The Bär: Ehrenfelds Ginbar bietet mehr als 200 Gins

Marcos hinter der Theke im The Bär

Was gibt es eigentlich an einem Sonntag Schöneres, als auf eine Tasse Kaffee und Kuchen das Haus zu verlassen? In Ehrenfeld gibt es dafür natürlich viele Möglichkeiten. Relativ einzigartig dürfte aber das Angebot der Kölner Gin- und Cocktailbar The Bär sein: Dort gibt’s an Sonntagen neuerdings nämlich auch Kuchen und Törtchen – und derzeit beispielsweise Glühgin. Oder eben Kaffee mit Schuss, wenn man das wünscht. Allerdings muss man sich davor anmelden, sonst ist möglicherweise nicht genügend Gin vorrätig.

Kein Whiskey, kein Rum – einfach nur Gin in der Bar in Ehrenfeld

The Bär hat ein immer an die Saison angepasstes Angebot. Im Sommer werden die Terrassentüren zur Straße geöffnet – jetzt im Winter fährt Marcos Rivas eben die Gemütlichkeitsoffensive. Er lebt seit 13 Jahren in Köln, gebürtig ist er aus Buenos Aires, Argentinien. Und er legt auf eines Wert: „Wir servieren ausschließlich Gin“, sagt Marcos. Etwa 220 verschiedene Sorten gibt es im The Bär, 400 oder 500 sind Marcos Ziel. Und, ganz wichtig, im The Baer gibt’s den one and only Ehrenfeld Mule: „Du kannst nicht sagen, dass du in Ehrenfeld warst, bevor du ihn nicht getrunken hast.“ Ich habe mich mit Marcos unterhalten:

Nach welchen Kriterien kaufst du Gins fürs The Bär ein?

Das kann ich gar nicht so genau sagen. Manche lasse ich mir empfehlen. Manchmal finde ich die Zutaten interessant. Vielleicht gefällt mir auch nur die Flasche oder das Etikett. Ich kaufe also ein, was mir irgendwie gefällt.

Hast du Lieblingsgins?

Mehrere. Im Moment mag ich besonders gerne den Napure Rye aus Finnland. Er wurde vor einigen Jahren zum besten Gin der Welt gewählt – zurecht, finde ich. Außerdem bin ich gerade sehr begeistert von einem argentinischen Gin, Fuerza Goucha. Ich bin stolz, dass wir eine der ersten Bars weltweit sind, die diesen Gin anbieten können. Er schmeckt nach argentinischen Kräutern, etwas nach Minze, nach Mate, nicht nach Wacholder.

Welcher deiner Gins ist besonders ungewöhnlich?

Wir haben in unserer Gin-Bar einige aus den 1960er Jahren, sie sind also sehr alt – und sie stehen nicht auf der Karte. Außerdem haben wir einen Monkey 47 Distillers Cut. Diesen Gin gibt es nur in limitierter Abfüllung. Es gehört großes Glück dazu, eine Flasche zu bekommen. Der Preis für einen halben Liter steigt schnell auf bis zu 200 Euro.

Gin-Tasting im The Bär

An jedem dritten Samstag im Monat gibt es ein Gin-Tasting mit bis zu 16 Leuten. Dabei werden fünf verschiedene Gins probiert, also jeweils 2 cl. Außerdem sind Wasser und Fingerfood im Preis enthalten. Das Tasting dauert zweieinhalb Stunden, und Marcos erzählt einiges zur Geschichte des Gins und der vorgestellten Gins. Zum Abschluss bekommt jeder Teilnehmer einen Gin Tonic. Preis: 49 Euro pro Person.

Wie trinkst du Gin?

Ich trinke grundsätzlich eher wenig. Das ist als Barbesitzer auch sinnvoll. Früher habe ich gerne Gin Tonic getrunken, aber irgendwann kommt einem Tonic-Geschmack auch zu den Ohren raus. Cocktails kann man auch nicht immer trinken. Am liebsten trinke ich Gin pur auf Eis. Oder vielleicht als Negroni, also mit Martini oder Campari – gerne mit einem Schuss Olivensaft, damit er nicht ganz so trocken ist.

