Mit dem Zug durch den Norden von Mecklenburg-Vorpommern

Rostock

Flache Hügel nur wenige Kilometer außerhalb der deutschen Hauptstadt, lebendige Städte, weite Felder und ganz viel Wasser. Das alles kannst du auf einer Reise mit dem Zug durch den Norden von Mecklenburg-Vorpommern erleben. Das Besondere bei dieser Reise: Du kannst sie in Regionalzügen zurücklegen. Heißt: Die Züge sind nicht so teuer wie ein IC oder ICE. Nachteil: Du kannst häufig keinen Sitzplatz reservieren. Darum ist es sinnvoll, diese Reise außerhalb der Ferien zu machen. 

Durch den Norden von Mecklenburg-Vorpommern
Durch den Norden von Mecklenburg-Vorpommern

Wie lange du in Mecklenburg-Vorpommern unterwegs bist, hängt von deinem Zeitbudget ab. Ich hatte eine Woche und bin darum jeden Morgen weitergereist, um möglichst viel zu sehen. Wenn man die früheren Züge nimmt, hat das den Vorteil, dass sie üblicherweise nicht so voll sind. Außerdem kommt man dann so am nächsten Ziel an, dass man noch genügend Zeit hat, um sich vor Ort umzusehen. Aber natürlich kann man diese Reise auch auf zehn oder 14 Tage ausdehnen. Dann bleibt man an jedem Ort länger, hat aber auch höhere Kosten. Schließlich musst du irgendwo übernachten und mindestens einmal am Tag etwas essen.

Zu dieser Reise inspiriert hat mich übrigens das Buch “Die schönsten Reisen mit dem Zug” (Werbe-Link). Darin wird dir Strecke durch MeckPomm vorgestellt. Ich habe sie nur leicht abgeändert. Das Buch hat mir der Verlag kostenlos zur Rezension zur Verfügung gestellt.

Start in der Großstadt Rostock

Meine erste Fahrt bringt mich von Berlin nach Rostock und somit an die Küste in Mecklenburg-Vorpommern. Mit über 200.000 Einwohner*innen ist Rostock eine Großstadt. Das zentrale Leben spielt sich in der Altstadt mit ihren restaurierten Häusern, der Marienkirche und dem Rathaus ab. Diesen Teil der Stadt mit der Fußgängerzone kann man in etwa 40 Minuten leicht zu Fuß erkunden. Die Fußgängerzone führt durch die Kröpeliner Straße bis zum Brunnen der Lebensfreude. Dort suchten bei meinem Besuch im Hochsommer besonders viele Rostocker*innen Abkühlung. Die Erwachsenen saßen im Schatten und freuten sich über die Gischt, die Kinder liefen mitten ins Nass hinein. Hier wurde gesungen, dort gab es Eis. Ein Ort, der seinem Namen Ehre macht.

Am Stadthafen in Rostock
Am Stadthafen in Rostock

Aber was wäre Rostock ohne das Wasser? Darum gehört ein Spaziergang am Stadthafen auf jeden Fall zu einem Rostock-Besuch dazu. Dort gibt es einige Restaurants, und im Sommer auch Essensstände mit Sitzgelegenheit am Wasser und der Chance auf einen schillernden Sonnenuntergang. Falls du keinen Hunger hast, kannst du dort auch bei einem Aperol oder einem anderen Getränk chillen.

Übernachten in Rostock: ich habe im ziemlich neuen B&B übernachtet. Das erreicht man vom Hauptbahnhof kommend mit der Straßenbahn. Von dort ist man zu Fuß schnell im Stadthafen und am Neuen Markt.

Stralsund: Wie aus dem Bilderbuch oder zu Tode restauriert?

Mein nächster Stopp in Mecklenburg-Vorpommern ist Stralsund. Die historische Innenstadt ist im Prinzip auf drei Seiten von Wasser umgeben. Vom Bahnhof kommend erreicht man sie zu Fuß über den Tribseer Damm. Ich finde die Altstadt von Stralsund entzückend. Ich kenne aber auch Stimmen, die der Meinung sind, es sei dort zu viel renoviert worden. 

Das Zentrum der Altstadt ist der Alte Markt. Dort ist auch das Rathaus mit seinen filigranen Spitzen. Es lohnt sich, einmal um die Altstadt herum zu spazieren, um möglichst viel von der Stadt zu sehen, und nicht nur das touristenüberlaufene Zentrum. Ich bin dazu vom Tribseer Damm  über die Mühlenstraße und weiter zum Knieper Tor gegangen. Von dort aus bin ich weiter in den Hafen und dann durch die Altstadt und am Frankenwall durch den Park zurück.

