Sauerland: Burg Bilstein, Biggesee und Atta-Höhle

Burg Bilstein im Sauerland
Jugendherberge auf Burg Bilstein
Jugendherberge Burg Bilstein

Ich glaube, ich sehe nicht richtig: Da sitzt der leibhaftige Froschkönig vor mir, luckt aus einem Brunnen hervor. Und als ich mich umdrehe, das sehe ich das Spieglein, Spieglein an der Wand. Schneewittchen war also auch schon hier. Ich bin offensichtlich in einem Märchenbuch gelandet an diesem einen Wochenende in Lennestadt in Nordrhein-Westfalen. Hier thront über dem kleinen Ort die mächtige Burg Bilstein mit einer langen Geschichte. Das Beste daran: Dort kann übernachten, wer einen Jugendherbergs-Ausweis hat, denn die Burg gehört zu den Jugendherbergen zwischen Nordsee und Sauerland, die mich und meinen Mann für zwei Nächte nach Bilstein eingeladen haben.

Burg am Märchenwald

Auf dem Weg zur Rezeption kommt man zunächst in die große Halle. „Sie ist der Dreh- und Angelpunkt“, sagt Sandra Antzek, die die Jugendherberge (JH) Burg Bilstein leitet. Kein Wunder, denn von hier geht es in den Rittersaal, in dem es Frühstück und Abendessen gibt. Eine Treppe führt aus der Halle in den Keller. Dort holen neue Gäste ihre Bettwäsche ab. Außerdem stehen hier die Automaten für Limonaden und Schokoriegel. Von hier kommt man natürlich auch zu den Zimmern. In der Jugendherberge gibt es 209 Betten, die meisten Zimmer haben Dusche und WC integriert. Nur in den Nebengebäuden sind die Baderäume noch auf dem Flur. Burg Bilstein hat jedes Jahr etwa 32.000 Übernachtungen.

Kurze Wanderrunde direkt vor der Tür

Alle Besucher werden auf der Burg von Sandra Antzek und ihrem Team persönlich in Empfang genommen. Gemeinsam macht man dabei eine kurze Führung durch die wichtigsten Räume und bekommt die Regeln des Hauses kurz erklärt: nicht auf den Mauern klettern, Betten vor der Abreise abziehen, Nachtruhe ab 22 Uhr einhalten. Letzteres fällt uns nicht schwer, denn unsere beiden Tage im Sauerland sind so angefüllt mit Aktivitäten, dass wir sang- und klanglos ziemlich früh einschlafen. Schließlich liegt Burg Bilstein, wie sich das für eine Märchenburg gehört, am Wald. Man muss nur über den Burghof mit dem Kopfsteinpflaster aus längst vergangenen Jahrhunderten und durch das steinerne Burgtor hinaus, schon bietet sich eine Fülle an Wanderwegen.

Nach dem Abendessen mit Tortelloni und viel Salat drehen wir darum noch eine Runde mit gut vier Kilometern rund um den Rosenberg. Dort sieht es aus, wie man sich den Märchenwald vorstellt: viel Grün. Moos auf längst umgefallenen Baumstämmen und Farne. Das Beste daran: Während der knappen Stunde, die wir bergauf und bergab gehen, treffen wir keinen einzigen anderen Spaziergänger. Erst kurz vor der Burg wird man in die Realität zurück geholt, denn von unten aus dem Dorf mit seinen hübschen Fachwerkhäusern schallt der nicht endende Lärm des Verkehrs auf der Durchgangsstraße herauf. Doch selbst das kann uns nach der vielen frischen Luft nicht um unseren Schlaf bringen.

Von Burg Bilstein zum Biggesee

Wer mit dem Auto anreist, hat einige Attraktionen ganz in der Nähe. Der Biggesee beispielweise ist keine 20 Kilometer entfernt. Um auf dem Damm zu spazieren, fährt man Richtung Attendorn, allerdings nicht ins Zentrum. Auf der Schnellstraße ist der Biggedamm angeschrieben, die Straße führt ab und scheint in einem Gewerbegebiet zu enden. Tatsächlich führt sie nach einer langen Kurve am Gefängnis vorbei auf einen Parkplatz. Von hier geht es 400 Meter steil hoch auf den Damm. Wer ihn entlang schlendert, kommt irgendwann an einen Berg. Dort stehen Wanderwegweiser, einer heißt Biggeseeblick. Egal, ob man auf dem Rundweg nach rechts oder links geht: Es wird steil werden. Der Blick vom Skywalk auf der Spitze lohnt den Weg aber.

In der Nähe der Atta-Höhle

Ein ganz besonderer Leckerbissen um die Ecke des Biggesees, in Attendorn (Finnentroper Str. 39), ist die Atta-Höhle. Sie gilt als Deutschlands schönste Tropfsteinhöhle und wird im Buch 1000 Orte in Deutschland, der Schweiz und Österreich, die du gesehen haben musst, bevor du stirbst aufgelistet. Leider ist in der Höhle Fotografierverbot. Aber: Sie ist tatsächlich ein sehr faszinierendes Naturschauspiel. Hier wachsen nämlich Kalksäulen aus der Erde und aus der Decke, manche treffen sich sogar in der Mitte. Meine Favoriten sind die Sinterfahnen. Sie sehen wie Vorhangsfalten aus, sind aber aus Kalk. Besonders krass: Die Stalagmiten, die aus der Erde wachsen, und die Stalagtiten, die aus der Decke kommen, wachsen in 10 Jahren einen Millimeter. Mit diesem Wissen könnt Ihr Euch vorstellen, wie alt diese Kalkformationen sein müssen.

Atta-Käse
Atta-Käse

Tipp für Genießer: In der Höhle reift der Atta-Käse. Am Eingang kann man Baguette mit Käse aus der Atta-Höhle essen und auch kleine Käse-Laibe kaufen.

Burg Bilstein und Burg Schnellenberg

Von der Atta-Höhle ist man sehr schnell auf Burg Schnellenberg. Sie hat mit Burg Bilstein eine gemeinsame Geschichte, ist heute allerdings eher das Gegenteil einer Jugendherberge. Das Vier-Sterne-Hotel bietet Gästen 42 Zimmer und ein Spa. Wir haben auf der Terrasse der historischen Anlage immerhin einen Kaffee getrunken.

Weiter zur Hohen Bracht und zurück 

Ebenfalls nicht weit ist die Hohe Bracht, ein 588 Meter hoher Berg mit Aussichtsturm und der Möglichkeit einzukehren. Rundum führen – wie könnte es anders sein im Sauerland – Wanderwege. Wir wählen erneut den Rundweg und sind gute vier Kilometer unterwegs. Logisch, dass wir am Ende der Runde zur Erfrischung ins Restaurant einkehren, bevor wir zurück zur Burg Bilstein fahren.

Als Journalistin halte ich mich an den Pressekodex des Presserats. Mein Mann und ich haben eine kostenlose Schnuppermitgliedschaft von den Jugendherbergen zwischen Nordsee und Sauerland bekommen und zwei Nächte kostenlos auf Burg Bilstein übernachtet, gefrühstückt und zu Abend gegessen. Die Benzinkosten, die Eintrittsgebühr in die Atta-Höhle, die zusätzlichen Ausgaben für Snacks und weitere Getränke haben wir selbstverständlich selbst getragen.

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