Gondeln, Kanäle und Massentourismus: Ist es wirklich eine gute Idee, ein verlängertes Wochenende in „La Serenissima“ zu verbringen? So wird Venedig, die Stadt im Norden von Italien, auch genannt. Auf deutsch übersetzt bedeutet das: die Durchlauchtigste. Der Wortstamm ist jedoch von „serena“ kommend Gelassenheit.
Und gelassen, freundlich, heiter habe ich die auch die Menschen erlebt, mit denen man es als Tourist*in dort zu tun hat. Davon abgesehen hat mir Venedig so gut gefallen, dass ich dort nochmals hinfahren werde – trotz Overtourism. Ich war sogar schon einmal in Venedig – einen Tag während unseres Interrailtrips. Und diese Zeit war viel zu kurz. Was den Reiz der Stadt ausmacht, liest du hier.
Tag 1: Ankunft und Fahrt ins Herz Venedigs
Angekommen am Flughafen Marc O’Polo in Venedig, also im Nordosten von Italien, startet das Abenteuer bereits mit einer Fahrt mit dem Wasserbus. Um zu den vielen Inseln und Inselchen zu kommen, die die Altstadt von Venedig und die Lagune formen, folgt man einfach den blauen Linien auf dem Boden, die direkt zum Wasserbus führen. Tickets bekommt man am Automaten bei der Gepäckausgabe oder direkt am Anleger.
Tipp: Die Tickets sind am Automaten etwas günstiger als online. Das gilt auch für den Mehrtagespass für die Wasserbusse. Ihn gibt es auch an Kiosken.
Unser Geheimtipp: Sant‘Elena
Unser Hotel lag in Sant‘Elena, einem ruhigen Viertel fernab des touristischen Trubels. Sant‘Elena ist der perfekte Ort, um das authentische Venedig zu erleben und die Seele der Stadt jenseits der Massen zu entdecken. Dabei sind es zum Markusplatz nur etwa drei Stationen mit dem Wasserbus.
Im Restaurant des Hotels Indigo gibt es übrigens authentische venezianische Küche. Ein Zwei-Gang-Menü war in unserem Reisepreis über Secret Escapes enthalten. Wir haben zwei weitere Gänge dazu gekauft. Ich hatte Krabben, Pulpo, Pasta und Tirami Su.
Tag 2: Kulturelles Erbe und verborgene Schätze
An unserem ersten Morgen in Venedig mussten wir mitten ins Zentrum des Massentourismus, denn dort sind die kulturellen Highlights der Stadt. Frühbucher*innen profitieren von vergünstigten Online-Tickets für den Dogenpalast einschließlich Zugang zu den Prunksälen der Nationalbibliothek und dem archäologischen Museum.
Für das Museum Correr, das ebenfalls im Preis enthalten ist, und für den Dogenpalast selbst muss man mit dem Onlineticket Zeitfenster im Voraus buchen. Der Markusdom hingegen öffnet seine Pforten für all jene, die bereit sind, in der Warteschlange zu stehen. Wenn du den Dogenpalast nicht an der Wasserseite, sondern zur Markusplatzseite verlässt, stößt du automatisch auf die Schlange für den Dom. Reicht sie über die Hälfte des Platzes, musst du etwa 20 bis 30 Minuten warten. Tickets gibt es nach der Sicherheitskontrolle auch an einem Automaten mit Kreditkarte.
Venedig: Vom Markusplatz zur Insel Lido
Vom berühmten Markusplatz, der übrigens UNESCO Weltkulturerbe ist, sind wir mit dem Wasserbus zur Insel San Giorgio Maggiore gefahren. Dort steht fast der gleiche Turm wie auf dem Markusplatz. Die Aussichtsplattform oben erreicht man einfach mit dem Aufzug. Von dort hat man einen weiten Ausblick – auch zum Markusplatz.
Dann sind wir auf die Insel Lido gefahren. Obwohl der Strand nicht so faszinierend war wie in Thomas Manns „Tod in Venedig“, haben wir dort eine nette Bar gefunden, in der es Espresso, Cappuccino und Mini-Leckereien gab.
Zum Abendessen waren wir in der Trattoria della Madonna in der Nähe der Rialtobrücke. In diesem Viertel ist es unfassbar voll, und auch das Restaurant ist kein Geheimtipp mehr. Jörgs Friseur hatte es uns empfohlen. Zugegeben: ohne diese Empfehlung wäre ich dort nicht eingekehrt. Es liegt in einer dunklen Seitenstraße und ist wenig einladend. Der Chef erzählte mir aber, man habe täglich um die 200 Reservierungen. Am Eingang steht eine große Theke mit frischem Fisch und Muscheln, denn darauf ist die Trattoria spezialisiert. Unter den Gästen waren sehr viele Italiener*innen. Das Essen war vorzüglich. Auf den Preis kommt noch die Gebühr für das Gedeck und ein heftiger Servicezuschlag. Eine ähnliche Küche gibt es auch im Il Paradiso Perduto, ein Stückchen weiter im Norden der Stadt. Dort kann man bei gutem Wetter schön am Kanal sitzen.
Besonders empfehlenswert finde ich die Cantine del Vino Già Schiavi – Vini al Bottegon in der Nähe der Haltestelle Accademia. In dem Weinladen gibt es Cichetti und Wein. Cichetti sind kleine Happen, die man mit einem Glas Wein als Aperitif zu sich nimmt. Beide Lokale hat uns Luca Modanese von Modanese Wood and Wine in Köln empfohlen.
Tag 3: Die Farbenpracht von Burano und die Ruhe von Torcello
Natürlich stand auch Burano auf unserer To do Liste, bekannt für seine leuchtend bunten Häuser und Spitze. Am Wochenende kann es hier sehr voll werden. Ich gebe zu, dass ich nicht mit so vielen Menschen gerechnet hatte. Auf Burano ist das Spitzenmuseum, in dem man Spitzenmuster und einige Werke ansehen kann. Wer von dort Fächer, Tücher oder andere Textilien mitbringen möchte, sollte vergleichen: Die Produkte unterscheiden sich, die Preise ebenfalls.
Wer es ruhiger mag, dem sei ein Abstecher zur Nachbarinsel Torcello empfohlen. Dort gibt es außer einem Museum und einer Kirche nur einige Gaststätten. Vom Anleger zur Kirche führt ein schmaler Weg am Kanal entlang. Der allerdings kann schnell sehr voll sein, wenn viele Tourist*innen vom Boot kommen.
Tag 4: Muranos gläserne Wunder
Schließlich waren wir noch auf Murano. Die Insel ist berühmt für ihre Glasbläsereien. In einigen Fabriken kann man zusehen, wie die Produkte entstehen. Abseits der Hauptwege offenbart Murano seinen wahren Charme. Sehenswert ist außerdem das Glasmuseum mit Waren aus vielen Jahren und Jahrhunderten. Um die Ecke ist außerdem die Basilika mit ihrem kleinteiligen Mosaikboden.
Abschluss mit Aussicht auf Venedig
Zurück in Venedig bietet das Kaufhaus an der Rialtobrücke mit seiner Dachterrasse einen tollen Blick auf die Stadt. Für den Besuch der Terrasse sollte man einen Timeslot buchen. Wir hatten jedoch Glück und kamen auch so auf die Terrasse. Auch dies war eine Empfehlung von Jörgs Friseur.