Ein Frauenstadtplan für Köln

Rundblick

Eigentlich wissen wir ja alle, dass in Köln viele tolle Frauen leben und lebten. Vor Augen führt uns das aber so richtig der Frauenstadtplan für Köln. Er ist aus der Zusammenarbeit der Stiftung Frauen*leben in Köln, des Kölner Frauengeschichtsvereins und der Stadt Köln entstanden. Wer den Stadtplan öffnet, sieht rote, braune und grüne Pins. Die roten stehen für Biografien, die braunen für Frauenprojekte und Organisationen und die grünen für bedeutende Orte.

Wer sich mit Kölns starken Frauen beschäftigen möchte, kann das mit dem Stadtplan tun – oder sich einen speziellen Spaziergang von der Stadt Köln als Vorlage nehmen. Dort erfährst du mehr über Hildegard von Bingen, die Jungfrau Colinia, Zöllnerinnen und Schmugglerinnen.

Auf den Spuren starker Frauen rund um den Dom

Ich habe mir angeschaut, ob es möglich ist, sich dank des Frauenstadtplans seinen eigenen Spaziergang zusammenstellen. Und ja, das geht, auch wenn die Navigation von Karten auf dem Smartphone immer ein bisschen fisselig ist. Zum Beispiel bietet sich dieser Spaziergang mithilfe des Frauenstadtplans an:

Start ist am Hauptbahnhof. Dort gab es nach Auskunft des Frauenstadtplans um 1900 einen Mädchenschutzraum. Von dort gehen wir über den Breslauer Platz durch die Johannistraße bis zur Machabäerstraße. Hier ist ein roter Pin. Er steht für Augustina de Heers, die 1610 geboren wurde. Im Dreißigjährigen Krieg reiste sie von Lüttich nach Köln, um dort das erste Ursulinenkloster in Deutschland zu gründen.

Ursula gab’s gar nicht!

Weiter Richtung Turiner Straße und dann links unter den Bahngleisen hindurch erreichst du den Ursulaplatz. An seiner rechten Seite ist die Kirche Sankt Ursula. Der Pin, der im Frauenstadtplan mit ihr verbunden ist, ist etwas skurril: Ursula, die in Köln sehr verehrt wird, soll es tatsächlich nie gegeben haben. Ihr wisst schon, dass die mit den 11.000 Jungfrauen, die in der Geschichte Kölns eine wichtige Rolle spielt. Sie gab es gar nicht? Ich bin enttäuscht!

Die Straße Ursulakloster geht in die Tunisstraße über. Ihr folgen wir bis zur Straße Unter Sachsenhausen und gehen rechts. Am Börsenplatz fehlt mir hier ein Pin für Edith Stein

Sie war als Jüdin geboren, war eine Philosophin und Frauenrechtlerin und konvertierte schließlich zum katholischen Glauben. Als Nonne ging sie unter dem Druck des Nazi-Regimes in die Niederlande. Dort wurde sie gefangen genommen und letztendlich in Auschwitz ermordet. 

https://opjueck.de/uebersehene-gedenkstaetten-mitten-in-koeln/
Edith Stein Denkmal am Börsenplatz in Köln - fehlt leider im Frauenstadtplan
Edith Stein Denkmal am Börsenplatz in Köln. Edith Stein hat übrigens auch einige Zeit in Bad Bergzabern gelebt.

Mit dem Frauenstadtplan am EL-DE-Haus vorbei und zum Dom

Links ist dann die Straße Kattenbug, dort ist der nächste Pin. Er ist Matilde von Mevissen gewidmet, die sich dafür einsetzte, dass in Köln 1903 das erste preußische humanistische Mädchengymnasium in Köln eröffnet wurde. Über die Komödienstraße und die Straße Burgmauer erreicht man die Neven-Dumont-Straße. An der Ecke zur Elisenstraße ist ein Pin für Philomena Franz am EL-DE-Haus.

Sie ist eine deutsche Sintizza, die die Gefangenschaft in mehreren Konzentrationslagern überlebt hat. Wir gehen zurück zur Burgmauer und dann rechts auf den Dom zu. Im Reichhardthaus an der Straße Unter Fettenhennen ist Hiltrud Kier ein Pin gewidmet.

Sie war von 1978 bis 1997 Stadtkonservatorin, Generaldirektorin der Museen und Leiterin des Forschungsreferats der Museen. Nur zwei Häuser weiter, nämlich im WDR, gibt es gleich vier Pins für Christina Fuchs, Inge von Bönninghausen, Helga Kirchner und Roshan Dhunjibhjoy. Als Journalistin finde ich diese natürlich besonders interessant: Christian Fuchs ist Musikerin, Komponistin und Dirigentin. Inge von Bönninghausen gründete die frauenpolitischen Fernsehreihen im WDR und ist Mitbegründerin des Journalistinnenbundes. Helga Kirchner ist ehemalige WDR-Chefredakteurin und Roshan Dhunjibhjoy war Journalistin mit antikolonialistischer Ausrichtung.

Auf der Rückseite des Doms, an der Dombauhütte, ist ein Pin Barbara Schock-Werner gewidmet, der ehemaligen Dombaumeisterin. Und in der Philharmonie gibt es einen Pin für Elke Mascha Blankenburg, eine der ersten professionellen Dirigentinnen in Deutschland. Hier können wir die Runde beenden, indem wir zum Bahnhof zurückgehen.

Der Frauenstadtplan zeigt aber noch viel mehr tolle Frauen

Stadtweit sind jedoch noch viel mehr Orte eingetragen, die an starke Frauen erinnern. Bei mir um die Ecke in Ehrenfeld lebt beispielsweise Barbara Böttger, wie ich dem Frauenstadtplan entnehme. Sie ist auch Journalistin und hat als grüne Referatsleiterin den Zuwanderungsbericht von Hessen geschrieben. Nicht weit davon ist Christine Teusch ein Pin gewidmet. Sie war eine der ersten Lehrerinnen in Deutschland.

Natürlich gibt es in Köln noch viele andere Möglichkeiten, sich die Füße zu vertreten. Ob mit einem geführten Spaziergang oder auf einer der Stadtwanderungen, die ich in meinem Reiseführer „Zu Fuß durch Köln“ beschrieben habe – die Auswahl ist groß. Vor einiger Zeit kam sogar ein Spaziergang auf den Spuren des jüdischen Lebens im Zentrum von Köln hinzu. Aber der Ansatz, starke Frauen in Köln besser zu präsentieren, finde ich schon besonders. Darum mein Tipp:

Stell dir doch einmal einen Spaziergang zu Ehren toller Kölner Frauen in deinem Veedel mithilfe des Frauenstadtplans zusammen!

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