Hallertau: Hopfengeist im Hofladen Badhorn

Hopfen in der Hallertau
Ehepaar Badhorn
Ehepaar Badhorn

Ein bisschen stolz sind Sofie und Josef Badhorn schon auf ihr neues Produkt: Seit Samstag steht in ihrem Hofladen in Ampertshausen in der bayrischen Hallertau neben Fruchtaufstrichen und Äpfel- und Birnenbränden auch ein Hopfengeist. „Wir haben Hopfenbauer und Brennereibesitzer gefragt, wie man aus Hopfen am besten einen Brand oder Geist macht, und alle haben gesagt: ‚Lasst die Finger davon!‘“, erzählt Josef Badhorn. Der Hopfen sei in dieser Form schwierig zu verarbeiten, man werde ihn nicht riechen, er werde nicht erkennbar sein, das Getränk werde nicht schmecken, prophezeite man dem Ehepaar. Josef und Sofie Badhorn haben es selbst ausprobiert – und mit dem Ergebnis sind sie hochzufrieden.

Um einen Geist herzustellen, kauft man 96-prozentigen landwirtschaftlichen Alkohol, den man über die Frucht gießt: Himbeeren oder Johannisbeeren nimmt man oft, um einen Fruchtgeist herzustellen – oder eben wie die Badhorns Hopfen für den Hopfengeist. Diese Mischung lässt man stehen, einige Tage oder auch Wochen, dann wird sie destilliert – und der Geist ist fertig. Die Idee, aus Hopfen nicht nur Bier, sondern auch Geist zu machen, liegt in der Hallertau eigentlich auf der Hand, denn sie ist das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt. Im September, kurz vor der Ernte, sieht man den Hopfen rechts und links der Landstraßen in die Höhe ranken, überall. Und wer weiß, wie Hopfen riecht, erkennt auch den Geruch, der rundum in der Luft liegt. „Trotzdem gab es bisher keinen Hopfengeist“, sagt Josef Barhorn.

Ehepaar Badhorn will den Genuss fördern

Für ihn ist die Brennerei mit einem 300 Liter Brennrecht ein Hobby. Auslöser dafür war eigentlich eine Streuobstwiese mit 280 Birnen-, Äpfel-, Quitten- und Zwetschgenbäumen: „Wir haben überlegt, wie man aus ihr das Beste machen kann“, sagt Badhorn. „Und so kamen wir unter anderem aufs Brennen.“ Rund 30 Produkte verkaufen sie in ihrem Laden: Geiste, Brände, Liköre. Mit Lindenblüten oder Holunderbeeren, selbst einen Ei-Kirschlikör haben sie im Angebot. „Und noch viele neue Produkte im Keller eingelagert, die hoffentlich bald in den Laden kommen“, sagt Badhorn, der hauptberuflich ein Heizungsbauunternehmen hat. Mindestens ein Jahr muss jedes Getränk im Keller reifen.

Sein Ziel ist es nicht, Massenprodukte herzustellen, er will den Genuss fördern. Damit seine Produkte diesem Anspruch genügen, bringen die Badhorns von ihren Ausflügen immer wieder andere Liköre, Geiste und Brände mit. Damit machen sie zuhause eine Blindverkostung, bei der auch das entsprechende eigene Produkt untergemischt wird. „Dann vergleichen wir das Aussehen, den Geruch und Geschmack, und freuen uns, wenn unsere Getränke den Test bestehen“, sagt er. Können sie nicht mithalten, müssen die Badhorns nachbessern.

Schwein gehabt

Die Streuobstwiese liefert aber nicht nur besonders süße Äpfel für Spirituosen. Vielmehr gibt es auch einige Äpfel frisch vom Baum, die Schweine besonders gerne mögen. Darum wundert es auch kaum, dass unter den Bäumen 20 schwäbisch-hällische Landschweine im Dreck suhlen. „Bei Temperaturen um die 30 Grad müssen die Schweine das machen, um die Hitze zu überstehen“, erklärt der Hobby-Schweinezüchter. 2015 habe man zehn Schweine gekauft, und einen Metzger gesucht, der diese zum richtigen Zeitpunkt schlachtet. Es dauerte nicht lange, bis die Nachbarn im 64-Seelen-Ort Ampertshausen fragten, was Badhorn denn mit den Tieren vorhabe. „Jetzt kann man sie vorbestellen und bekommt nach der Schlachtung fünf oder zehn Kilo-Pakete. Darin sind Lende, Kotelett, Schnitzel, Haxe – alles was das Schwein hergibt“, erklärt Josef Badhorn.

Morgens um Viertel vor sieben füttert er die Landschweine das erste Mal, mittags nochmals. Und abends kommen die Badhorsts oft, um den Tieren zuzuschauen und Rudi, Pünktchen, Heidi und Charly, wie einige der Schweine heißen, zu kraulen. „So stellen wir uns die optimale Tierhaltung vor“, sagt Badhorn. „Für uns ist das hier ein bisschen wie das Paradies. Wir haben Spaß daran. Darum nehmen wir in Kauf, dass sowohl die Schweinezucht als auch das Brennen zeitaufwändig sind.“ Badhorns Traum: In einigen Jahren früher als gewöhnlich in Rente zu gehen – und sich dann voll und ganz auf die Brennerei und die Schweine konzentrieren.

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Die Badhorns haben mir eine Flasche Hopfengeist zum Probieren überlassen.

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