Städtetrip an die Cote d’Azur: Nizza

An der Promenade
An der Promenade
An der Promenade

Wenn die Sonne scheint, erübrigen sich alle Fragen. Dann ist das Wasser vor Nizza türkis und verläuft fern am Horizont in das Dunkelblau des Himmels. Spätestens dann versteht man, warum die Küste Côte d’Azur, also azurblaue Küste, heißt. Nizza, die fünftgrößte Stadt in Frankreich, kokettiert mit diesem Blau: Die Stühle an der Promenade des Anglais, Fensterläden, Markisen – sie alle sind blau. Wer zu Fuß durch die Altstadt und über die Promenade bummelt, stellt das sehr schnell fest.

Nizzas Hauptattraktion: die Altstadt

In der Altstadt gibt es den großen Blumenmarkt und unzählige Restaurants. Je enger die Gassen zwischen den gelben und roten Häusern sind, desto eher scheint man durch eine einzige Fressgasse zu gehen: Jeder Zentimeter außerhalb der Hausmauern wird genutzt, um Tische und Stühle aufzustellen. Hier gibt es besonders oft die traditionelle Küche der Region: Socca, die knusprigen Kichererbsenfladen, oder Pan Bagnat, ein Brötchen mit Thunfisch und Gemüse. Beides kann man auch auf die Hand nehmen.

Die Restaurants, Bistros und Cafés in der Altstadt von Nizza sind zu jeder Tageszeit voll. Auch Regen und kühle Temperaturen halten hier niemanden davon ab, draußen zu sitzen, im Notfall werden eben die Heizpilze eingeschaltet. Mehr über die Küche der Côte d‘Azur lest Ihr bald in einem anderen Artikel.

An einem Zugang zur Altstadt, der Place Massena ist übrigens eine Kunstinstallation: Nachts leuchten hier Männerskulpturen auf Säulen. Kein Einzelfall: Denn am Place Massena hält die Linie 1. Und wo sie hält, ist Kunst. Einen Stop weiter beispielsweise sieht man am Himmel blaue und grüne Lichterketten. Es lohnt sich also, bei Dunkelheit den Straßenbahnschienen zu folgen, um so noch einen anderen Blick auf die Stadt zu bekommen.

Stadtrundfahrt durch Nizza und weiter bis Villefranche-sur-Mer

Nizza entdeckt man ganz gut mit dem Hop on Hop off Bus. Bevor Ihr dort aber ein Tagesticket kauft, rate ich zum Kauf eines French Riviera Passes  für einen Tag. Der kostet zwar sieben Euro mehr als das Busticket, dafür ist noch der Eintritt in einige Museen enthalten, und es gibt Vergünstigungen in manchen Läden. Das lohnt sich also.

Mir hat am Hop on hop off Ticket außerdem gefallen, dass der Bus in der Hauptsaison bis nach Villefranche-sur-Mer fährt. Auf der Strecke geht es entlang der Küste, und man sieht so noch Dörfchen mit roten und gelben Fassaden in einer Bucht am türkisblauen Wasser. Die Busstrecke führt bis zur der Zitadelle, der Ausstieg dort lohnt sich: Sie ist ein Füllhorn an Mittelmeerfarben. Hier ist übrigens auch das Rathaus des Dorfes untergebracht. Ich kann mir kaum einen schöneren Ort für ein Rathaus vorstellen. Der Eintritt in die Zitadelle ist übrigens kostenlos. Dort gibt es auch einige kleine Museen. Weil ich aber den Ausblick vom Hügel auf das Dorf am Wasser kunstvoll genug fand, wollte ich gar nicht in die kühlen Ausstellungsräume.

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Große Kunst in Nizza

Zurück in Nizza widmeten wir uns der Kunst: Im Matisse Museum müsste man die Genehmigung einholen, bevor man ein gemachtes Foto veröffentlicht. Ich habe darum auf Fotos der Kunstwerke verzichtet. Mir hat sich diese Geschichte eingeprägt: Als Matisse in Nizza ankam, regnete es einen Monat lang, und er war nahezu verzweifelt wegen des schlechten Wetters. Doch weil einmal der Himmel aufriss, und er das Licht sah, für das die Côte d‘Azur berühmt ist, blieb er drei weitere Monate. Nach der langen Regenperiode konnte er kaum fassen, welches Glück er hatte, weil er dieses Licht jeden Morgen aufs Neue sehen durfte.

Deutlich besser hat mir das Chagall-Museum gefallen: großformatige Bilder in leuchtenden Farben, viel Blau, Gelb und Rot. Sehr schön. Mir waren aber die Audioguide-Erklärungen zu den Bildern zu lang. Allerdings weiß ich jetzt, dass Chagall aus einer russischen, jüdischen Familie kommt. Ein guter Übergang zur nächsten Sehenswürdigkeit: In Nizza steht nämlich die größte russisch-orthodoxe Kirche außerhalb Russlands. Ihre grün-blauen Zwiebeltürme und das viele Gold lassen vergessen, dass man in Südfrankreich ist. Innen ist das Fotografieren verboten. Darum müsst Ihr mir einfach glauben, dass dort viel Gold zu sehen ist, und viele mit Sand gefüllte Becken, in denen dünne, hohe Kerzen brennen. Wenn man in die Spitze des höchsten Zwiebelturms sehen möchte, muss man übrigens den Kopf weit in den Nacken legen: Dann scheint es, als ob der Blick direkt in den Himmel geht.

