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Was sich die alten Ägypter dabei gedacht haben mögen, als sie die Pyramiden bauten, das wird wahrscheinlich immer ein Geheimnis bleiben. Da stehen sie, nur wenige Kilometer außerhalb des Stadtzentrums von Kairo, Anziehungspunkt für Tourist*innen und Händler gleichermaßen. Ich wusste, dass die Oberfläche dieser Bauten lange nicht mehr so glatt ist, wie sie einst war. Wenn man es ganz genau nimmt, könnte man auch sagen: Der Putz ist ab. Dafür sieht man jetzt, wie groß die Quader waren, die Menschen irgendwie aus den Steinbrüchen im Süden über den Nil hierherbrachten und zu den gewaltigen Bergen aufschichteten. Wie ihnen das gelang, wird vermutlich auch für immer ein Rätsel bleiben.
Abstecher zu den Pyramiden bei Kairo
So rätselhaft die Pyramiden an sich schon sind, so ungewöhnlich ist auch der Zugang ins Innere: Man steigt nämlich in einem engen, niedrigen Gang in die Tiefe. Wer in die Cheops-Pyramide möchte, muss extra bezahlen, der Zugang zur vierten Pyramide dagegen ist kostenlos (Stand 2/2019). Angeblich soll sich der Weg ins Innere nur durch die Länge unterscheiden: in der Cheops-Pyramide steigt man also viel länger in die Tiefe. Wir waren in der kleinsten Pyramide, und mir hat dieser kurze Ausflug völlig gereicht: Da der Abstieg so steil ist, geht man rückwärts, links und rechts hält man sich fest. Man geht auf einer Art Holzrampe, auf der in regelmäßigen Abständen Metallleisten befestigt sind, damit man nicht ins Rutschen kommt. Zusätzlich ist es heiß und stickig. Logisch: Wer unten ankommt, muss auch wieder hoch. Der Besuch der Pyramiden ist also durchaus mit einem kleinen Sportprogramm zu vergleichen.
Ziemlich blöd: Übernachten in einem Vorort
Ein guter Reiseführer kennt genau den richtigen Platz, um die Pyramiden überblicken zu können und sie am Zipfel zu packen. Er weiß auch, wie man einige Meter weiter unten an der Sphinx sich so stellt, dass es aussieht, als ob man sie küssen würde. Unser Reiseführer war tatsächlich gut – aber das ist leider das einzig Positive, was ich über die Reiseleitung von BigXtra in Kairo sagen kann. Der Kooperationspartner dort heißt Meeting Point – und die Jungs brachten uns einfach mal trotz unseres heftigen Widerspruchs ins falsche Hotel. Wir hatten nämlich das Steigenberger am Tahrir Platz gebucht. Meeting Point brachte uns aber nach Nasr City in ein eher fieses Hotel.
Einziger Vorteil: ich habe so gesehen, wie man in einer Vorstadt von Kairo lebt. Glaubt mir, Ihr habt nichts verpasst, wenn Ihr dort nicht gewesen seid. Denn außer Hinterhofmoscheen, Blumenläden und Autos gibt es dort nichts zu sehen, zu erleben oder zu tun. Aber so macht man Tourist*innen von einem Reiseveranstalter abhängig, um mehr Geld mit Ihnen verdienen.
Auf eigene Faust in Kairo unterwegs
Allerdings nicht mit uns: Die Tour zu den Pyramiden und der Sphinx waren bereits in unserem Paket enthalten. Meeting Point bot uns zusätzlich einen Ausflug nach Kairo ins Ägyptische Museum an. Der Witz an der Sache: Das Steigenberger, das wir gebucht hatten, liegt genau gegenüber von diesem Museum. Hätte man uns also dort, wie vertraglich vereinbart, untergebracht, hätten wir keine Tour für weitere 50 Euro pro Person gebraucht. Da wir in der Großstadt leben, in Buenos Aires, in Mumbai, Hanoi oder Dubai alleine unterwegs waren, haben wir auf das nette Angebot von Meeting Point verzichtet. Wir wussten, dass wir auch Kairo alleine meistern können.
