Carolinensiel – im November een büschen langweilig

An der Nordseeküste

Carolinensiel-Harlesiel ist ein Bindestrichort an der deutschen Nordseeküste in Niedersachsen. Im Prinzip gibt es dort zwei Attraktionen: Da ist erstens der Museumshafen in Carolinensiel mit den umliegenden Häusern. Der Hafen ist ein Becken, das von der Harle geformt wird, und in dem historische Schiffe liegen. Am Ufer der Harle entlang kommt man nach Harlesiel und somit zur zweiten Attraktion: der Nordseeküste. Sie gehört zum Nationalpark Wattenmeer.

Voraussichtliche Lesedauer: 20 Minuten

Rund um das Hafenbecken in Carolinensiel stehen einige Häuser: Restaurants, Geschäfte, das Groot Hus, das Kapitänshaus und die Alte Pastorei, in der das Nationalpark Haus ist. Diese drei Häuser bilden zusammen das Deutsche Sielhafenmuseum. Leider war ich Anfang November außerhalb der Saison da, und die Häuser hatten geschlossen.

Tipp: Die Geschäfte und Restaurants in Carolinensiel haben zumindest im November oft nicht an jedem Tag geöffnet. Manche machen Mittagspause, andere schließen früh. Und ganz wichtig: sehr viele dieser Läden und Lokale akzeptieren keine Karten, um zu bezahlen. Ich finde das sehr schade. Denn ich hätte an einigen Orten mehr gekauft und bestellt, wenn ich mit der Girocard hätte bezahlen dürfen.

Insofern kann man zumindest im November Carolinensiel-Harlesiel an einem Tag entdecken: Einmal um den Museumshafen, bis zur Nordsee und zurück und irgendwo ein Fischgericht essen – fertig. Ich war allerdings eine ganze Woche da. Und zwar ohne Auto.

Anreise nach Carolinensiel mit dem Zug

Das ist jedoch kein Problem. Denn im Prinzip gibt es zwei Möglichkeiten, mit dem Zug nach Carolinensiel zu kommen. Entweder fährt man mit dem Zug bis Norden und steigt dort für etwa 1,5 Stunden in den Bus K1 um. Oder man geht das Risiko ein, Züge zu verpassen und wählt die Anfahrt mit dreimal Stop: Köln – Osnabrück – Sande – Wittmund – Bus 343. Die Busse und Regionalbahnen fahren üblicherweise nur einmal die Stunde, auch die Busse sind im Deutschlandticket enthalten.

Übernachten in Carolinensiel-Harlesiel

Hotels, Ferienwohnungen oder lieber auf den Campingplatz? Der Bindestrichort bietet viele Übernachtungsmöglichkeiten. Ich habe einige Leute kennengelernt, die im Dünenläufer sehr zufrieden waren. Ich war im Hotel Hinrichs. Mein Zimmer und Bad war neu gemacht, die Fliesen auf dem Boden im November aber etwas kalt. Außerdem war mein Raum sehr hellhörig: Ich hörte meine Nachbar*innen reden, den Fernseher, das Schnarchen nachts und vor allem die nächtlichen Toilettengänge. Dafür war das Frühstück top: Unterschiedliche Brote und Brötchen, immer Matjes, oft auch Lachs und Forelle. Wurst, Käse, eine gute Teeauswahl, etwas Joghurt und Müsli, Obst und Eier – besser geht kaum.

Restaurants in Caroliensiel

Allein des Frühstücks wegen würde ich immer ein Hotel einer Ferienwohnung vorziehen. Das hat aber auch zur Folge, dass man sich abends nicht schnell mal ein Brot machen kann. Wobei ich das auch gar nicht will. Für mich war klar, dass ich abends essen gehen würde. Die meisten Restaurants in Carolinensiel haben leider eher den Charme vergangener Zeiten. Im November waren sie auch nicht besonders geheizt, so dass ich beim Essen häufig gefröstelt habe. 

Beilagensalat mit Pizza
Beilagensalat mit Pizza

Das modernste Restaurant ist vermutlich der Heimathafen. In der Vitrine dort stehen Kuchen, die sehr verlockend aussehen. Ich habe auch von anderen Gästen gehört, man bräuchte nach dem Genuss eines solchen Stückes kein Abendessen mehr. Ich war jedoch dort, um etwas Deftiges zu essen: Kartoffeln, Salat, Matjes. Lecker. Dazu einen Friesensecco mit Sanddorn. Umso enttäuschender, dass dieses Restaurant nur Bargeld akzeptiert. Für mich Grund genug, kein zweites Mal dort einzukehren.

Auch im Puppen-Café war ich darum nur einmal. Dort gibt es außerdem ein Fotografieverbot. Schade, ich hätte meinen köstlichen Pflaumenkuchen mit Zimteis gerne meinen Bekannten auf Instagram gezeigt. Im Café Caro durfte man immerhin fotografieren. Aber auch dort wird nur Bargeld angenommen. In diesem Fall habe ich weniger bestellt als ich wollte, weil ich nicht ausreichend Bares bei mir hatte. In der Gastronomie in der Cliner Quelle kann man wenigstens ab 10 Euro mit Karte bezahlen. Meine Rechnung lag bei 9,60. Mit Karte hätte ich ein höheres Trinkgeld gegeben. Das Essen dort ist übrigens erstaunlich gut. Im Rahmen meines Programms hatte ich dort einmal Frühstück und einmal Klappscholle mit Salätchen und Bratkartoffeln.

