Es ist ja oft so, wenn man beruflich unterwegs ist: Obwohl man in einer neuen Stadt ist, hat man nur wenig Zeit, sie kennenzulernen. So ging es mir jetzt in Hannover: Zwei Stunden vor meinem Vortrag, etwas Zeit danach – und dann noch wenige Stunden am nächsten Morgen, bevor mich der Zug weiterbringt. Ich bin einfach in die Touristeninformation gegangen und habe dort gefragt, was man in etwa zwei Stunden machen kann. Antwort: Sie müssen auf jeden Fall das Rathaus anschauen. Okay, dachte ich mir, dann also das Rathaus.
Praktischerweise gibt es einen roten Faden, der wörtlich durch Hannover führt, und zwar aufgemalt auf den Bürgersteig. Manchmal ist er schwer zu sehen wegen des Herbstlaubs oder einer der vielen Baustellen in der Stadt, aber grundsätzlich kann man ihm folgen. Für drei Euro bekommt man in der Touristeninformation außerdem einen Führer, in dem es Informationen zu den Häusern gibt, an denen man vorbeikommt.
Entlang des roten Fadens
Neben dem Rathaus passiert man beispielsweise die Oper, die Einkaufsstraße, Einkaufszentren, die Altstadt und einige Kirchen. Gut zweieinhalb Stunden ist man unterwegs, sagte mir die Dame in der Touristeninformation, und das kommt ganz gut hin. Zumindest, wenn man zwischendurch mal Pause macht. Ich wähle dazu den Ballhof, die erste (Freiluft-)Turnhalle der Stadt. Dort ist eine Teestube mit langer Tradition, innen mit grünen Lampen und kleinen Tischchen, außen mit Efeu bewachsen.
Dort bestelle ich einen großen Becher Tee und eine Kleinigkeit fürs Mittagessen. Ich habe Glück, einen Platz an einem größeren Tisch und mit anderen zusammen bekommen zu haben. Viele Besucher nach mir müssen an der Theke auf freie Plätze warten.
Nach meinem Vortrag bei der Arbeitsagentur über den Einstieg als Geisteswissenschaftler in den Journalismus nehme ich hier den roten Faden wieder auf, der mich jetzt Richtung Markthalle führt. Sie hat unter der Woche zwar bis 20 Uhr geöffnet, doch als ich um 18 Uhr dort ankomme, ist sie ehrlich gesagt ziemlich trostlos: Nur wenige Besucher sitzen hier, die meisten Stände sind bereits geschlossen, leider auch der Fabrikverkauf von Bahlsen im ersten Obergeschoss. Ich gehe weiter zum Kröpcke, einem zentralen Platz in der Stadt, nahe dem Hauptbahnhof. Ihn erreicht man von dort sowohl ober- als auch unterirdisch. Die Läden oben und unten zeichnen sich leider nicht durch besondere Kreativität aus, überwiegend sind es die großen Marken, die man in allen Städten findet.
Was mir beim Spaziergang durch Hannover am besten gefallen hat
- Das Rathaus. Es lohnt sich, rein zu gehen: Die große Halle mit dem Treppenhaus ist sehenswert. In einer Vitrine sieht man das zerbombte Hannover nach dem zweiten Weltkrieg. Es soll auch möglich sein, auf eine Ausblicksplattform in der Kuppel zu fahren, das habe ich aus zeitlichen Gründen nicht geschafft.
- Die Aegidienkirche, ein Mahnmal. Eine Kirche ohne Dach, die im zweiten Weltkrieg zerstört wurde.
- Die Altstadt mit dem ältesten Bürgerhaus und dem Goldenen Winkel – sehr malerisch.
Wo ich übernachtet und gegessen habe
Übernachtet habe ich im Smartcityhotel, keine fünf Minuten zu Fuß vom Hauptbahnhof in Hannover entfernt. Nettes, helles Zimmer. Allerdings sehe ich nicht ein, für ein Frühstück 12,50 Euro zu bezahlen, wenn ich bereits über 100 Euro für eine Nacht zahle. Ich werde darum im Hauptbahnhof frühstücken. Im Hotel ist die so genannte Mini-Bar in der Lobby. Dort gibt es eine tolle Cocktailkarte, die mir um 19 Uhr gereicht wurde, obwohl es diese Drinks erst ab 22 Uhr gibt, was mir ehrlich gesagt rätselhaft ist. Ich habe mich dann für Rotwein entschieden. Nebenan ist die L’Osteria. Dort gibt es riesige Pizza für unter zehn Euro. Ziemlich verrückt, denn einer alleine wird sie kaum essen können. Meine Tischnachbarn links haben sich zu zweit eine geteilt, rechts haben fünf Leute drei Pizzen bestellt. Ich hatte Pasta. Und dann noch die Teestube am Ballhof, völlig entzückend!
Frühstück-Tipp: Café Élysée in Hannover
Ich ärgere mich regelmäßig darüber, wenn ich im Hotel für ein Frühstück mehr als 10 Euro bezahlen soll. Denn mehr als ein Brötchen, ein Müsli und eine Tasse Kaffee schaffe ich sowieso nicht, auch dann nicht, wenn die Auswahl noch so groß ist. Noch mehr ärgere ich mich allerdings, wenn die Übernachtung über 100 Euro gekostet hat, und ich dann auch noch für das Frühstück Geld ausgeben soll. Darum habe ich auch im Smartcityhotel nicht gefrühstückt. Und das, obwohl man es mir mit einer gewissen Hartnäckigkeit mindestens dreimal nahegelegt hat. Dabei gibt es dort überhaupt keinen Grund, zu frühstücken, denn der Hauptbahnhof ist keine fünf Minuten entfernt, und dort gibt es einige Möglichkeiten für einen schnellen Kaffee.
Oder soll’s ein Stückchen Torte im Café Élysée sein?
Ich hatte allerdings noch viel Zeit, als ich das Hotel verließ. Darum war ich ganz entzückt, als ich nur wenige Schritte vom Hotel entfernt ein Café sah. Drinnen saß über eine Zeitung vertieft ein Mann bei einer Tasse Kaffee. Durchs Fenster konnte ich außerdem in den Karten auf den Tischchen das Wort „Frühstück“ erspähen. Also nichts wie rein! Ich entschied mich für ein kleines Frühstück mit Brötchen und Croissant, Wurst und Käse, und der Cappucino war im Café Élysée auch noch inklusive. Alles in allem habe ich knapp die Hälfte vom Hotelfrühstückspreis gezahlt. Satt war ich trotzdem den ganzen Tag.
Sollte ich nochmals nach Hannover kommen, würde ich in diesem Café Élysée oder in einer der anderen Filialen möglicherweise eher einen Nachmittagskaffee zu mir nehmen. Denn die Torten und Kuchen in der Auslage sahen sehr lecker aus. Als Grundlage für den Tag habe ich aber das Frühstück bevorzugt.
Zum Weiterlesen: Stippvisite in Hildesheim