Städtetrip nach Würzburg

Blick auf die Festung Marienstift

Kennt Ihr das? Ihr fahrt in eine Stadt, und habt keine großen Erwartungen. Und dann seid Ihr total beeindruckt davon, was sie zu bieten hat? Ist mir in Würzburg so gegangen: Die Altstadt ist etwa 15 Minuten zu Fuß vom Hauptbahnhof entfernt – und sehr sehenswert. Gerade auch an Stellen, wo man es nicht erwartet. Da ist zum Beispiel das Julius-Spital. Ich schaue durch das große Tor und sehe einen Innenhof, danach noch ein Tor und einen Garten. „Lass uns mal reingehen“, sage ich zu meiner Reisebegleitung. Und kann nicht glauben, dass das ein Krankenhaus ist: Der Innenhof ist schlossähnlich mit langen Gebäudeflügeln in beide Richtungen, überall ist Kunst: Blaue Schäfchen weiden auf dem Rasen, über dem Springbrunnen dreht sich ein filigranes Metallgestell. Eine Skulpturengruppe am Ende des Gartens erinnert mich an meinen Besuch im Schlosspark in Köln-Stammheim.

Voraussichtliche Lesedauer: 8 Minuten

Nette Menschen in der Stadt

Wieder auf der Straße orientieren wir uns mithilfe des Übersichtsplans aus dem Hotel – und sofort kommt eine ältere Dame und fragt uns, ob sie uns helfen kann. Wie nett! Und nicht das letzte Mal an diesem Wochenende. Am nächsten Tag, als wir wieder etwas verloren an einer Straßenecke stehen, bietet uns erneut und umgehend eine Frau ihren Rat an. Das finde ich phänomenal und macht mir die Würzburger*innen sehr sympathisch.

Dank der Hilfe der ersten Frau sind wir schnell auf dem richtigen Weg: Wir gehen durch die Einkaufsstraßen Würzburgs: Hier gibt es alle Marken, die man in einer Stadt erwartet. Wer also Spaß am Einkaufen hat, kommt bestimmt auch auf seine Kosten. Uns interessieren jedoch andere Dinge. Und so gehen wir an den Läden vorbei zum Marktplatz. Dort ist gerade das Weinfest. Was mich überrascht: Das aufgebaute Weindorf sieht so stabil und ordentlich aus, als ob es eine feste Installation sei. Aber nein, erfahre ich im Gespräch mit einem Iren, der seit 20 Jahren in der Region wohnt, das sieht hier immer so aus, auch wenn der Weihnachtsmarkt aufgebaut ist. Die Häuschen mit den Bänken und Tischen stehen jedoch nicht immer dort.

Würzburgs Kirchen

Die Marienkappelle am Marktplatz finde ich ein bisschen nüchtern. Allerdings steht hinten in der Ecke der Heilige Aquilino, der eine Verbindung zu Köln bedeutet: Er wurde 970 in Würzburg geboren, später war er Dompropst in Köln. Ich sag’s ja: Kölle es överall! Nur wenige Meter entfernt von dieser Kirche steht der Würzburger Dom. Seine schlanken, spitzen Türme lassen ihn von außen kleiner und nüchtern wirken, als er innen ist. Dort erwarteten die Besucher nämlich üppige, weiße Verkleidungen rund um den Altar und ein hohes, verspieltes Gitter vor dem Gebetsraum.

Vom Dom geht es nur noch geradeaus bis zur Alten Mainbrücke. Sie gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Würzburg – und selbst, wenn man das nicht wüsste, würde man es sofort erkennen. Zwischen den übermannshohen Steinfiguren rechts und links der Brücke drängen sich nämlich Tourist*innen aus der ganzen Welt. Mich erinnert sie übrigens sehr an die Karlsbrücke in Prag. Nicht nur wegen der Figuren, sondern auch wegen der Tourist*innenmengen.

