Kump. Als ich das Wort das erste Mal höre, denke ich, Karl Heinz Schäfer, Geschäftsführer bei der Tourist Information Paderborn, nicht richtig verstanden zu haben. Doch er wiederholt es noch häufiger. Mit Blick auf das, was ich bisher für einen Brunnen hielt, sagt er: „Das ist ein Kump“. Auch einen Plural gibt es von dem Wort, wie ich kurz danach lerne: „In Paderborn gab es mehrere Kümpe“. Noch weiß ich nicht, was ein Kump ist. Doch während meines Spaziergangs mit Schäfer entlang der Pader kommen wir an einem Wasserrad vorbei, dessen Technik dank transparenter Abdeckung sichtbar ist. Man nennt sie Wasserkunst.
„Hier gab es im 16. Jahrhundert bereits ein Wasserrad“, erklärt Karl Heinz Schäfer, „das durch Leitungen aus Baumstämmen Wasser in die Stadt pumpte“ – und zwar in den höchstgelegenen Liborius-Kump. Der ist nämlich im Gegensatz zum Brunnen nicht einfach ein Loch, aus dem man Wasser nach oben ziehen kann, sondern ein Becken, in das Wasser von Menschenhand geleitet wurde. „Aus dem Liborius-Kump verteilte es sich dann automatisch in die tiefergelegenen Kümpe“, erklärt Schäfer. Und so hatte man über das Stadtgebiet Paderborn verteilt jederzeit eine ganze Menge Löschwasser für den Fall eines Brandes.
Wasser fördert Wirtschaft
Es hat also durchaus Vorteile, eine Stadt am Wasser zu bauen. In Paderborn wird das an vielen Stellen deutlich: Das Quellgebiet mit den 200 Quellen der Pader liegt nämlich mitten in der Stadt. Das ist heutzutage einfach nett, schließlich gibt es so Wasserflächen im Zentrum, die die Bebauung auflockern und kleine Naherholungsoasen für die Freizeit schaffen. Tatsächlich hat und hatte das Wasser der Pader jedoch auch wirtschaftlichen Nutzen:
- Wo Wasser ist, kann man Bier brauen und Getreide anbauen. Kein Wunder also, dass es Paderborner Bier und Paderborner Landbrot gibt.
- Früher gab es mehr als 20 Mühlen, die mit der Wasserkraft der Pader Getreide gemahlen haben. Heute ist noch eine übrig.
- Früher haben die Frauen in der Pader die Wäsche gewaschen – und gleichzeitig war der Fluss der Ort, an dem man sich über die Neuigkeiten in der Stadt austauschte. Heute erinnert daran eine Figurengruppe.
- Seit 2014 wird die Pader innovativ genutzt: An der Stümpelschen Mühle erzeugt man damit Strom.
- Freizeitangebote locken Touristen nach Ostwestfalen: Entlang der Pader lässt sich wunderbar wandern: Es sind Strecken zwischen etwa vier und zwölf Kilometern möglich, je nachdem, wie fit man ist. Der Wanderweg ist vom Deutschen Wanderverband zertifiziert, und es gibt ein Buch (Werbe-Link) dazu, das die einzelnen Stationen beschreibt.
Der Verlauf der Pader
Von den Quellen fließen die Paderarme durch die Stadt und dann zusammen zum eigentlich Fluss, der nur 4,5 Kilometer lang ist. Er zieht sich durch die Paderwiesen, am Heinz Nixdorf Museumsforum, einem Kommunikations- und Computermuseum, vorbei zum Padersee und weiter bis in den Graben rund um Schloss Neuhaus. Um die Ecke des Schlosses fließt er dann mit der Lippe zusammen, die sich immerhin 220 Kilometer durch NRW zieht. Der Zusammenfluss selbst zeigt, dass die beiden Flüsse ungleicher kaum sein könnten: Während das Wasser der Lippe so gemächlich daher plätschert, dass es fast zu stehen scheint, kommt die Pader nahezu brodelnd hineingeschossen.
Geocaching in Paderborn
Entlang der Pader und in der Umgebung von Paderborn kann man auch einem schönen Hobby nachgehen: dem Geocaching. Das ist quasi die High-Tech-Variante der Schnitzeljagd. Hier funktioniert das bestens, weil …
- der vergleichsweise kurze Flusslauf eine große Zahl an Caches bietet. Ein Cache, das kann ein Aufkleber mit einem Smiley sein oder eine kleine Schatzkiste mit Gegenständen zum Sammeln und Tauschen.
- in der Gegend viele Geocaching-Begeisterte leben, die ganze Touren erstellen und die Caches verteilen.
