Ab Samstag zeigt das Museum Ludwig die Kunstausstellung von Roni Horn. Sie wurde 1955 in New York geboren und fasziniert viele mit ihren vielfältigen Werken. Roni Horns Exponate haben schon weltweit für Aufsehen gesorgt – von Paris über Barcelona bis Guangdong. Ihre Ausstellung „Give me Paradox or give me death“ gibt jetzt in Köln einen Einblick in ihre Arbeit – und zwar anhand von über 100 Exponaten.
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Gewusst?
Der Titel lehnt sich an ein Zitat von Patrick Henry an. Er sagte: „Gebt mir Freiheit oder den Tod“. Henry war ein Vertreter der US-amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung. Im Ausstellungstitel wurde „Freiheit“ durch „Paradox“ ersetzt, was die beiden Begriffe gleichstellt. Ein Paradox ist ein scheinbar unauflöslicher Widerspruch.
Fotografien, Zeichnungen, Skulpturen – Roni Horn ist nicht auf eine Arbeitstechnik festgelegt. Der Schwerpunkt der Ausstellung in Köln liegt jedoch auf den Zeichnungen. Viele zeigen abstrakte Formen, die paarweise angeordnet sind. Die Zeichnungen variieren in der Größe von kleinen Postkarten bis hin zu großen Wandbildern. Für letztere hat sie Monate oder sogar ein Jahr gebraucht, um sie fertigzustellen. Mich erinnern die großen Bilder an Labyrinthe oder Landkarten.
Porträts von Roni Horns Nichte
Ein besonderer Teil der Ausstellung sind die 96 Porträts von Roni Horns Nichte Georgia, entstanden zwischen 1997 und 2000. Diese Serie bietet einen Einblick in die Vielfältigkeit der menschlichen Mimik. Deutlich wird auch, wie ähnlich sich Nichte und Tante sehen. Und nein: Rechts und links vom Betrachter hängen nicht die identischen Bilder. Sie sind vielmehr mit einem kurzen Zeitverzug entstanden.
Kunst trifft Text
Roni Horn spielt auch mit der Kombination aus Bild und Text. In ihren Collagen vermischt sie Bilder mit Augenzeugenaussagen, einer Kurzgeschichte zu einer Kuckucksuhr oder mehrfach mit dem Satz „I am paralyzed with hope“. Diese Werke sind für mich das eigentliche Highlight der Ausstellung. Sie habe ich mir gerne und lange angesehen und immer wieder neue Elemente darin entdeckt.
Roni Horns Blick auf die Themse
In 15 großformatigen Fotos widmet sich Roni Horn außerdem dem Wasser der Themse in London. Sie verdeutlichen Roni Horns Faszination für die Natur und ihre Veränderlichkeit. In einem Videovortrag erfährt man mehr über das, was das Element Wasser für sie bedeutet.
Der größte Raum zeigt zudem eine Installation, „Untiteld“. Hier liegen zehn violett-blaue, runde Glaskörper im Raum und schaffen eine fast meditative Atmosphäre. Manche Besucher*innen werden sie ebenfalls mit Wasser assoziieren.
Mich persönlich haben zudem Aluminiumstäbe neugierig gemacht, auf denen Gedichte von Emily Dickinson stehen. Zum einen ist das eine interessante Verbindung von Kunst und Literatur, die auch bei den Collagen oder einem Teil der Ausstellung, der „Hack wit“, was etwa „zerstückelter Scharfsinn“ bedeutet, deutlich wird. Zum anderen habe ich zwei Staffeln der traumhaften Serie Dickinson gesehen, die das Leben der Dichterin beschreibt, die ich vorher nicht kannte. Insofern hat mich die Kombination doppelt beeindruckt.
Mein Geschlecht geht niemanden etwas an. Das ist mir schon als Kind bewusst geworden. Ich erkannte, dass die gesellschaftlichen Konventionen weitgehend auf der Festlegung des Geschlechts beruhen, und wusste, dass ich das nicht akzeptieren kann.
Roni Horn in der Begleitbroschüre zur Ausstellung
Sprache ist neben Natur und Identität übrigens ein Fokusthema im Schaffen von Roni Horn. Stefan Charles, Beigeordneten für Kunst und Kultur bei der Stadt Köln, betont den Punkt der Androgynität Roni Horns und ihrer Werke, also dem Zusammenfallen von männlichen und weiblichen Attributen: „Damit passt die Ausstellung sehr gut nach Köln“, sagt er. Denn hier verstehe man das.
Mehr als nur Bilder
Ich rate dazu, sich die Werke mit dem Begleitheft zu erschließen. Denn selbsterklärend oder einfach zu verstehen, finde ich die Ausstellung nicht. Das PDF kannst du dir aufs Handy laden. Alternativ bietet das Museum Führungen und Kunstdialoge an.