Mecklenburg-Vorpommern: Tagesausflug von Usedom nach Rügen

Alleen auf Usedom
Alleen auf Usedom
Alleen auf Usedom

Ich war skeptisch: Sollten wir wirklich von Usedom nach Rügen fahren? Und das, obwohl wir nur ein verlängertes Wochenende auf der zweitgrößten deutschen Insel verbrachten? Obwohl die Anreise von NRW zeitintensiv ist und man selbst dann Stunden im Auto sitzt, wenn man bis Berlin geflogen ist? Auch nach Rügen sind es von Usedom nochmals gute zwei Stunden – obwohl die Straße meistens gut ausgebaut ist. Wir haben uns trotzdem dafür entschieden.

  1. Weil Usedom nicht ganz unseren Erwartungen entsprach.
  2. Weil wir so bald nicht mehr in diese Ecke kommen werden: Für verlängerte Wochenenden ist die Anreise zu lang, längere Auszeiten verbringen wir lieber an entfernteren Zielen. Also: Auf nach Rügen!

Getreu dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ mieden wir zunächst Schnellstraßen, um etwas vom Land zu sehen. Entzückend sind die Alleen, speziell im Spätherbst, wenn die Blätter rot und golden leuchten und zu Boden fallen. Auch der Ort Usedom ist am frühen Morgen hübsch, die Peenestraße führt an nett-restaurierten Häuschen vorbei. Schade nur, dass der Metzger vor einigen Wochen zugemacht hat. Das „Wir schließen“-Schild hängt noch in der Tür.

Usedom
Usedom

Idyllisch oder zerfallen?

Allerdings sieht es so hübsch nicht überall aus. Im Gegenteil: Viele Straßen sind mühsam geflickt, an ihrem Rand stehen unbewohnte Häuser. Manche zerfallen schon, andere wurden lange nicht renoviert. Manche mögen das idyllisch finden. Ich hatte eher den Gedanken, dass der Aufschwung Ost, die einst versprochenen blühenden Landschaften, hier nie ankamen.

Vielleicht ist das ein Grund, dass sich ein Teil der Bevölkerung in Vorpommern-Greifswald abgehängt fühlt, dass man bei der Landtagswahl 2016 eine rechtspopulistische Partei zur zweitstärksten Kraft im gewählt hat. Aus meiner Sicht ist das ist besonders absurd in einer Region, in der Tourismus so wichtig ist: Gut fünf Milliarden Euro Bruttoumsatz werden in Mecklenburg-Vorpommern nach Informationen der Landesregierung mit Touristen gemacht. Etwa 170.000 Arbeitsplätze hängen hier nach Angaben der SPD am Tourismus. Mecklenburg-Vorpommern ist der Deutschen liebstes Urlaubsziel geworden, der Anteil ausländischer Gäste liege bisher jedoch bei nur drei Prozent.

Tee aus Pommerland

Auf unserem Weg von Usedom nach Rügen fahren wir aufs Land, nach Pulow, einem Ortsteil von Lassan. Dort gibt es auf dem Gelände einer ehemaligen Schweinezucht den kleinen Laden von Kräutergarten Pommerland. Dahinter steht eine Genossenschaft, die seit 15 Jahren nach biologischen Grundsätzen Kräuter anbaut und als Tee verkauft: Fastentee, Jahreszeitentee, Frauentee – im Kräutergarten Pommerland findet jeder sein passendes Getränk.

Nach diesem Zwischenhalt geben wir Gas, sobald wir wieder auf einer zweispurigen Straße ohne Grasnarbe in der Mitte sind. In Stralsund fahren wir über die Brücke nach Rügen, auf die größte deutsche Insel. Hat man schon auf Usedom kaum das Gefühl, auf einer Insel zu sein, ist das auf Rügen noch deutlich ausgeprägter, schon alleine, weil man die Insel auf einer Schnellstraße durchquert. Erst in Sagard wird es für uns ländlich: Die Straßen schlängeln sich jetzt durch kleinste Orte, auf Straßen, die rechts und links oft gesäumt sind von Wiesen und Bäumen. Unser Ziel ist Hagen, denn dort parkt man sein Auto, um umweltverträglich mit dem Pendelbus zum Königsstuhl und der Kreidefelsenküste zu fahren.

Sparfüchse kaufen kein Ticket fürs Besucherzentrum. Sie gehen von der Bushaltestelle am Ziel einige hundert Meter nach rechts weg. Von dort hat man einen Blick auf die Kreidefelsen und den 1118 Meter hohen Königsstuhl. Wer pro Person 8,50 Euro bezahlt, darf auf den Königsstuhl selbst. Ich finde, man hat von dort einen schöneren Blick nach rechts und links, aber das mag Geschmacksache sein. Außerdem kommt man mit diesem Ticket ins Besucherzentrum, eine Art Wissenschaftsmuseum, in dem man viel lernt über die Tiere vor Ort, über die Wasserbeschaffenheit, die Bäume und einige Steine. Ich habe zwar meinen Spaß bei diesem Rundgang, aber eigentlich zieht es mich mehr nach draußen: Denn alles, was hier in den dunklen Räumen beschrieben wird, kann ich dort mit eigenen Augen erleben.

Wanderung durch die Buchenwälder auf Rügen

Darum beschließen wir auch spontan, nicht den Pendelbus zum Auto zurück zu nehmen, sondern die etwa drei Kilometer durch den Buchenwald zu Fuß zu gehen: Es ist ein herrlicher Spätherbstnachmittag, die Sonne strahlt durch die bunten Blätter, die noch an den Bäumen hängen, wir gehen vorbei an einem See, an Pilzen auf Baumstämmen, wandern auf einem dicken Teppich bereits gefallener Blätter. Ab und zu kommen uns auf dem hervorragend beschriebenen Weg andere Spaziergänger entgegen, aber die meiste Zeit sind wir hier allein mit einer bezaubernden Natur. Die Buchenwälder gehören übrigens mit Waldgebieten in der Ukraine, in Thüringen oder Hessen seit 2011 zum UNESCO Weltnaturerbe.

Da wir nicht sofort auf die Schnellstraße zurück wollen, fahren wir weiter auf den schmalen Sträßchen über Land bis Sassnitz. Auf einem kostenpflichtigen Parkplatz am Ortsrand parken wir erneut und gehen zu Fuß Richtung Promenade. Für die hiesige Gastronomie sind wir zu früh: Die Pizzeria hat noch geschlossen, das Café gegenüber schon zu. Dafür ist Sassnitz sehr schön renoviert mit Kopfsteinpflaster und frischem Anstrich. Lieblich sieht es hier aus, so wie ich mir die Ostseeinseln vorgestellt hatte.

Das Restaurant Fährblick an der Strandpromenade direkt am Wasser hat zum Glück schon geöffnet. Die Inneneinrichtung wirkt ein bisschen verstaubt, aber der Sassnitzer Pannfisch mit Dorsch, Lachs und Seelachs ist lecker, und die Bewirtung scheint sich über unseren besuch zu freuen. Wir bleiben nicht lange die einzigen Gäste, bald schon sind auch die Tische um uns herum besetzt. Schließlich fahren wir über den schmalen Landstreifen, der den Jassender Bodden von der Ostsee trennt, bis Zirkow und dann zurück, um in Bergen auf die Schnellstraße Richtung Usedom einzubiegen. Ich bin ein wenig traurig, dass wir so wenig von Rügen gesehen haben. Aber in vier Tagen schafft man eben nicht alles.

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