Restaurants, die Karten akzeptieren

  • Al Mare
  • Luigi
  • Speicher
  • Burger-Stopp

nehmen dagegen auch Karten, um zu bezahlen. Im Al Mare hatte ich eine Pizza mit Lachs und Nordseekrabben mit einem Beilagensalat. Die Pizza hätte einen Hauch heißer sein dürfen. Bei Luigi war der Beilagensalat sehr knackig, mit Zwiebelringen und frischer Petersilie. Die Lachssoße an der Pasta war mir ein bisschen viel des Guten, Lachsstücke waren dagegen eher wenige am Essen. Im Speicher hatte ich einen Pfannkuchen mit Tomaten und Käse, lecker. Als ich eintrat, haben mich alle angestarrt. Vielleicht sind sie Alleinreisende nicht gewohnt. Das war mir zumindest etwas unangenehm, aber sonst war es dort okay. Im Burger-Stopp habe ich mich gut mit der Gastronomin unterhalten. Der Burger mit Speck, Spiegelei und Jalapenos war gut, die Pommes auch. 

Ganz aktiv in Carolinensiel-Harlesiel

Nun kann man fragen, was zum Kuckuck ich im November eine Woche in einem so kleinen Ort gemacht habe? Kurze Antwort: ich war bei der BKK-Aktivwoche. Rückentraining, Aquafitness, Nordic Walking, Muskelaufbau, Entspannung und Sauna. Das war alles gut organisiert und durchgeführt. Die Aktivwoche kann ich also empfehlen, den Ort zumindest im November eher nicht. Ich habe in dieser Woche viele Serien gesehen und gelesen, denn Abendunterhaltung gab es keine.

Immerhin waren aber eine Wattwanderung, eine Ortsführung und ein Teeseminar Teil des Programms.

Wattwanderung, Teeseminar und Ortsbegehung

Wattwanderung: Vorsicht! Der Wind am Watt kann beißend kalt sein! Im Nachhinein hätte ich besser einen weiteren Pulli, Handschuhe und einen Schal getragen. Die Gummistiefel kann man sich übrigens im Nationalpark-Haus leihen, selbst, wenn dieses geschlossen hat. Man sollte sich nur früh genug darum kümmern, also am besten montags, wenn mittwochs die Wattwanderung ist.

Allzu weit geht man dabei übrigens nicht ins Watt hinaus. Dafür lernt man viel über Strand- und Wattschnecken und -würmer. Zum Beispiel, dass deren Hinterteil dünner ist, weil sie es abwerfen können. Darum ist es auch nicht so rot wie das Vorderteil. Denn es ist weniger durchblutet.

Der Ortsspaziergang war eher ein Ortsvortrag im Stehen – auch bissig kalt. Auch dazu sollte man sich warm anziehen. Wir haben dabei eine Menge über die Plattbodenschiffe erfahren – zum Beispiel, dass die Besatzungen damit die Welt umsegelt haben. Seemänner waren seinerzeit die reichsten Bürger in Carolinensiel. 

Auch, was ein Siel ist, habe ich gelernt: Eine Art Entwässerung für das Binnenwasser, die gleichzeitig verhindert, dass bei Flut mehr Wasser einfließt.

Das Teeseminar war ganz spannend. Hier ging es um das Zeremoniell an sich: Nie unter drei Tassen! Ganz wichtig: Erst das Kluntje in die Tasse, dann den Tee. Auf keinen Fall rühren! Sahne vorsichtig am Rand eingießen, damit Wölkchen entstehen! Zum Teeseminar waren wir im Kapitänshaus. So habe ich zumindest noch einen schnellen Blick dort in die Zimmer werfen können, obwohl das Museum ja eigentlich geschlossen hatte. Meine Feststellung: So eine Kapitänswohnung glänzte durch ihren Reichtum: Blau-weiße Fliesen an den Wänden, eine große Küche, eine gute Stube. Lohnt sich. Nach Carolinensiel werde ich trotzdem eher kein zweites Mal fahren.

Was Baden-Württemberger*innen empfehlen

Wie so oft ist der Aufkleber „Nett hier, aber waren Sie schon einmal in Baden-Württemberg?“ strategisch gut angebracht. Er klebt an einem Verteilerkasten an der Straße „Am Kurzentrum“ an einem größeren Hotelparkplatz. Zu Fuß ist es von hier etwa 10 Minuten bis zum besagten Kurzentrum mit Schwimmbad, Restaurant und Fitnessstudio. Keine 5 Minuten entfernt ist das Ortszentrum von Carolinensiel mit dem historischen Hafen und den Restaurants und Cafés. Nur das Meer ist etwas weiter weg.

Nett hier in Carolinensiel. Waren Sie schon einmal in Baden-Württemberg?

Die gelben, ovalen Aufkleber sind vom Referat Landesmarketing und Veranstaltungen des Staatsministeriums in Baden-Württemberg. Wie alle anderen Sticker auch, die an Laternenpfosten, Haustüren oder Verteilerkästen kleben, verschandeln sie diese. Aber sie sind auch ein Zeichen dafür, dass Baden-Württemberger*innen hier waren. Natürlich machen sie auch darauf aufmerksam, dass es im Umfeld des Stickers etwas Interessantes zu sehen oder erleben gibt. In Carolinensiel ist es das Kurzentrum und der Museumshafen. Zugegeben: sehr viel mehr gibt es in dem kleinen Ort auch nicht.

„Nett hier“-Aufkleber habe ich auch schon in ReykjavikKölnKopenhagen und Oslo gesehen. Die neueren Sticker tragen nur noch den Aufdruck „The Länd“ und haben die Form des Bundeslandes Baden-Württemberg.

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