Darum ließen wir uns auf der Rückfahrt von den Pyramiden an der Zitadelle absetzen. Weil wir nicht ausreichend ägyptische Pfund hatten, dort keine Karten akzeptiert wurden, und wir außerdem bei Einbruch der Dunkelheit wieder in Nasr City sein wollten, verzichteten wir auf den Besuch der Zitadelle. Stattdessen gingen wir gute drei Kilometer durch Kairo, und zwar durch eine Marktstraße. Was für ein Lärm: Autos hupen, Roller, Busse und Tuktuks mit minderjährigen Fahrern quetschen sich wenige Zentimeter von dir entfernt vorbei, auf der Straße sind Männer und Frauen unterwegs. Sie kaufen und verkaufen Orangen, Bananen, Gemüse, Fleisch und Brot. Später wird die Straße breiter, der Verkehr weniger: Jetzt werden Sessel angeboten, Tische, Bettteile, später dann Gummischläuche und Reifen, Autoersatzteile, und plötzlich steht man an einer U-Bahn-Haltestelle.
Im Ägyptischen Museum
Das Ticket für eine Fahrt bekommt man unter der Erde an einem Schalter. Dazu stellt man sich in die Schlange und zahlt bar. Nur eine Station entfernt war der Tahrir-Platz, an dessen Seite sich das erst zwei Jahre alte Steigenberger Hotel befindet, in dem wir ein Zimmer gebucht hatten, das wir aber leider nie bekommen haben. Über die Straße ist das rosa gestrichene Ägyptische Museum, in dem leider auch keine Karten und kein Euro akzeptiert wurden.
Dafür gibt es einen Wechselautomaten auf dem Gelände, und schnell bildete sich hinter mir eine Schlange Tourist*innen, die ihre Euro-, Dollar- und Pfundscheine ebenfalls wechseln wollten. Im Ägyptischen Museum herrscht so strenges Fotografierverbot, dass man nicht einmal eine Kamera ohne SD-Karte mit hineinnehmen darf. Aufbewahrt werden sie gegenüber vom Haupteingang kostenlos, aber der Herr, der auf sie aufpasst, ist einem Trinkgeld nicht abgeneigt, und das lässt er durchblicken.
Das Ägyptische Museum ist voller Schätze: Die Grabbeigaben Tutanchamuns sind hier, seine goldene Totenmaske, der Thron, die Sargkammern und noch viel mehr. Die Darbietung ist allerdings wenig ansprechend. Tatsächlich sind die Begleitschilder so klein geschrieben, dass man in der Regel nichts lesen kann. Daran wird sich auch nichts mehr ändern, denn in der Nähe der Pyramiden entsteht das neue Große Ägyptische Museum. Ein riesiger Bau, der eigentlich schon Ende 2018 eröffnet werden sollte.
Folgen durch das neue Museum
Neuer Termin ist 2020. So richtig fertig sah das Gebäude aber noch nicht aus. Wenn es irgendwann eröffnet sein wird, wird es für viele Tourist*innen keinen Grund mehr geben, ins Zentrum der ägyptischen Hauptstadt zu fahren. Das wird ihnen Zeit sparen, weil der Verkehr ein einziges Chaos mit viel Stau ist. Ich fände es jedoch sehr schade, dieses Gewusel in Kairo nicht gesehen zu haben. Tatsächlich bin ich nach wie vor sehr traurig darüber, keine Möglichkeit gehabt zu haben, meine Pläne für die ägyptische Hauptstadt umzusetzen. Und das werde ich Meeting Point und BigXtra leider auch nicht verzeihen können.
Mein Vorsatz: Irgendwann nochmals nach Kairo fliegen. Dann aber ganz bestimmt nicht mit diesen beiden Reiseveranstaltern. Außer sie bieten mir als Entschädigung eine entsprechende Reise mit Unterbringung im Steigenberger Hotel an. So sieht es derzeit aber eher nicht aus: Stand Mai 2019 haben sie uns als Entschädigung 62 Euro überwiesen. Ganz klar ein Fall für den Rechtsanwalt, denn hier liegt eine Reisemangel vor.
In Kairo bewegt man sich übrigens nicht nur mit der U-Bahn fort, man kann auch wunderbar den Fahrdienst Uber nutzen. Es ist zwar nicht so einfach, die arabischen Nummernschilder zu entziffern und somit den richtigen Fahrer zu identifizieren – aber es hat geklappt. Mit Uber sind wir dann 45 Minuten aus Kairo hinaus bis Nasr City gefahren. Preis: etwa 4 Euro.
Mein Tipp: Wenn Ihr eine Nilkreuzfahrt mit Badeurlaub in Hurghada bucht, achtet darauf, dass Ihr auch einen Aufenthalt in Kairo habt. Aber schaut Euch bitte genau an, wer Euer Reiseveranstalter ist. Ich würde Euch gerne meine Erfahrungen ersparen. Passt auch sonst ein bisschen auf, dass Ihr nicht abgezockt werdet.