Warum eigentlich Gin? Warum nicht Whiskey, Wodka oder Rum?

Whiskey mag ich nicht. Wie soll ich etwas verkaufen, das ich nicht mag? Wodka finde ich langweilig. Wodka ist nur ein Geschmacksträger. Als Wodka vor 15 Jahren angesagt war, kam niemand auf die Idee, eine Wodkabar aufzumachen, und das mit gutem Grund. Eine Rumbar kann ich mir vorstellen. Aber es ist eben Gin geworden.

Und was, wenn der Gin-Trend irgendwann vorbei ist?

Du meinst, es wird dann in einer Millionenstadt überhaupt niemand mehr Gin trinken? Keiner? Glaube ich nicht. Darum mache ich mir keine Gedanken. Wir haben ja auch keine Konkurrenz. Es gibt zwar viele Bars und Kneipen in Köln, und speziell natürlich in Ehrenfeld. Aber keine mit unserem Angebot. Trotzdem glaube ich, dass viele kleine Destillerien schließen werden müssen, wenn der Gin-Trend irgendwann wieder abflaut.

Ihr habt ja auch home infused Gin im The Bär. Was muss man sich darunter vorstellen?

Ja, wir haben ungefähr 14 Gins, in die wir Botanicals gegeben haben, um einen eigenen Geschmack zu kreieren. Dazu habe ich viel experimentiert. Es ist nicht so einfach, wie es klingt, denn manche Botanicals muss man länger einlegen als andere, um einen ausgewogenen Geschmack zu bekommen. Wir haben beispielsweise Erdbeer-Minze oder Erdbeer-Kakao, Basilikum-Ingwer oder Lavendel.

Gewusst? Ins The Bär kommen mehr Frauen als Männer. Außerdem läuft die Bar im Winter besser als im Sommer. Auch darum hat Marcos jetzt den Gingarten vor der Tür eröffnet: Hier kann man ab dem späten Nachmittag ein kühles Getränk genießen – und sogar sein eigenes Essen verzehren. Besteck und Teller gibt es von The Bär. Direkt nebenan ist übrigens die Cocktailbar Königsblut. Als Konkurrenz sehen sich die beiden nicht. Manchmal leiht man sich sogar eine Gurke oder Eis – mit unterschiedlichen Zielgruppen kommt man sich eben nicht ins Gehege.

Mate im Gin: Principe de los Apostoles

Mate kennen viele als erfrischende Limo. In Argentinien ist Mate-Tee jedoch viel mehr: Es ist ein Nationalgetränk. Kein Wunder, dass Mate auch eine grundlegende Zutat im Gin Príncipe de los Apostoles. Ihn hat Claas von Zombory erstmals in einer Bar in Buenos Aires, der argentinischen Hauptstadt getrunken. „Ich war wie elektrisiert“, erzählt mir der Berliner bei einem Gin-Tasting im The Bär. „Als ich den Inhaber fragte, was ich da trinke, zeigte er mir eine Flasche. Nebenbei erwähnte er, dass das sein eigener Gin sei. Heute ist die Bar Floreria Atlantico eine der besten der Welt, und schon mehrfach zur besten Bar Südamerikas gewählt worden – und Príncipe de los Apostoles Gin hat es immerhin bis Deutschland geschafft. Denn Claas, der einige Jahre in Argentinien gearbeitet hatte, wusste nach diesem Drink, was er künftig machen wollte: Nicht mehr am Schreibtisch sitzen, sondern Spirituosen aus Lateinamerika importieren. 