Einen Besuch wert ist das Stralsund Museum, das man vom Keller bis in den dritten Speicher besichtigen kann. Im Eingangsbereich zeigt ein Film, wie aufwändig es war, das Haus zu renovieren: Die Statik musste wiederhergestellt werden, Dachpfannen hat man gereinigt, Decken abgestützt. Sehr romantisch ist außerdem das Johanniskloster oder das, was man davon sehen kann, sowie die umliegenden kleinen Häuschen mit den liebevoll gepflegten Gärten davor. 

Essen und Trinken in Stralsund

Was in Stralsund etwas zu kurz kommt, sind gastronomische Angebote und Übernachtungsmöglichkeiten, die bezahlbar sind. Ich habe darum im Intercityhotel übernachtet. Das ist okay, aber etwas in die Jahre gekommen. Dafür ist die Lage top und die Mitarbeiter waren ausgesprochen nett. Gefrühstückt habe ich nach meiner Ankunft aus Rostock in der Bäckerei Junge in der Altstadt an der Langenstraße. Das war üppig und gut. Fürs Abendessen war’s zumindest in Bahnhofsnähe schwierig. Darum gab’s Falafel auf die Hand, die ich im Park gegessen habe.

Ruhe in Mecklenburg-Vorpommern auf Rügen

Die Kreidefelsen auf Rügen kennt natürlich jeder. Und wer sie noch nie gesehen hat, sollte dort unbedingt hin und durch die Buchenwälder spazieren. Weil ich sie schon kannte, und mir die Hotels an der Ostseeküste zu teuer waren, bin ich bei meiner Zugfahrt durch Mecklenburg-Vorpommern von Putbus nach Lauterbach gefahren. Und zwar mit dem Rollenden Roland, einem Dampfzug. Darauf hatte mich ein Mitreisender gebracht – und ja, diese Fahrt ist etwas Besonderes. Man sollte mit Dampfzügen fahren, so lange es sie noch gibt. Durch die Felder erreicht dieser ächzende und stöhnende Zug in etwa 15 Minuten Lauterbach/Mole.

Dort ist nicht viel los, um nicht zu sagen: nichts. Aber es gibt dort einen Pfad der Muße und Erkenntnis, der durch den dichten Wald und ab und zu auch ans Ufer führt. Der Weg ist nicht ausgeschildert. Aber er führt an 19 Stationen vorbei. Die Wegbeschreibung kann man im Badehaus kaufen – was ich nicht gemacht hatte. Mit den Anhaltspunkten “ehemaliges Ferienlager” und “Schutzeiche” bin ich auch so mit Google Maps gut zurechtgekommen – habe aber natürlich alle Stationen verpasst. Es lohnt sich also, sich die Beschreibung zu holen.

Wilder Wald auf Rügen

Muße und Erkenntnis hatte ich trotzdem, denn ich war nahezu alleine im Wald unterwegs. Auf der gesamten Strecke bin ich nur einem Paar begegnet. Und ja, es kann verdammt einsam werden, so umgeben von den hohen, schweigenden Bäumen. Besonders nach der Schutzeiche wurde der Weg außerdem ziemlich abenteuerlich, denn hier lagen viel Bäume quer über den Weg. Ich habe sie umrundet oder bin darüber gestiegen. Nachträglich war das alles ganz okay. Vor Ort hatte ich einen etwas erhöhten Puls, glaube ich. Traurig ist das Ende des Weges, da flaniert man an vielen Gräbern vorbei. Die dort Begrabenen sind überwiegend Ende 1945, Anfang 1946 gestorben. Ich habe gelesen, dass es Menschen waren, die direkt nach dem zweiten Weltkrieg auf der Flucht aus den östlichen gebieten in Rügen ankamen. Viele starben durch Typhus, das in den Gemeinschaftsunterkünften ausgebrochen war.

