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Nevada hat gleich zwei Attraktionen, die nah beisammen liegen: den Hoover Dam und Las Vegas. Wer in dieser Gegend ist, sollte sich auch Lake Mead ansehen. Dieser See ist quasi das Rückhaltebecken für den Hoover Dam und dementsprechend menschengemacht. Im Juni 2023 fehlten ihm allerdings 70 Prozent seines Wassers. Schuld daran ist der Klimawandel: zu heiß, zu wenig Schnee, der im Frühjahr schmilzt und beispielsweise über den Coloradao River Wasser zuführt. Schön ist der See trotzdem: Rot und weiß ragen die Felsen aus dem blauen Wasser. Leider sollte aber alles, was weiß ist, eigentlich unter Wasser sein. Den Klimawandel bekommt man hier also deutlich vor Augen geführt. Auch wenn die Damen im Visitor Center sagen, der Klimawandel finde so oder so statt, und sei nicht nur vom Menschen verursacht.
Welche Folgen der Klimawandel hat, wird hier noch an anderer Stelle deutlich: Am Ufer des Lake Mead ist nämlich eine Fischzucht. Eigentlich. Allerdings erreichen die Pumpen das Wasser nicht mehr, und darum werden hier derzeit keine Fische gezüchtet. Es muss erst eine neue Pipeline gebaut werden.
Blick von oben auf den See
Tipp: Während ich die Marinas am Lake Mead nicht sehenswert fand, ist der Spaziergang auf dem Historic Railroad Trail bei Abendlicht ganz schön. Von dort oben hat man einen schönen Blick über den See. Wir sind den Weg allerdings nur bis zum ersten Tunnel der ehemaligen Bahnstrecke gegangen.
Vom Hotel Hoover Dam Lodge führt ein Weg auf den Bahnwanderweg hinunter. Das Hotel bietet sich als Zwischenstopp an, um Lake Mead und Hoover Dam in Ruhe zu besichtigen, bevor man nach Las Vegas fährt. Die Hoover Dam Lodge ist nicht besonders schön. Im Erdgeschoss ist ein Casino. Aber unser Zimmer war sauber und ordentlich. Das Hotel gehört zu Boulder, einer kleinen Stadt in Nevada, die ehrlich gesagt nicht viel zu bieten hat und vom Hotel mit dem Auto etwa 10 Minuten entfernt liegt.
Hoover Dam mit Führung – zwischen Nevada und Arizona
Vom Hotel aus ist man schnell am Hoover Dam, der auf der Grenze zwischen Arizona und Nevada liegt. Hier wird der Colorado River gezähmt, um das Wasser für Energie und Landwirtschaft zu nutzen. Die Wasserkraft versorgt Los Angeles mit Strom. Wer sich das technische Wunderwerk ansehen möchte, sollte wissen, dass das Auto vor der Einfahrt auf das Damm-Gelände kontrolliert wird. Das heißt, Security-Leute schauen ins Auto und in den Kofferraum. Am Besucher*innenzentrum geht man durch eine Sicherheitskontrolle wie am Flughafen.
Wer die lange Führung mit Gang durch die Wartungstunnel machen möchte, kann die Tickets nicht online kaufen. Es empfiehlt sich besonders am Wochenende, gegen halb neun vor dem Visitor Center zu stehen, um bei der ersten Tour dabei zu sein. Die lange Tour dauert etwa eine Stunde und beginnt mit einem kurzen Film im Kino. Danach sieht man die Turbinen, Fluchtwege und noch viel mehr. Die 30 US-Dollar pro Person lohnen sich also.
Tipp: Wer das Auto im Schatten des Parkhauses abstellen möchte, zahlt zusätzlich 10 US-Dollar.
Auf dem Weg zurück zur Ausfahrt gibt es einen Parkplatz, von dem man auf die Brücke kommt, um den Hoover Dam in seiner vollen Größe bestaunen zu können.
Las Vegas kann man machen. Muss man aber nicht
Vom Hoover Dam nach Las Vegas ist es nicht weit. Allerdings finde ich, man muss dort keinen Stopp einlegen – und schon gar nicht wie wir für zwei Nächte. Wobei man vermutlich beim ersten Aufenthalt dort so wie ich vor etwa 15 Jahren eine totale Reizüberflutung erleidet. Jetzt, beim zweiten Mal, fand ich es überwiegend schrecklich.
