Drei Hauptstädte und ganz viel Ostsee – das kann man an einem verlängerten Wochenende mit der Fährlinie TallinkSilja zwischen Stockholm, Helsinki und Tallinn erleben. Für unsere Mini-Cruise auf der Ostsee sind wir zunächst nach Stockholm geflogen. Von dort startete die Schiffsreise zu unserem ersten Ziel Helsinki. Aus der finnischen Hauptstadt hat uns die neue Fähre MyStar nach Tallinn gebracht, bevor unsere kurze Ostsee-Kreuzfahrt wieder in Stockholm endete.
Obwohl der Kurzurlaub auf der Ostsee nur wenige Tage dauert und eben nicht auf einem Kreuzfahrtschiff, sondern auf Fähren stattfindet, kann die Auszeit ordentlich ins Geld gehen. Denn du brauchst Flüge, Tickets für die Fährüberfahrt, Hotels in den Hauptstädten und so weiter. Darum verrate ich dir zunächst, wo du sparen kannst, ohne verzichten zu müssen.
Wie du auf der Mini-Cruise Geld sparen kannst
Nach Helsinki und Tallinn gibt es keine Direktflüge von Köln oder Düsseldorf. Wohl aber fliegt Eurowings von Düsseldorf nach Stockholm. Allerdings zu einer sehr frühen Zeit: 7:05 Uhr (Stand 4/23) ist Boarding. Weil man aufgrund der manchmal langen Wartezeiten an der Security früh am Flughafen sein soll, musst du entweder sehr früh in Köln losfahren. Oder du übernachtest direkt in Düsseldorf. Das Maritim ist zwar ein tolles Hotel mit Restaurant und Spa. Leider kostet ein Zimmer je nach Saison auch bis zu 300 Euro, wenn man nicht früh genug bucht. Weil mir das zu viel war, haben wir uns für das Ibis Budget entschieden. Dort kostete das Zimmer um die 70 Euro und wir konnten in etwa 20 Minuten zu Fuß zum Terminal gehen.
Sparen kannst du auch beim Flug: Wenn du mit jemand anders reist, muss nicht zwingend jeder ein Gepäckstück aufgeben. Entscheidet sich einer für den Smarttarif, kann er ein Gepäckstück aufgeben und einen Trolley mit in den Flieger nehmen. Das sollte ausreichend Stauraum für die Klamotten von zwei Menschen für sechs Tage sein. Den Trolley würde ich auf jeden Fall mitnehmen, denn dann könnt ihr auch Mitbringsel von eurem Ostee-Urlaub einpacken.
Der Vorteil, wenn du in Düsseldorf übernachtest: Du kannst das Gepäck am Vorabend aufgeben. Dazu ziehst du am Automaten nach der Eingabe der Buchungsnummer ein Gepäcktag, stellst dich in die Schlange und gibst den großen Koffer auf (Stand 4/23). Du sparst nochmals 5 Euro, wenn du das Gepäcktag am Automaten selbst generierst. Am Schalter verlangen die Eurowings-Mitarbeiter*innen dafür eine Gebühr.
Vom Flughafen Arlanda zum Fährhafen in Stockholm
Am Flughafen Arlanda angekommen, hast du drei Möglichkeiten nach Stockholm zu kommen:
- Der Arlanda Express braucht nur etwa 20 Minuten, kostet aber gut 30 Euro. Dafür ist das ein sehr schöner Zug, den man gerne einmal fahren kann. Buchst du ein Ticket für eine Gruppe ab 2, zahlst du übrigens etwa 20 Euro weniger, als wenn du zwei Tickets für zwei Erwachsene kaufst. Also Vorsicht!
- Etwas länger, dafür aber auch deutlich günstiger ist eine Art Regionalexpress. Der allerdings war im April 2023 mit Schienenersatzverkehr unterwegs, das war uns zu kompliziert.
- Es fährt aber auch alle etwa 20 Minuten ein Bus. Er kostet etwa 15 Euro, wenn du das Ticket am Terminal kaufst oder nur 12 Euro, wenn du das Ticket übers Handy bezahlst. Im Bus gibt es ein kleines Regal auch für großes Gepäck.
Was du in Stockholm vor und nach deiner Mini-Cruise auf der Ostsee machen kannst
Im Hauptbahnhof in Stockholm legst du dein Gepäck in ein Schließfach. Das allerdings ist nicht günstig. Wenn du ein großes Schließfach für zwei Koffer buchst, zahlst du sieben Euro – pro Stunde wohlgemerkt. Dafür hast du dann die Hände frei und kannst du dich noch einige Stunden in Stockholm umsehen: Das ABBA-, das Wikinger-, das Vasa- oder das Freilichtmuseum sind wunderbar, die Museen für Design und für Moderne Kunst etwas speziell – aber auch toll. Die beiden letztgenannten sind in einem Haus untergebracht und du kannst ein Kombiticket kaufen. Dabei sparst du etwa 5 Euro.
