwei Tage zurück. Hinzu kommt: Die Kapverdischen Inseln sind ganz nett, können aber nicht mit den Kanaren und Madeira mithalten, was die touristische Infrastruktur anbelangt. Außerdem waren wir am 25. Dezember da. Das ist auf den Kapverdischen Inseln ein wichtiger Weihnachtsfeiertag. Heißt: Es gab keine geöffneten Cafés oder Museen. Ich war froh, dass wir an diesem Tag einen Landausflug gebucht hatten. Allerdings waren wir mit dem E-Bike auf der Insel unterwegs. Es war im Wesentlichen heiß, sehr windig und staubig.
Warum die Reise mit der Mein Schiff zu den Kapverden gerade für Kreuzfahrtskeptiker*innen gut ist
Wer nicht gerne Kreuzfahrten macht, weil man an vielen Häfen darauf angewiesen ist, mit einem Bus hinauszufahren oder den Zielort bei einem teuren Landausflug zu erkunden, ist auf dieser Strecke sehr gut aufgehoben. Denn außer auf Santiago kann man alle Häfen zu Fuß verlassen. Das ist einfach sehr komfortabel. Auf Santiago war ein Shuttle-Bus ins Zentrum eingerichtet – nicht gerade zum Schnäppchenpreis, aber für eine akzeptable Summe. Das bedeutet also: Wer nicht will, muss in keinem Hafen einen Landausflug kaufen, und kann trotzdem viel entdecken.
Für mich war die Reise außerdem eine Art Offenbarung, weil ich das erste Mal Landausflüge gemacht habe, bei denen man nicht stumpf im Bus mit großen Gruppen sitzt. Die MSC bietet solche Ausflüge leider viel zu wenig an. Auf der Aida hatten wir einmal eine echt coole Fotoexkursion – zu dritt! Mit der Mein Schiff waren wir in Gruppen von etwa 20 Leuten auf La Gomera wandern oder auf Sao Vicente und La Palma E-Bike fahren. Das waren wunderbare Ausflüge, bei denen wir aktiv waren, viel gesehen und auch erfahren haben.
Noch ein Pluspunkt: Die Landausflüge sind so angelegt, dass man auf jeden Fall noch ausreichend Zeit hat, davor oder danach auf eigene Faust die Zielorte zu erkunden. Das macht das Kreuzfahrterlebnis zumindest für mich individueller.
Was an Bord geboten wird
Die Reise mit der Mein Schiff zu den Kapverden ist übrigens auch für diejenigen interessant, die keine Lust auf Landausflüge haben. Denn das Angebot an Bord ist groß. Es ist zwar nicht unbedingt besser als auf der MSC oder der Aida, aber auch nicht schlechter. Wir haben beispielsweise eine Rundtour durch die Spezialitätenrestaurants gemacht. Aber auch eine Rum- und eine Sushiverkostung. Bei der Rumverkostung haben wir zum Beispiel Rum von Martinique und Barbados, einen von der Domenikanischen Republik und einen Rum von Kuba getrunken. Auch aus Panama hatten wir einen Rum und aus Guatemala sogar einen, der 23 Jahre lang gelagert worden war. Das ist schon ein spezieller Genuss.
Außerdem haben wir Wein mit Valrhona-Schokolade gepaart probiert – auch das ein Genuss. Und um die unnötigen Kalorien wieder abzutrainieren habe ich im Fitnessstudio, in Kursen mit Trainer*innen – für die man sich am besten früh anmeldet – und in Videokursen im Fitnessraum funktionelles Ganzkörpertraining und Pilates gemacht.
Mein Fazit: Obwohl ich so skeptisch war, als wir buchten, war das die beste Kreuzfahrt, die ich bisher gemacht habe. Würde ich sofort wieder machen!
Makaronesien oder Makaronesische Inseln nennt man die Region, in der die Azoren, Madeira, die Kanaren und die Kapverden liegen. Das ist zwar eine ziemlich große Region. Aber es gibt dort viele Gemeinsamkeiten in der Tier- und Pflanzenwelt. Darum spricht man auch von einer biographischen Region.