Ein Wasserstraßenkreuz? Und dann auch noch das größte der Welt? Das darfst du dir in Minden nicht entgehen lassen. Denn dort wird der Mittellandkanal in einer Art Flussbrücke über die Weser geführt. Besucher*innen können am Kanal entlang gehen und haben von Aussichtsplattformen einen guten Blick auf das Über und Unter der Flüsse.
Für mich ist das Wasserstraßenkreuz sogar die Hauptattraktion in Minden.
Tipp: Das Wasserstraßenkreuz ist nicht in der Stadt. Darum sollte man mit dem Auto dorthin fahren.
Wenn du dir lieber die Stadt im äußersten Norden von Nordrhein-Westfalen ansehen möchtest, lohnt sich ein Spaziergang entlang der wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Dazu beginnst du am Besten am Weserufer. Falls du mit dem Auto unterwegs bist, kannst du es am Parkplatz Schlagde abstellen. Von dort bist du in wenigen Minuten in der Fischerstadt. Sie entstand als Vorstadt, weil sich dort früher Fischer und Schiffsmüller ansiedelten. Heute ist die Fischerstadt noch geprägt durch schmale Straßen und Gassen, kleine Häuser und Fachwerk.
Das Mindener Kreuz im Dom
Nach einem Bummel durch die Vorstadt gehst du Richtung Zentrum. Dazu überquerst du den Grimpenwall und gehst über den Johanniskirchhof. Von dort orientierst du dich Richtung Dom. Der Mindener Dom sieht etwas ungewöhnlich aus, finde ich, weil er keinen typischen Glockenturm hat. In der Kirche fällt das Kreuz über dem Altar auf: Jesus sieht zufrieden aus, nicht wie häufig leidend. Es ist auch kein Blut am Kreuz zu sehen, und auch die Dornenkrone fehlt. Das Mindener Kreuz ist darum etwas Besonderes.
Es lohnt sich außerdem der Spaziergang um den Dom herum, denn auf der Rückseite ist eine hübsche Ecke, in der man das Mauerwerk studieren kann. Dort sieht man beispielsweise einige Steine, die noch die Signatur ihres Steinmetz tragen. Und einen Türbogen, der nie zu Ende gebaut wurde und irgendwie sinnlos an dieser Stelle wirkt.
Vom Dom zum historischen Rathaus in Minden
Am Haupteingang des Doms wird dir rechts ein moderner Bau ins Auge fallen, der irgendwie den Blick auf das historische Rathaus zu versperren scheint. Tatsächlich ist das neuere Gebäude aus den 1970er Jahren ein Anbau des Rathauses und steht unter Denkmalschutz. Ich finde es ziemlich häßlich. Aber das mag Geschmacksache sein.
Richtung historisches Rathaus erreichst du den Marktplatz. Dort solltest du eine Runde drehen und dich an den Fassaden der Kaufmannshäuser erfreuen. Nicht alle sind so alt, wie sie scheinen, aber so oder so sind sie schön. Links vom Rathaus hängt eigentlich die europäische Friedensuhr. Sie wurde mit einem Stück Stoff in den Farben der Ukraine verhüllt, nachdem Russland das Nachbarland überfallen hat und seitdem dort ein Krieg geführt wird.
In die Oberstadt zum Buttjer
Genau gegenüber des Rathauses führt die Martinitreppe in die Oberstadt. An ihrem Ende steht der Mindener Buttjer, die Skulptur eines frechen jungen Mannes, barfuß, der dort abzuhängen scheint. Tatsächlich lebten in der Oberstadt früher die einfacheren Menschen, die eine eigene Sprache sprachen. Buttjer stand auch für “Arbeiter” – im Gegensatz zu den Kaufleuten, deren Häuser unten am Markt standen. Und die Buttjersprache war entsprechend die Sprache der Arbeiter. In der Oberstadt war man ganz froh, wenn die feinen Menschen nicht alles verstanden, was man sagte.
Hier oben erreicht man über den Martinikirchhof das Schnurrviertel. Das Viertel war früher nicht gut angesehen. Heute gilt es als alternativ. Die Bewohner*innen organisieren Veranstaltungen und schmücken die Straßen mit vielen Pflanzen und Fähnchen. Durch die Ritterstraße erreicht man das Museum der Stadt, das sich über mehrere renovierte Häuser erstreckt. Links über den Papenmarkt kommt man zum Hansehaus aus dem 16. Jahrhundert mit seinem charakteristischen Treppengiebel. Die nächste Straße links führt dich zum so genannten Windloch. Hier gabelt sich die Straße und es bricht sich der Wind. Außerdem steht hier eines der sehenswertesten alten Häuser – klein, windschief und irgendwie anrührend. Dort lebte seinerzeit ein Musikant. Seine Aufgabe war nicht nur das Orgelspiel in der Kirche. Sondern auch der Blick darauf, dass in der Martinikirche nebenan alles seine Richtigkeit hatte: Er läutete beispielsweise die Glocken und war eine Art Feuerwache.
Von dort geht es an der Kirche vorbei den Martinikirchhof hinunter. Links, leicht zu übersehen, führt eine enge Treppe ins so genannte Hofviertel. Hier geht man an schmalen Häusern vorbei nach unten. Übrigens auch ein sehr netter Ort für ein Abendessen in einem der Restaurants dort. Vom Marktplatz gehst du zurück zum Bahnhof oder zum Parkplatz.
Minden: gut zu wissen
Minden ist Verwaltungssitz des Kreises Minden-Lübbecke und liegt in Ostwestfalen (OWL) und somit in Nordrhein-Westfalen. Die Grenze zu Niedersachsen ist in einigen der umliegenden Orte in Sichtweite. Von Minden nach Bielefeld sind es knapp 50 Kilometer, nach Hannover sind es etwa 80 Kilometer. Minden gehört touristisch betrachtet zur Urlaubsregion Teutoburger Wald. Die Stadt hat 82.000 Einwohner*innen. Sie wurde um 800 vor Christus gegründet und war zunächst Bischofssitz. Die Stadt ist für mich ein Glücksort, den ich in meinem neuen Buch (Werbe-Link) vorstelle.