Gamla Stan, die Altstadt, ist auch einen Besuch wert. Ich war aber zuletzt entsetzt, wie touristisch es dort geworden ist: gefühlt ist in jedem zweiten Laden ein Souvenirgeschäft. Natürlich gehören Kanelbullar, Fika oder Köttbullar zu einem Stop in Stockholm dazu. Alles drei bekommst du beispielsweise in der Östermalms Salushall, einer schön restaurierten Markthalle mit Fleisch- und Fischständen aber auch mit kleinen Cafés und Restaurants. Lies hier mehr zu Stockholm:
Tipp: Du kannst ein Tagesticket für die U-Bahn in Stockholm kaufen. Damit sich das lohnt, musst du mindestens 5 Mal fahren. Wir hatten beschlossen, Strecken von etwa zwei Kilometer zu Fuß zu gehen. So haben wir pro Person etwa 12 Euro gespart und brauchten nur ein Ticket für 3,90 Euro zur Fahrt zum Fährhafen. Das kannst du über die SL-App kaufen oder am Schalter im Hauptbahnhof. Wenn du ein Ticket für 75 Minuten kaufst, kannst du auch von U-Bahn-Station zu U-Bahn-Station fahren. Das ist interessant, denn viele der Stationen sind sehr bunt und künstlerisch gestaltet.
Am Fährhafen Värtahamnen startet die Mini-Cruise auf der Ostsee
Du kannst etwa eine Stunde vor Abfahrt der Fähre an Bord gehen. Plane genügend Zeit für die Anreise ein. Denn die T13 Richtung Ropsten fährt nur alle 10 bis 20 Minuten. Von der Haltestelle Gärdet gehst du noch etw 15 Minuten zu Fuß bis ins Fährterminal, in dem deine Mini-Cruise auf der Ostsee startet. Dort stehen Automaten, an denen du mit der Reservierungsnummer und dem Sicherheitscode auf deiner Buchungsbestätigung deine Tickets ziehen kannst.
Eine weitere Sehenswürdigkeit an der Ostsee ist Helsinki, die finnische Hauptstadt. Dort kommst du am Südhafen, dem Eteläsatama, am Olympiaterminal an. In die Stadt ist es von dort nicht sehr weit. Man kann in etwa 15 Minuten zu Fuß gehen. Je nachdem, wo du übernachtest, ist es aber sinnvoller, direkt mit der Straßenbahn zu fahren.
In Helsinki solltest du natürlich den Dom gesehen haben. In der Nähe ist das Kaufhaus Stockmann, in dem Waren von vielen großen Marken verkauft werden. Wir haben außerdem bei diesem Aufenthalt eine Stadtführung mit der Straßenbahn gemacht und sind so nach Munkkiniemi ans Wasser und ins Café Torpanranta gekommen. Schön da. Das Tagesticket kannst du über die HSL-App kaufen.
Bei unserem ersten Aufenthalt in Helsinki haben wir uns außerdem ungewöhnliche Kirchen und interessante Gebäude angesehen:
Mini-Cruise auf der Ostsee geht weiter: von Helsinki nach Tallinn
Wenn du deine Schiffsreise auf der Ostsee fortsetzt, fährst du nach Tallinn. Aber Achtung: Die MyStar und die Megastar von TallinkSilja fährt nicht vom Südhafen ab, sondern vom Länsiterminaali, dem Westhafen. Dorthin fahren die Straßenbahnen 7 und 9. Zu Fuß brauchst du etwa 30 Minuten.
Die MyStar ist erst seit Dezember 2022 unterwegs. Für uns war interessant zu sehen, dass viele Passagiere ohne Koffer unterwegs waren, also wahrscheinlich Menschen, die einen Tagesausflug gemacht haben. Mit Koffern, also so wie wir, waren auch viele Asiat*innen und beispielsweise ein französisches Paar auf ihrer Mini-Cruise unterwegs. Auf der MyStar gibt es verschiedene Fahrklassen, Restaurants, Bars und Shops. Lies dazu mehr in einem anderen Artikel.
Tipp: Wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich auf jeder Strecke versuchen, mit dem neueren Schiff zu fahren. Den die moderneren Schiffe machen einfach mehr Spaß, weil sie stylisher sind.
