Bonn: Beethoven erleben

Notenblatt
Sieht für mich nach einem emotionalen Menschen aus – Beethovens Notenblätter

Endlich! Lange hat es sich angekündigt – jetzt ist es da: Das Beethovenjahr 2020. Zum 250. Geburtstag des großen Musikers gibt es in ganz Deutschland Konzerte, Gespräche und Ausstellungen. Ganz besonders dick ist das Programmheft in Bonn. Schließlich lebte Ludwig van dort einige Jahre. Und das wird gefeiert. Wer sich nicht gleich ein Konzert mit Musik Beethovens anhören möchte, aber trotzdem Interesse an seinem Leben hat, kann in der ehemaligen Bundeshauptstadt einiges erleben:

Stadtspaziergang zu Beethovens Leben

In der Innenstadt stehen große gelbe Säulen. Auf ihnen steht Text – und es gibt ein Guckfenster. Dort läuft ein Film zu Beethovens Leben und zu seiner Verbindung zu dem Ort, an dem die Säule steht, ab. Besucher können also im Vorbeigehen etwas vom Musikerleben erfahren. Oder gezielt alle Säulen ansteuern und so einen Beethoven-Spaziergang durch Bonn machen.

Ausstellung in der Bundeskunsthalle

Noch bis zum 26. April widmet sich die Bundeskunsthalle Beethovens Leben und Werk. Ausgestattet mit Audioguides bekommen Besucher zunächst eine Einführung in die Zeit Ludwig van Beethovens, bevor es um seine Musik und sein Leben geht. Spannend finde ich, dass in der Ausstellung auch immer wieder ein Bezug zu seinem Wohnhaus in der Stadtmitte beim Marktplatz in Bonn geschaffen wird. So stehen in der Bundeskunsthalle Nachbauten der in der Stadt stehenden Originalinstrumente. Oder es wird ein Bezug zu seiner Haushaltsführung geschaffen, die in seinem Wohnhaus ausführlich dokumentiert ist.

Lustig finde ich kleine Details, die man über Beethoven erfährt, und die ihn so menschlich machen – zum Beispiel, dass er Kaffee mochte, zubereitet mit exakt 60 Kaffeebohnen. Natürlich gibt es in der Bundeskunsthalle auch Hörstationen. Der 9. Sinfonie beispielsweise ist ein eigener Raum gewidmet. Und apropos Hören: Da Beethoven schon ziemlich früh sehr taub war, können Besucher in der Ausstellung auch Musik fühlen – und zwar in einem so genannten Emotichair. Er überträgt die Töne in Vibrationen, die man beispielsweise am Rücken spürt.

Neugestaltet: das Beethoven-Haus in der Innenstadt

Ludwig van Beethoven wuchs mitten in Bonn auf. Das Haus, in dem er lebte, kann natürlich auch besichtigt werden. Anlässlich des Jubiläums wurde es neugestaltet. Ich mochte es alleine deshalb, weil es so alt ist: Die Zimmer sind klein, die Wände schräg, die Türbalken sind oft so niedrig, dass man sich bücken muss. Die Holzböden knarren und eine enge, gewundenen Treppe führt nach oben. Hinter dem Haus ist ein kleiner Garten, der im Sommer recht lauschig ist, wie ich von einem früheren Besuch weiß.

Und was gibt es im Beethoven-Haus zu sehen?

Natürlich widmet sich das Haus ganz dem Musiker. Da gibt es Beschreibungen: lebendige Augen habe er gehabt, aber er habe immer so mürrisch geschaut. Pockennarbig sei sein Gesicht gewesen, heißt es. Dann geht es um sein Leben: Hier ist ein Auszug des Taufregisters aus St. Remigius, Briefe, Sonaten, der Einkaufszettel seiner Haushälterin sowie deren Buchhaltung. Es geht um seine Taubheit: Beethoven benutzte Konversationshefte, in die sein Gesprächspartner seinen Part schrieb, während Ludwig van eine gesprochene Antwort gab. Sein Hammerflügel steht dort, ein Violoncello und andere Instrumente, eine Haarsträhne liegt unter Glas oder sein Notizbuch. In der Schatzkammer im Keller liegen Originalmanuskripte von Beethoven. Leider kann ich Euch keine Bilder aus dem Haus zeigen, denn Fotografieren ist dort verboten.

Zur Ausstellung gibt es außerdem einen Audioguide, der mir aber am Einlass auf der gegenüberliegenden Straßenseite nicht ausgehändigt wurde. Die Dame, die meine Eintrittskarte kontrollierte, meinte zwar, ich solle ihn mir noch holen. Ich habe aber darauf verzichtet, weil gegenüber recht viel los war und ich schon ziemlich lange gewartet hatte, um mein Eintrittsticket zu bekommen. Ich glaube aber, dass die Ausstellung sich mit Audioguide mehr erschließt. Darum mein Tipp: Nehmt ihn auf jeden Fall mit.

Ich war mit dem Presseausweis kostenlos in der Bundeskunsthalle und im Beethoven-Haus.

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