Dellbrück gehört zu den Stadtteilen in Köln, in denen ich wirklich sehr selten bin. So selten, dass ich zunächst einmal auf die Karte schauen muss, wo er überhaupt liegt: Hinter Mülheim, Buchheim und Holweide, an der Stadtgrenze zu Bergisch Gladbach. Mit der S11 erreicht man das Veedel, wenn man an der Haltestelle Dellbrück aussteigt. Von dort sind es nur wenige Meter zu Fuß zu einem der neueren Sternerestaurants der Stadt: Das Restaurant La Cuisine Rademacher wurde im Frühjahr 2021 mit einem Stern ausgezeichnet.
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Erdbeere und Fenchel mal ganz anders
In der Küche steht Marlon Rademacher, noch keine 30 Jahre alt, aber schon mit super-viel Berufserfahrung – die man schmeckt. Gäste können zwischen dem großen und dem kleinen Menü wählen oder à la carte bestellen. Dann aber verpassen sie mit Sicherheit etwas Tolles. Wir haben uns für das kleine Menü im La Cuisine Rademacher entschieden, weil ich den Muschelgang nicht essen konnte. Ich denke besonders gerne an die sommerliche Gazpacho mit Erdbeere zurück. Ich gebe zu, dass ich skeptisch war: Kalte Gemüsesuppe – und dann auch noch mit Erdbeere? Sie war köstlich und mein Favorit des Abends. Davor gab es Bretonische Sardine mit einer Art getrocknetem Fenchel – sehr dünn geschnitten. Auch das war ein spannender, neuer Geschmackseindruck. Aber auch der Steinbutt und das Wagyu Beef waren ausgesprochen gut.
Während ich das Restaurant an sich ein bisschen sehr konventionell und eher langweilig finde, habe ich oft über Kleinigkeiten geschmunzelt: So gab’s die Currybutter zum Brot vorneweg in Buddhaform. Fast zu schade, um Stücke von ihm abzuschneiden. Die Fruchtbombe als Nachtisch konnte man wörtlich nehmen: Sie war in Form einer Handgranate auf dem Teller gelandet.
Gute Weinauswahl im La Cuisine Rademacher
Interessant fand ich auch die Weinauswahl: Es stehen unter anderem einige vom Weingut Markus Molitor von der Mosel und Saar auf der Karte. Sie sind eigentlich immer eine gute Wahl. Wir hatten das Graacher Himmelreich, ein Riesling. Und obwohl ich eigentlich deutsche Weine bevorzuge, weil ich es nicht klimafreundlich finde, Wein um die halbe Erde schiffen zu lassen, haben wir uns für einen Rotwein aus Mallorca entschieden. Der Grund dafür ist einfach: Erstens gibt es auf Mallorca nicht viel Wein, zweitens wird dieser üblicherweise auf der Insel getrunken und nur selten verschifft. Das führt dazu, dass man ihn bei uns nur selten bekommt. Dementsprechend musste ich die Gelegenheit nutzen. Dieser Cabernet Sauvignon hatte einen vollen, erdigen Geschmack und passte so hervorragend zum Fleisch. Sehr interessant war auch der französische Orangenschnaps zum Abschluss. Aufs Haus gab’s dann noch die Eigenmarke in der Geschmacksrichtung Weinbergpfirsich – auch durchaus empfehlenswert.
Fazit: La Cuisine Rademacher ist eine Bereicherung für die Kölner Sterneküche, schon allein, weil es rechtsrheinisch liegt. Ich bin gespannt, wie es mit dem Restaurant und seinem jungen Chef weitergehen wird. Potenzial ist ganz bestimmt ausreichend für mehr vorhanden.