Argentinischer Gin ist noch eine Rarität in Deutschland

„Mir war klar, dass ich besondere Gins im Angebot haben muss, um am Markt zu bestehen“, sagt er. Lateinamerikanische Spirituosen sind in Deutschland noch eher ungewöhnlich. Das liege auch daran, dass viele Destillerien nur kleine Mengen herstellen – zu klein, um nach Europa zu exportieren. „Gleichzeitig mussten sie aber gut genug sein, um die Kosten für den Transport zu rechtfertigen“, sagt Claas. Príncipe de los Apostoles war dafür ein guter Einstieg. Allerdings ließ sich Renato Giovannoni, der Chef ein bisschen bitten: Claas hat mehrere Gespräche mit ihm geführt, seine Familie kennengelernt, ihn nach Deutschland eingeladen. Dann irgendwann war klar, dass sie kooperieren würden.

Principe de los Apostoles erst in Berlin – und schon bald danach in Köln

Claas ging mit dem Gin zunächst in Berlin Klinken putzen. „Die Gastroszene in der Hauptstadt ist toll, weil die Leute neugierig sind“, sagt er. So konnte er sich einen Namen machen und von dort aus die Bundesrepublik erobern. In Köln war der argentinische Gin übrigens schon früh zu haben. Denn Marcos, der Inhaber von The Bär in Ehrenfeld, ist Argentinier. Es war klar, dass er den Gin aus seiner Heimat ganz schnell ausschenken wollte. Ich habe ihn darum sogar schon im Frühsommer 2019 kennengelernt. Marcos war so über Monate die einzige Bar in Köln, die ihn im Angebot hatte.

Drei Mal Principe de los Apostoles – drei Mal anders

Was mir bis zum Tasting, zu dem ich eingeladen war, nicht klar war: Es gibt verschiedene Sorten Príncipe de los Apostoles Gin.

  1. Da ist zunächst der Gin mit 40,5 Prozent Alkohol, den man üblicherweise mit Tonic trinkt oder in einen Cocktail mischt. Ich finde, die Minze und der Eukalyptus machen Mund und Nase kühl, Koriander und Mate geben dem Getränk das Erdig-Herbe. Der Mate kommt übrigens frisch vom Baum und ist nicht wie für den Tee getrocknet und gehäckselt, sagt Claas. Er wird sieben bis zehnTage eingelegt, Minze und Eukalyptus dagegen nur vier Stunden. Am Ende kommen beide Flüssigkeiten zusammen in die Brennblase. Diesen Gin mischt Marcos zum Beispiel mit Holundersirup, Minze, Limette und Tonic zu einem Cocktail.
  2. Die identischen Zutaten sind in der zweiten Sorte. Der Unterschied: Er hat 53 Prozent. Das Interessante daran ist, dass er viel feiner, fast milder schmeckt als der erste. Und er ist definitiv viel zu gut und auch zu teuer, um ihn mit Tonic zu mischen. Man sollte ihn pur genießen, vielleicht als Aperitif. „Die Berliner Bars mischen ihn auch gerne mit weißem Wermut“, sagt Claas. Den produzieren die Macher von Príncipe de los Apostoles Gin übrigens auch – genau für diesen Fall.
  3. Verrückterweise sind auch in der dritten Sorte die exakt identischen Zutaten enthalten. Trotzdem schmeckt auch dieser ganz anders, obwohl er mit 42 Prozent sehr nah am ersten Gin liegt. „Bei diesem wurden die Mazeratzeiten verändert“, sagt Claas. Das ist die Zeit, die die Botanicals, also Minze oder Mate eingelegt werden. Das Ergebnis ist ein Weihnachtsgin, der in limitierter Auflage mit 600 Flaschen pro Jahr hergestellt wird, eine echte Rarität also.

Claas von Zombory importiert übrigens auch Mezcal und Pisco. Er hat Getränke aus Mexiko, Bolivien, Argentinien, Chile und hoffentlich ab Sommer 2020 auch aus Brasilien im Angebot. Sein Hauptgeschäft macht er zwar mit Bars und Großabnehmern. Er verkauft aber auch an Privatleute. Mehr Infos auf seiner Homepage imexory.com

Der Artikel aus dem Juni 2019 wurde im Dezember 2019 aktualisiert.

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