Stadtspaziergang zur Festung Marienstift

Links von der Brücke auf dem Berg steht die Festung Marienstift. Ich war mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob sich der Ausflug dorthin lohnen würde. Nachdem ich dort war, finde ich, er ist sogar ein Muss. Dazu überquert man den Main – und hat dann zwei Möglichkeiten, hinaufzugehen: rechts ist der Weg ziemlich steil, dafür aber kürzer. Links braucht man einige Minuten länger. Aber man geht durch die Weinberge, durch Tunnels, über wenige schiefe Stufen – und genießt dabei die ganze Zeit den Blick auf die Stadt. Das lohnt sich. Wir sind durch die Weinberge nach oben gegangen und auf dem kürzeren Weg zurück. Die Festung ist viel größer, als es scheint, und sie ist vor allem sehr gut erhalten. Es gibt dort auch zwei Museen, die wir aber nicht besichtigt haben. Auf jeden Fall sollte man aber in den Garten gehen und von dort den Blick über Würzburg genießen.

Würzburgs Schmuckstück: die Residenz

Das eigentliche Schmuckstück Würzburgs ist aber die Residenz mit dem Hofgarten. Zwar beeindruckt das Gebäude schon alleine durch seine Größe von außen. Doch es sieht auch etwas kühl aus. Innen ist es dafür umso imposanter: Das weiße Treppenhaus, das nach oben führt. Wer hier hinaufgeht hat über sich das größte zusammenhängende Deckenfresko der Welt. Gezeigt werden die Kontinente. Im Erdgeschoss geht es in den Gartensaal ab, ebenfalls mit Deckengemälde, mit Säulen, vor allem aber mit großen Fenstern, die einen Blick in den Garten erlauben, in dem zu dieser Jahreszeit Rosen blühen.

Auf nach Würzburg

Der Große Saal im Obergeschoss ist auch im Weiß des Würzburger Rokoko gehalten, ein Ofen ziert eine Wand. Und der Kaisersaal verbindet so viele Details miteinander, dass man gar nicht weiß, wohin man zuerst schauen soll. Natürlich ist auch hier die Decke gestaltet, hoch oben gibt es sogar eine zusätzliche Reihe an Fenstern. Und dann kommen noch die Kronleuchter dazu, die funkeln und glitzern.

Im Kaisersaal finden übrigens beim Mozartfest auch Konzerte statt. Während der Residenz-Gala können die Gäste außerdem nach dem Konzert im Gartensaal und im Weißen Saal an großen Tischen zu Abend essen. Auch der Hofgarten wird als Kulisse für Konzerte genutzt – und das stelle ich mir sehr hübsch vor. Der Garten ist nämlich schon ohne klassische Musik einen Besuch wert: Die Bäume sind akkurat beschnitten, die Beete liebevoll angelegt. Hier kann man bei gutem Wetter nett einige Zeit draußen sitzen und die Seele baumeln lassen. Die Würzburger Residenz erinnert mich ein wenig an die Residenz in München, deren Königsbau 2018 wieder eröffnet wurde.

Übernachten in Würzburg

Wir waren auf Einladung des Mozartfestst Würzburg in der Stadt. Der Veranstalter hatte uns ein Zimmer im GHotel reserviert. Der moderne Glasturm steht etwa eineinhalb Kilometer von der alten Mainbrücke entfernt. Man kann die Altstadt und den Hauptbahnhof vom Hotel aus zu Fuß erreichen. Ich habe im GHotel gut geschlafen, einzig beim Frühstück wurde es durch die vielen Gäste und insbesondere eine größere Gruppe etwas wuselig. Wer aber versucht antizyklisch zu frühstücken, wird damit vermutlich keine Probleme haben.

Essen in Würzburg

Da wir nur knapp 30 Stunden in Würzburg waren, haben wir nicht viel Zeit in Restaurants oder Cafés zugebracht. Nett ist aber das Café Brückenbäck an der Alten Mainbrücke. Dort gibt es einen Kuchen, der Großmutters Käse-Blootz heißt und mit Rahm und Zimt gemacht ist. Lecker. In der Innenstadt gibt es auch viele Cafés und Restaurants. Wir waren im Café Fred auf eine Ingwerschorle. Es hat ein bisschen gedauert, bis unsere Bestellung aufgenommen wurde, aber wir hatten Zeit und saßen gemütlich in der Sonne. Also alles gut.

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