Zwei Tage in Tallinn
Wer das erste Mal in Tallinn ist, kann die allerwichtigsten Sehenswürdigkeiten an einem Tag sehen. Die Altstadt, die Weltkulturerbe ist, die Stadtmauer, die vielen Türme und Kirchen. Außerdem bleibt Zeit genug, Kalev zu probieren, das Marzipan aus der estnischen Hauptstadt, und Vana, den estnischen Likör, der an Baileys erinnert.
Wer mehr Zeit hat, sollte auch das Umland erkunden. Bei unserem zweiten Besuch waren wir im Viertel Noblessner. Dort ist das Estnische Meeresmuseum, in einem ehemaligen Flugzeughangar ohne Stützsäulen. Hier kann man ein U-Boot von innen besichtigen. Auch wenn es nicht das erste Mal war, dass ich mir ein U-Boot angesehen habe: Die Enge dort ist immer wieder verblüffend. Wie können Menschen dort möglicherweise sogar freiwillig arbeiten? Auch eine Flak habe ich dort gesehen. Alles gerade vor dem Hintergrund des russischen Kriegs in der Ukraine sehr berührend und natürlich auch interessant. Was ich aber nicht verstehe, ist, warum Familien für ein Foto in Militäruniform posieren. Würde ich nie tun. Und jetzt schon gar nicht.
Tallinn außerhalb der Altstadt erkunden
Nicht weit vom Museum ist das Kai, eine kleine Galerie. Du solltest dich im Vorfeld genau erkundigen, welche Ausstellung es dort gibt. Wir haben einen Wasserfall in 18 Geschwindigkeiten gesehen. Das war durchaus ästhetisch und hatte einen Zen-Moment. 10 Euro sind aber trotzdem viel Geld dafür. Ähnlich und doch ganz anders war unser Besuch im Digitiva/Multimedia Art Space. Dort gab es im April 2023 eine Ausstellung zu Klimt, Monet und Van Gogh.
Sehenswert sind auch das Freilichtmuseum und die KGB Gefängniszellen. Das Museum liegt im Westen der Stadt und kann mit dem Bus erreicht werden. Dort sind mehrerer Hütten, Bauernhöfe, aber auch eine Schule, ein Krämerladen und ein Mehrfamilienhaus aus späteren Jahren zu besichtigen. Um von Haus zu Haus zu kommen, läuft man durch einen lichten Birkenwald und entlang der Ostseeküste. Die Gefängniszellen sind mitten in der Altstadt und ziemlich eng. Die Gefangenen war teilweise in Schränke eingesperrt oder in Zellen, in denen man kaum die Arme ausstrecken, sitzen oder liegen konnte.
Tipp: Da wir für unsere Mini-Cruise auf der Ostsee die TallinnCard für 48 Stunden gekauft hatten, war der Eintritt in die beiden ersten Ausstellungen und ins Freilichtmuseum sowie die KGB Gefängniszellen kostenlos. Für die digitale Kunst gab es einen Nachlass von einigen Prozent.
Essen und Trinken in Tallinn
Wenn du in Noblesser bist: Im Restaurant Lore direkt neben der Kai-Galerie zahlt man pro Person einen Festpreis und bekommt dann viele kleine Gänge zum Teilen. Bei uns waren das drei Vorspeisen, zwei Haupt- und eine Nachspeise. Die meisten Gänge waren vegetarisch, es war aber auch etwas Fisch und Fleisch dabei.
Noch eine Spur besser ist das Essen im Restaurant Tchaikovsky, das sich russischer Küche verschrieben hat. Um ehrlich zu sein, fand ich die Gerichte nicht besonders russisch. Es gab beispielsweise weder Piroggi oder Borschtsch als wir dort waren. Stattdessen entspricht das Menü dem typischen Sterneniveau, obwohl das Restaurant nur eine Michelin Bib Gourmand Empfehlung hat. Das mag eventuell am etwa burschikosen, aber durchaus herzlichen Service liegen.
Das Restaurant ist im Hotel Telegraaf. Dort gibt es auch eine Bar mit klassischen Cocktails und modernen Varianten, in denen beispielsweise auch heimischer Gin verarbeitet wird. In der Altstadt gibt es außerdem die Bar Sigmund Freud. Dort kannst du je nach Gemüt deine Cocktails wählen. Ich fand allerdings die Zutaten der Drinks für eher heißblütige Menschen nicht interessant und habe darum zweimal Cocktails für Melancholische genommen. Beispielsweise Van Goghs Ohr und Love Ego Death, der stark nach Pfefferminz schmeckte. Die Menge ist im Vergleich zu deutschen Cocktails und in Relation zum Preis übrigens eher wenig. Dafür sind die Drinks recht stark und ohne verwässernde Eiswürfel.
