Ich komme mir vor wie auf dem Dorf, als ich die Kirchstraße überquere und auf dem Kopfsteinpflaster auf dem Gehsteig am Helgoländer Ufer weiter am Spreebogen entlang laufe. Denn obwohl ich in Berlin unterwegs bin, ist es hier fast schon gespenstisch ruhig: keine Autos, keine Fußgänger, nur ein vereinzelter Fahrradfahrer kommt über die Brücke gefahren. Nun gut, es ist Sonntag, kurz nach sieben Uhr am Morgen, einfach noch nicht die richtige Zeit für die Großstädter*innen, um schon unterwegs zu sein. Darum genieße ich es umso mehr, Berlin einmal so kennenzulernen.
Spreebogen an der ehemaligen Meierei
Meine Unterkunft an diesem verlängerten Wochenende ist hier am Spreebogen. Ganz korrekt müsste es wohl heißen: an einem der Spreebögen, denn der Fluss windet sich in wie eine Schlange in sechs Bögen zwischen dem Pergamonmuseum im Osten und dem Zusammenfluss mit dem Landwehrkanal. Unser Hotel liegt an dem Spreebogen, der das Hansaviertel vom Westfälischen Viertel trennt. Dort ist die ehemalige Meierei Bolle, also ein früherer Milchbetrieb. Dieses einst industrielle Gelände in Moabit wurde schon vor einigen Jahren umgebaut. Hier, in dieser ehemaligen Meierei, ist heute ein Bio-Supermarkt, ein bayrisches Wirtshaus – das Paulaner im Spreebogen. Und das Ameron Abion Hotel, in dem wir übernachteten.
Warum sich warten manchmal auszahlt
Die Geschichte zu unserer Buchung ist erzählenswert. Denn wir wussten schon Monate im Voraus, dass wir an diesem Wochenende in Berlin sein würden. Und genau so lange war uns klar, dass die Hotelpreise pro Nacht bei mehr als 150 Euro lagen, denn es war DFB-Pokal-Endspiel und noch einiges mehr. Wir hatten das Angebot mit anderen Bekannten eine private Wohnung zu teilen, wollten das aber nur im Notfall machen. Also behielten wir über unterschiedliche Apps die Hotelpreise in Berlin im Blick. Montags vor unserer Anreise am Freitag war es dann so weit: Es gab ein Zimmer für 80 Euro für die Nacht auf Samstag über Hotel Tonight im Ameron Abion. Ich habe sofort gebucht. Die nächsten Tage passierte nichts, aber am Freitagmorgen fand ich dann über HRS eine weitere Nacht, dieses Mal für 75 Euro, und wieder im Ameron Abion. Also habe ich sie ebenfalls gebucht. Im Hotel selbst hatten wir dann für die erste Nacht ein Upgrade. Morgens mussten wir umziehen: Das Zimmer über den Flur wechseln. Dieses zweite Zimmer war aber genau so angenehm – nur dieses Mal ohne Kaffeemaschine und ohne kostenloses Wasser. Frühstück kostete zwar zusätzlich, war aber den Preis wert.
Direkt neben der einstigen Meierei waren früher Räume des Bundesinnenministeriums. Davor ist die Straße der Erinnerung mit Statuen von Thomas Mann oder Albert Einstein, und mit einer Skulptur, die an den Mauerfall erinnert.
Laufen am Spreebogen
Entlang der Spree kann man kilometerweit laufen. Wir haben vom Hotel kommend die nächsten beiden Spreebögen mitgenommen. Von dort hat man einen Blick aufs Bundeskanzleramt, auf den Hauptbahnhof und den Reichstag. Und wenn man auf der Tiergartenseite zurückläuft, gibt es dort natürlich noch viel mehr Wege, um sich auszulaufen. Mit einem kleinen Haken kommt man außerdem zur Siegessäule und vorbei am Schloss Bellevue. Übrigens gibt es im politischen Berlin viel zu sehen.
Mit dem Boot entlang der Spreebögen
Auf Höhe des Hauses der Kulturen der Welt, besser bekannt als schwangere Auster, gibt es eine Möglichkeit auf eines der vielen Boote zu steigen, die täglich auf der Spree entlangschippern. Wir haben das bei bestem Wetter gemacht und diese ungewohnte Perspektive auf die Museumsinsel, den Alex, das neue Stadtschloss und die Regierungsgebäude sehr genossen.
Mein Fazit: Ich hatte den Berliner Spreebogen bisher nicht so auf dem Schirm. Tatsächlich ist das aber eine nette Gegend, in der man auch hübsche Cafés und interessante Restaurants findet.