Achtung: Der Hop on Hop off Bus hat einen Haken: Ich finde, die Haltestellen werden nicht klar genug genannt und sind auch nicht auf den ersten Blick erkennbar. Über Kopfhörer heißt es zwar: „Wir erreichen gleich die nächste Haltestelle“, dass das aber sofort beim nächsten Stopp des Busses ist, ist aus dem oberen Geschoss nicht ersichtlich. Wir sind darum versehentlich an einer Haltestelle vorbeigefahren und hätten die folgende auch fast verpasst.

Nizza mit einem Greeter entdecken

Wer keine Lust auf eine Busfahrt hat, kann mit einem Greeter die Stadt entdecken. Das sind Menschen wie du und ich, die Touristen ihre Stadt nahebringen wollen. Estelle, die ehrenamtlich in mehreren Organisationen aktiv ist, ging mit uns in die Kathedrale in der Altstadt, in den Palais Lascaris und auf den Schlosshügel. Von dort hat man einen guten Blick auf die Villen der Reichen in den großen Parks, auf die Häuser, in denen die echten Nizzaer leben, und auf die Altstadt, wo man meint, von einem Dach zum anderen springen zu können. Auf dem Weg nach unten kommt man übrigens an einem jüdischen Friedhof vorbei, dessen weiße Grabmale aus der Ferne wie kleine Häuser aussehen. Übrigens gehört die Altstadt in Nizza zu den 1000 Dingen, die man gesehen haben sollte, bevor man stirbt.

Die drei Stunden mit Estelle gingen schnell vorbei, und wenn uns nicht schon die Köpfe von den vielen Informationen gebrummt hätten, hätte Estelle uns sicherlich noch viel mehr gezeigt. Damit ein Treffen mit einem Greeter ein gutes, langbleibendes Erlebnis ist, sollte man schon bei der Kontaktaufnahme einige Dinge klären. Dazu schreibe ich bald mehr in einem anderen Artikel .

Gut zu wissen: 7 Tipps für Nizza

Tipp 1: Ankunft in Nizza

Es fahren Busse direkt vom Flughafen in die Stadt. Das Ticket kostet sechs Euro. Kaufen kann man es am Ausgang von Terminal 1 direkt nach der Tür auf der linken Seite. Später im Jahr soll auch eine Straßenbahn ins Stadtzentrum führen.

Tipp 2-4: Unterwegs in der Stadt

  • Die Fußgängerampeln brauchen ewig, um grün zu werden. Kein Wunder, dass alle bei Rot gehen.
  • Wir hatten mit den Giro- und Kreditkarten Probleme, sowohl beim kontaktlosen Bezahlen als auch mit PIN. Sinnvollerweise hat man also mehr als eine Karte und ausreichend Bargeld dabei.
  • Wer Mineralwasser bestellt, muss dafür logischerweise bezahlen. Wasser ohne Kohlensäure gibt es in sehr vielen Restaurants kostenlos. Man fragt nach einem Glas oder einer Karaffe Wasser.

Tipp 5: Laufen in Nizza

Die Promenade des Anglais ist super, um zu laufen. Über den leichten Hügel am Schlossberg kommt man bis zum Hafen. Am Wasser entlang führt der Weg bis Villefranche sur Mer – wenn man denn eine weite Strecke plant. Morgens früh an der Promenade sieht man Angler und Fischerboote, andere Läufer, Fahrradfahrer und Frauen, die auf den blauen Stühlen sitzen und sich schminken. Manchmal ist das Rauschen des Meeres lauter als der Verkehr der Autos auf der anderen Seite.

Tipp 6: Übernachten in Nizza

Wir haben im The Jay Hotel by Happy Culture geschlafen, und zwar verdammt gut. Trotzdem ist das Hotel nicht perfekt: Der Frühstücksbuffet ist sehr klein, und man hängt eher in den Sesseln, als dass man sitzt. Man sieht dem Hotel außerdem an, dass es in einem alten Haus eingezogen ist. An einigen Stellen im Flur sollte der Teppichboden ersetzt werden, und manche Wände könnten eine neue Tapete brauchen. Unser Zimmer war jedoch recht gemütlich, die Lage ist gut, und nachmittags gibt es Kaffee, Tee und Gebäck frei Haus – wenn man schnell genug ist.

Tipp 7: Unterwegs ins Umland

Von Nizza aus fahren Busse für 1,50 Euro nach Monte Carlo, Grasse und Cannes. Oder man nimmt den Zug, der meist etwas schneller ist, dafür aber einige Euro mehr kostet. In Grasse ist der Bahnhof allerdings nicht im Zentrum.

Das Office de Tourisme Métropolitain Nice Côte d’Azur hat uns einen French Riviera Pass für 24 Stunden zur Stadtentdeckung kostenlos überlassen und uns zu einem typischen Lunch in die Altstadt eingeladen.

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