Ende der Mini-Cruise auf der Ostsee: Von Tallinn mit der Baltic Queen zurück nach Stockholm
Die Baltic Queen hat wie die Silja Serenade mehrere Restaurants, Bars und Läden, in denen man Tax free einkaufen kann. Es lohnt sich, vorher zu checken, welche Marken verkauft werden und in Deutschland im Onlineshop schnell zu recherchieren, was ein Shirt, eine Hose oder ein Kleid kostet. Dann kann man besser abwägen, ob die Preise an Bord günstig sind oder nicht.
Zum Abendessen kann man auf der Baltic Queen wie auch auf der Silja Serenade ans Buffet gehen. Dort gibt es Fisch, Gemüse, Salat und Hauptgerichte sowie eine Theke mit lappländischen Spezialitäten. Wer will, kann aber auch im Schnellrestaurant essen, à la carte – oder sich einfach sein Abendbrot mitbringen und auf dem Sonnendeck oder in der Kabine essen.
Das Frühstück im Buffetrestaurant kostet für Erwachsene 19 Euro. Wer im kleineren Grill House auf der Baltic Queen frühstückt, zahlt einige Euro mehr, dafür ist ein Glas Sekt inklusive und es ist nicht ganz so trubelig wie im Buffetrestaurant.
Tipp: Achtung! Zwischen Tallinn und Stockholm wird die Uhr eine Stunde zurückgestellt. Auf dieser Strecke lohnt es trotzdem, eher früh zu frühstücken. Denn der Schärengarten vor Stockholm und die Fahrt an der Küste entlang ist sehr schön.
Fakten zur Baltic Queen
- Platz für 2800 Passagiere
- 927 Kabinen
- 12 Restaurants und Bars
- Seit 2009 in Betrieb
Am Ende deiner Mini-Cruise auf der Ostsee hast du noch einen halben Tag in Stockholm, denn der Flieger geht erst am Abend Richtung Köln.
Tipp für den Rückflug: Wenn du eine leere Flasche bei die hast, kannst du diese an einer Wasserstation nach der Sicherheitskontrolle kostenlos füllen. Dann musst du also nicht extra Wasser kaufen.
Um dich für die Mini-Cruise auf der Ostsee und für ganz Skandinavien einzugrooven
Ganz neu ist das Audiobook „Sehnsucht nach Skandinavien“. Dort sind die Features des Bayerischen Rundfunks zu dieser Region zusammengefasst – und zwar zu Schweden, Norwegen, Finnland, Island und Dänemark. Die Hörstücke zu Schweden führen in den größten Supermarkt der Welt in der schwedischen Provinz, in stylishe Porridgebars in Stockholm sowie in eine Kanelbullarbäckerei. Mit einem Fährenkapitän kreuzt man außerdem den schwedischen Schärengarten. Auch zu Helsinki gibt‘s Geschichten – beispielsweise zum Saunatag und den Saunen an sich, aber auch zum finnischen Tango. Wer das Audiobook auf seiner Mini-Cruise auf der Ostsee hört, lernt also noch einiges beim Reisen. Der Verlag hat mir das Audiobook kostenlos zur Rezension als mp3 überlassen.
Ich würde immer versuchen, in den Sommermonaten einen Platz an Bord zu bekommen. Dann kann man die Außendecks genießen und hat einen schönen Blick auf das Grün der Landschaft. Im Norden wird es später Frühling und Sommer: Als wir die Reise im April 2023 gemacht haben, sah man noch vereinzelt Schnee und gerade die Laubbäume waren noch völlig kahl. In den Städten blüten gerade erst die Krokusse.
Rund um Ostern sind die Fähren ziemlich voll. Zwar war es nie richtig unangenehm, aber wer die Möglichkeit hat, außerhalb von Ferien und Feiertagen und möglichst unter der Woche zu fahren, wird mehr Ruhe auf den Fähren haben. Außerdem gibt es regelmäßig Fahrten, an denen viele Studierende an Bord sind. Dann ist es laut und voll. Auf diese Termine weist TallinkSilja aber im Buchungssystem hin.
Als Journalistin halte ich mich an den Pressekodex des Presserats. Die Kosten für die Überfahrten hat TallinkSilja getragen. Weil es für diesen Artikel keine Vereinbarung zwischen dem Unternehmen und mir gibt und kein Honorar bezahlt wurde, ist dieser Artikel nicht als „Werbung“ gekennzeichnet.