Städtetrip nach Cannes – ganz ohne Bling-Bling

Blick über Cannes

Roter Teppich, Filmfestspiele, Stars in verdunkelten Limousinen – vergesst das ganze Bling-Bling. Bling-Bling, das ist das Wort, das die Franzosen und Französinnen für unser Schickimicki benutzen. Und auch wenn Ihr das vielleicht erst einmal nicht glauben mögt: Cannes hat viel mehr zu bieten als diese Scheinwelt. Dazu muss man sich allerdings von der Croisette, dem Boulevard am Meer, wegbewegen – zum Beispiel in die Rue Meynadier. Dort gibt es noch inhaber*innengeführte Läden – und es wird einiges an Leckereien angeboten: frische Ravioli, Käse, Trüffel oder lange Würste.

Der Markt der Leckereien in Cannes

Tipp: Wer das französische Cannes nicht alleine entdecken möchte, kann das mit eine Einheimischen zusammen machen. Auf der Plattform CannesGreeters  kommt Ihr mit ihnen in Kontakt.

Le Suquet: Cannes‘ Herzstück

Le Suquet
Le Suquet

Vom Markt aus sind es nur noch wenige Meter in die Altstadt, die hier Suquet genannt wird. Das Gewirr an Gassen, die sich um den Hügel schlängeln, versetzt Besucher*innen in eine andere Zeit. Vor den pastellfarbenen Fassaden kommen die sattgrünen Pflanzen auf den Fensterbänken und vor den Türen besonders gut zur Geltung. Die Altstadt von Cannes gehört übrigens zu den 1000 Orten, die man gesehen haben sollte, bevor man stirbt. „Allerdings“, so weiß die Buchautorin Christine Cazon, „sind hier fast nur noch noch Airbnb-Wohnungen“. Ein Problem, das man aus immer mehr Städten kennt. Cazon, die in Deutschland geboren ist, aber schon seit 2005 in Frankreich lebt, thematisiert das auch in ihrem gerade erst erschienenen Roman Das tiefblaue Meer der Cote d’Azur. 

Buchtipp für Cannes: Der sechste Fall für Kommissar Duval

Ich hatte einen Krimi erwartet, eine spannende Suche nach dem Täter – und war nach den ersten Seiten ein bisschen überrascht: Lesende wissen quasi sofort, wer der Mörder ist, und warum er den jungen Fischer in einer Ferienwohnung im Suquet getötet hat. Was soll jetzt noch kommen, fragte ich mich – und war ein zweites Mal überrascht, als ich feststellte, dass der Roman von Christine Cazon  gesellschaftskritisch wurde: Da geht es um eine Stadt, in der sich Superreiche von Yachten bis zur Loyalität von Polizist*innen nahezu alles kaufen können. Um eine Stadt, in der Fischer die Hoffnung auf bessere Zeiten verloren haben. Es geht um verschmutzte Strände, immigrierte Strandhändler und darum, wie man am besten Ratatouille kocht. Die Zutaten kauft man logischerweise auf dem Forville Markt. Christine Cazon beschreibt in ihrem Buch Cannes so realistisch, dass ich mir kaum eine bessere Vorbereitung auf den Tag in der Stadt hätte wünschen können. Tatsächlich hatte ich das Gefühl, schon einmal in der Stadt gewesen zu sein, so vertraut war mir der Suquet, der Strand mit seinen Restaurants, der Markt. Und davon abgesehen nimmt der Roman auf den letzten ungefähr 100 Seiten nochmal so richtig Fahrt auf. Dann passieren einige unerwartete Dinge, und am Ende kommt alles anders, als man denkt. Der KiWi-Verlag hat mir das Buch kostenlos zur Rezension überlassen.

Das bestgehütete Geheimnis von Cannes

Womit ich in Cannes trotz der guten Vorbereitung nicht gerechnet hatte, das war, ein kleines Paradies zu finden, und zwar in Form einer Insel vor der Küste. Um genau zu sein: Dort liegen zwei Inselchen. Auf der einen ist ein Kloster, auf der Mönche Wein und Olivenöl herstellen. Die andere ist ein Ferienziel für Schulkinder und ein Naturschutzgebiet, in dem man herrlich am Meer entlang oder durch die Wäldchen wandern kann. Sainte-Maguerite heißt diese zweite Insel, mit der Fähre erreicht man sie in 15 Minuten. Die Hin- und Rückfahrt kostet 15 Euro. Das ist nicht wenig, hilft aber auch dabei, die Besucherströme zu kanalisieren. Sainte-Maguerite war früher eine Militärbasis, darum gibt es hier auch eine Festung. Wer will, kann sie besichtigen. Ich finde es jedoch schöner, auf der Insel einen ausgiebigen Spaziergang zu machen und dem Plätschern der Wellen zu lauschen.

6 Tipps für Cannes

  • Die Pressestelle Cannes rät: „Bevor man einen Städtetrip nach Cannes plant, sollte man sich informieren, ob es eine Konferenz, ein Festival oder einen Kongress anstehen. Außerhalb dieser Zeiten sind die Hotels und Restaurants in Cannes nämlich viel günstiger“.
  • Der nächste Flughafen zu Cannes ist Nizza. Von dort fährt ein Direktbus in die Stadt.
  • Von Cannes kommt man schnell und günstig mit dem Zug ins Zentrum von Nizza oder mit dem Bus nach Grasse.
  •  Im Musée de la Castre auf dem Altstadthügel hängen einige Gemälde, die zeigen, wie sich die Stadt in den vergangenen Jahrhunderten entwickelt hat. Außerdem gibt es hier einen Turm, von dessen Plattform man die ganze Küste und die Stadt überblicken kann.
  • Christine Cazons Tipp für Cannes ist: „Die Plat du Jour ist ein Tagesgericht, das es in sehr vielen Restaurants in der Stadt gibt. Das ist in der Regel gut und günstig“. Über das Essen an der Cote d’Azur lest Ihr mehr in einem anderen Artikel.
  • Im Tourist*innenbüro könnt Ihr ganz hinten rechts Bilder vor einem virtuellen Hintergrund machen. Also auf dem roten Teppich oder vor einer Fotografengruppe. Ganz lustig – wenn man doch ein bisschen Bling-Bling mitnehmen möchte.

Die Pressestelle der Stadt Cannes hat uns ins Museum und zum Mittagessen eingeladen sowie die Fahrt mit der Fähre für uns bezahlt.

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