Das ist heute zum Glück kaum noch vorstellbar. Schon gar nicht in diesem ruhigen Ort. Besonders gut hat mir in Lauterbach übrigens die Möglichkeit gefallen, Obst, Gemüse und Marmelade auf Vertrauensbasis zu kaufen. Da steht also ein Schränkchen am Wegesrand, daneben eine Kasse für die Münzen. Ich hatte überreife und zuckersüße Mirabellen. Und sie waren köstlich. Sehr gut zu Abend gegessen habe ich im Hafenrestaurant zum Kleinen Leuchtturm. Ein Hotel in Putbus möchte ich euch nicht empfehlen. In meinem Badezimmer war sehr viel Schimmel.

Mit dem Zug durch Mecklenburg-Vorpommern: Weiter nach Greifswald

Blick vom Turm über Mecklenburg-Vorpommern
Blick vom Turm über Mecklenburg-Vorpommern

In Greifswald, meinem vorletzten Stopp in Mecklenburg-Vorpommern, läuft man eine gute Viertel Stunde vom Bahnhof in die Stadt. Hier sind die wichtigsten Sehenswürdigkeiten rund um die Lange Straße und den Marktplatz. Besuchenswert ist der Dom St. Nikolai. Dort kannst du den Turm besteigen. Das ist durchaus spannend, denn die Treppen sind steil, oben muss man sich durch eine niedrige Tür schlängeln, der Rundgang ist schmal – und der Blick von oben ist weit. Du solltest aber Münzen dabei haben, um den Eintritt bezahlen zu können. Wechselgeld war bei meinem Besuch ein Problem. 

Ein Muss ist auch ein Fischbrötchen von Fisch 13 in der Nähe des Marktplatzes. Das Bistro ist preisgekrönt und kombiniert Fisch mit Pflaumenmus oder Himbeeren. Klingt schräg, ist aber lecker. Einen Besuch Wert ist außerdem in der Nähe des Marktes der Laden Kunst design etcetera. Dort gibt es unter anderem regionale Spirituosen, aber auch viele andere schöne Dinge, die man zugegebenermaßen nicht unbedingt braucht. Gut gefallen hat mir außerdem das Weinhaus am Markt für einen Aperitif. Daneben ist eine Pizzeria, die durchaus gut ist.

Ein Hotel möchte ich euch für Greifswald nicht empfehlen. Meines war zwar günstig und lag mitten in der Fußgängerzone, aber es war ein sehr schmales Zimmer mit einem Einzelbett.

Letzter Stopp in Mecklenburg-Vorpommern: Usedom

Ich gestehe, dass ich mit mir gehadert habe, ob ich den Stopp Usedom wie im Buch beschrieben mitnehmen soll oder nicht. Denn mein erster Aufenthalt auf der Insel war wenig erfreulich. Die Landschaft hat mir zwar gefallen, die touristische Infrastruktur aber nicht. Und die Menschen fand ich sehr gewöhnungsbedürftig. Auch heute tue ich mich noch schwer damit, ein Bundesland, in dem in der heutigen Zeit Flüchtlingsunterkünfte angezündet werden, als Urlaubsziel zu empfehlen. Zuletzt ist das dort im Oktober 2022 in Groß Strömkendorf geschehen.

Trotzdem: Ich habe also einen Stopp auf Usedom gemacht, und zwar in Koserow. Vom Bahnhof zu meinem Hotel, einem Best Western, waren es etwa 15 Minuten zu Fuß. Die Hotelanlage ist riesig, etwas puffelig, aber ich hatte ein nettes, kleines Zimmer mit einem Balkon, auf dem ich etwas gearbeitet habe. Vom Hotel konnte man in etwa zehn Minuten an die Küste gehen. Dank eines Regentages waren dort nicht viele Leute unterwegs. Mein Weg führte mich dort zu Sadewassers Räucherhütte. Im Regen, aber unter einer Markise, saß ich mit Blick auf das Meer bei einem Lachsfrühstück. Herrlich. 

Von dort führte mich der Weg durch den Wald und teils brusthohe Farnsträucher zurück zum Hotel. In Koserow ist außerdem das Café La Fleur mit gutem Kuchen und regionalen Produkten wie beispielsweise Sanddornsenf – köstlich. Gegessen habe ich abends im Oberdeck Würzfleisch au fou, eine regionale Spezialität aus Steak, Hack und Käse mit Fritten, die mehr als satt macht. Aber eben auch lecker ist. Hatte mir eine Freundin empfohlen, die schon lange in Berlin lebt.

A propos Berlin: Von Koserow hat mich der Zug zum Abschluss in die Hauptstadt zurückgebracht. Und Berlin ist ja eigentlich immer einen Aufenthalt wert, nicht?

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