Beim Geocaching geht es also darum, genau diese Caches in der Regel mit den GPS-Koordinaten, also über Satellitennavigation, zu finden. Das geht über das Smartphone. Allerdings ist am Ende noch Detektivarbeit nötig, denn die Caches sind meistens akribisch versteckt. In der App gibt es daher oft einen Hinweis, wo genau man zu suchen hat. Auf der Webseite Geotour Paderborner Land gibt es zehn Wandertouren in Paderborn und der näheren Umgebung, die von Geocache zu Geocache führen. In den Caches gibt es für jede Tour einen Stempel für den Wanderpass. Wer mindestens sieben Stempel gesammelt hat und den Pass einsendet, kriegt einen besonderen Geocoin, den er wieder in einem anderen Geocache ablegen kann. (Timo Stoppacher)
Was man in Paderborn noch sehen sollte
Das Zentrum von Paderborn sieht alt aus. Das ist im Prinzip kein Wunder, denn die Stadt gibt es seit 1200 Jahren. Allerdings wurde sie im zweiten Weltkrieg zu gut 80 Prozent zerstört, doch man hat sie wieder aufgebaut. Heute sind in der Innenstadt gut 20 historische Bauwerke erhalten, dazu gehören beispielsweise das Rathaus, der Dom und die barocke Jesuitenkirche mit dem rekonstruierten Hochaltar. Dazu kam neue Architektur wie das Diözesanmuseum, das jährlich gut 60.000 Besucher mit seinen Ausstellungen anlockt. Geplant wurde es vom Kölner Architekten Gottfried Böhm, der in Köln die Kirche Christi Auferstehung in Lindenthal und die Moschee in Ehrenfeld geplant hat.
Direkt daneben ist der Paderborner Dom, in dessen Kreuzgang sich das Drei-Hasen-Fenster, das Wahrzeichen der Stadt befindet. Die Zahl der Ohren ist irritierend, denn eigentlich sollte man sechs davon sehen, doch obwohl es nur die Hälfte ist, scheint keines zu fehlen. Außerdem lohnt sich eine Führung in den Dachstuhl und den Glockenturm des Doms. Der Aufstieg mit Corona-Mund-Nasen-Schutz ist zwar etwas beschwerlicher als sonst – aber wann sieht man schon einmal, wie es im Inneren eines Kirchendachstuhls aussieht?
Dem Dom aufs Dach gestiegen
Dort geht man – wie übrigens auch im Kölner Dom – unter Stahlträgern hindurch auf schmalen Metallpfaden in etwa 23 Metern Höhe durch das 104 Meter lange Kirchenschiff. Durch das Metall ist die Kirche besser vor Feuer geschützt, als wenn die alte Holzkonstruktion noch erhalten wäre. Diese ist, wie der gesamte Dachstuhl, bei einem der drei schweren Bombenangriffe im zweiten Weltkrieg abgebrannt. Und weil Holz damals Mangelware war, hat man Stahl genommen, der 1946 in der Rüstungsindustrie noch vorhanden war. Weil es übrigens keine direkten Treffer auf die Gewölbe gegeben hat, sind viele aus dem Jahr 1260 noch erhalten. Sie sind etwa 80 bis 90 Zentimeter dick.
Aus einigen kleinen Fenstern hat man von hier oben außerdem einen netten Blick auf die Stadt. Imposanter sind aber die Glocken im Paderborner Dom: Die größte wiegt über 13.000 Tonnen und heißt „Jesus Christus unser Friede“. Nach dem dicken Pitter in Köln ist sie die zweitgrößte freischwingende Glocke in Deutschland. „Maria, Trösterin der Betrübten“ ist eine weitere der insgesamt acht Glocken – allerdings viel kleiner. Ich mag ihren Namen. Wenn die Glocken läuten, vibriert übrigens das Metallgeländer an der Wendeltreppe, die nach oben in den Turm führt. Ihr könnt Euch das Glockenläuten auch im Internet anhören.
Übernachten in Paderborn
Während der TeutoBloggerWG 2020 habe ich übrigens im Welcome Hotel übernachtet. Ein funktionales Hotel, zentral gelegen – mit erfreulich vielen Parkplätzen vor der Tür. Im Restaurant gibt es keine Überraschungen, aber immerhin einen Burger von der Heidschnucke aus der Senne, garniert mit einem Rosmarin-Thymiankäse aus einem anthroposophischen Zentrum aus der Region.
Sonst so
Nicht weit entfernt von der Stadt steht übrigens die Wewelsburg, einzige geschlossene Dreiecksburg in Deutschland. Dort gibt es ein spannendes Geschichtsmuseum und ein NS-Dokumentationszentrum.Wem das zu viel Geschichte und Kultur ist: In Paderborn kann man ganz gut einkaufen.
Als Journalisten halten wir uns an den Pressekodex des Presserats. Die Kosten für die Anreise, die Unterbringung, Verpflegung und die Outdoor-Angebote wurden vom Veranstalter, Teutoburger Wald Tourismus und seinen Kooperationspartnern, 2018, 2019 und 2020 getragen. Der Artikel ist als „Werbung“ gekennzeichnet, weil wir ein Honorar für unsere Teilnahme an der TeutoBlogger-WG bekommen haben.
Dieser Artikel ist ursprünglich aus dem Juni 2018. Er wurde ergänzt und aktualisiert im November 2019 und im September 2020.
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