Das begann mit unserem Hotel an, dem Rio All-Suite, das etwa 15 Minuten vom Strip zu Fuß entfernt liegt. Die Bilder auf hotels.com zeigen unter anderem frische, junge Zimmer mit viel Türkis. Ich bin sicher, ein solches Zimmer gebucht zu haben. Was ich bekam, was ein ältliches, braun-grünes Zimmer, das unfassbar nach Rauch stank. Ich bin sofort zurück zur Rezeption und habe mich beschwert. Das zweite Zimmer roch nicht, war aber noch immer ältlich braun. Auf meinen zweiten Vorstoß an der Rezeption bekam ich die Antwort, dass das Hotel eben älter sei und die Bilder in den Hotelbuchungsportalen geschönt seien. Tauschen könne ich leider nicht, das Hotel sei ausgebucht.
Das Einchecken hat übrigens gut 30 Minuten gedauert. Zwar hatte ich morgens einen Link zum Online-Check-in bekommen, aber während ich eincheckte, ist ein technischer Fehler aufgetreten. An den Check-in-Automaten in der Lobby hieß es, mein Reisepass sei abgelaufen. Und so musste ich eben in die lange Schlange an der Rezeption.
Unfassbar finde ich außerdem, dass man eine Ressortgebühr inHöhe von 40 US-Dollar pro Tag bezahlen muss, selbst wenn man die Poollandschaft nicht nutzen möchte. Aufgrund der Höhe des Preises hätten wir sie sehr wohl genutzt, obwohl wir eigentlich nicht wollten. Aber es gab keinen einzigen Sonnenschirm bei vom Himmel knallender Sonne und 34 Grad Celsius. Also haben wir‘s gelassen. Allerdings wird dadurch der Zimmerpreis natürlich deutlich teurer. Das einzig Gute, was ich über dieses Hotel sagen kann ist: Die Gin Tonics an der Bar sind ihr Geld wert.
Hauptsehenswürdigkeit in Nevada: der Strip in Las Vegas
Der Strip ist in etwa das Stück des Las Vegas Boulevard, das zwischen dem Luxor Hotel und dem Wynn Las Vegas Hotel entlang zieht. Hier leuchten nachts die Lichter am nachgebauten Eiffelturm, das Venetian bringt italienisches Flair in die Wüste von Nevada und am Bellagio tanzen seit Jahrzehnten die immer gleichen Wasserfontänen zu kitschiger Musik.
An den Straßenkreuzungen drängen sich so viele Menschen, dass man Probleme hat, über die Straße zu kommen. Schlechte Cocktails kosten hier um die 29 US-Dollar. Aber viele Bars haben kein Bar-Menü und die Gäste erfahren so auch nicht den Preis ihrer Getränke – bis sie bezahlen.
Auf den Bürgersteigen stehen Frauen in Samba-Kostümen und suchen Männer, die sich gegen Geld mit ihnen fotografieren lassen. Andere verteilen Karten mit den Telefonnummern von Prostituierten. Hinzu kommen insbesondere die Besucher*innen von Las Vegas. Sie kleiden sich häufig so, als ob sie Teil dieses Wirtschaftszweigs sein wollten. Außerdem riecht es überall nach Gras, denn Nevada hat Marihuana legalisiert. Zwischen all das mischen sich natürlich die Casinos. Kurz gesagt: Ich fand‘s total gräßlich.
Wo Las Vegas gar nicht so schlecht ist
Las Vegas ist aber nicht nur so. Es gibt dort beispielsweise
- mehrere Outlet Center. Wir waren in dem im Norden, das angelegt ist, wie ein Dorf und fast ein bisschen an Roermond erinnert. Levis, Tommy Hilfinger, Polo Ralph Lauren und viele andere gibt es dort günstiger als in Europa. Das gilt ganz besonders für Levis.
- den Art District. Hier gibt es viel Kunst an den Fassaden, kleine und größere Restaurants und Cafés, speziell rund um den Art Square. Auch Live Musik hört man hier oft.
- China Town ist zwar nicht so authentisch wie in anderen Städten, aber trotzdem einen kurzen Bummel wert. Wir haben dort im Baby Stack Cafe sehr gute Pancakes gefrühstückt. Es gibt aber auch andere Restaurants dort – und nicht so viele Tourist*innen.
- Fremont Street Experience ist das alte Las Vegas oder Las Vegas Downtown. Die Straße ist von einer riesigen Leinwand überspannt, auf der bunte Bilder und Filmsequenzen ablaufen. Es ist brechend laut und ziemlich voll, auch hier stehen überwiegend nackte Frauen und Männer auf der Straße und lassen sich gegen Geld fotografieren. Aber es ist nicht so schrecklich wie auf dem Strip, sondern irgendwie noch ganz unterhaltsam.
Tipp: Wer sich die App riderRTC herunterlädt, kann sich Bustickets kaufen. Sie kosten 8 US-Dollar für Tourist*innen für einen Tag (Stand 7/2023). Der Bus fährt unter anderem vom Strip zur Freemont Street Experience. Dafür braucht er lange. Dafür bekommt man im Prinzip eine Stadtführung. Unterwegs kann man am Art District aussteigen.