Natürlich: Eigentlich setzt man sich nicht gern mit dem Tod auseinander. Aber: Wer sich nicht damit auseinandersetzt, der verpasst auf Reisen einen Teil der Kultur und der Geschichte des besuchten Landes. Ich hatte das große Glück, in den vergangenen Jahren ganz unterschiedliche Bestattungskulturen zu erleben und Friedhöfe zu besuchen – in Indien, Polen, Antigua und vielen anderen Ländern. Einen Überblick dazu bekommt Ihr hier.
Antigua, Guatemala, 1. November. Menschenmassen strömen auf die Friedhöfe, um mit den Verstorbenen zusammen zu sein. Man sitzt auf den Gräbern und isst und trinkt, man feiert und lässt Drachen steigen, die eine Verbindung zu den Seelen der Verstorbenen darstellen sollen. Wie anders wird Allerheiligen in Deutschland gefeiert.
Havanna, Kuba: Hier muss man das Grab von Amalia besucht haben. Der Legende nach wurde sie schwanger begraben, und als das Grab irgendwann geöffnet wurde, hatte sie ihr Kind im Arm. Seither kommen jährlich viele, viele Menschen an dieses Grab, um sich beispielsweise Kinder oder einen Partner zu wünschen. Dazu muss man den Po des Kleinen streicheln, der deswegen auch schon ziemlich blank ist. Dass Amalia hält, was die Geschichte verspricht, zeigen die vielen Dankestafeln rund um das Grab, die teilweise auch auf Deutsch geschrieben sind.
Kassel, Deutschland. Das Museum für Sepulkralkultur hat ganz wunderbare Schätze der Bestattungskulturen aus aller Welt zusammengetragen.
Köln, Deutschland. Melaten ist einer der schönsten Friedhöfe überhaupt. Mich amüsiert und erfreut es immer gleichermaßen, dass sowohl der Dom als auch Karneval hier eine Rolle spielen. Das ist für mich eindeutig kölsche Bestattungskultur. In Köln gibt es aber noch viel mehr Ruhestätten, die im Alltagstrubel ein Platz zum Innehalten sind. Außerdem gibt es in Lohmar auch einen Friedwald.
Penang, Malaysia. Der Friedhof sieht nicht so aus, wie man ihn sich in einem asiatischen Land vorstellt. Er hat vielmehr etwas Europäisches. Und das ist kein Wunder, denn hier liegen unter anderem die niederländischen Kaufleute, die schon sehr früh mit dem heutigen Malaysia Handel trieben. Interessant ist daran, dass offensichtlich die Bestattungskultur aus Europa nach Asien mitgenommen wurde. Allerdings fragt man sich dabei auch, wie ein Grabstein mit asiatischer Schrift dazu passt.
State College, Pennsylvania, USA. Die US-amerikanische Flagge weht gleich mehrfach auf dem Gelände. In den USA ist das nicht ungewöhnlich. Aber wenn man genau hinsieht, bemerkt man dass sowohl die Fahnen ziemlich verschliessen sind als auch die Grabsteine ziemlich schief stehen. Es entsteht der Eindruck, dass dieser Friedhof vielleicht doch nicht so wichtig ist, wie er auf den ersten Blick scheint. Und wer ganz genau hinsieht, bemerkt, dass viele Inschriften deutsch sind: Hier liegen sehr viele deutsche Auswanderer begraben, die in den USA Einwanderer waren.
Varanasi, Indien. Hier steht ist das angeblich größte Krematorium des Landes. Es soll Ziel jedes Hindus sein, hier verbrannt zu werden. Insofern findet hier eine Art Beerdigungstourismus statt, der mir so völlig fremd war. An der Holzmenge lässt sich übrigens ablesen, wie reich ein Toter war. Unter bestimmten Bedingungen wirft man Leichen auch unverbrannt in den Ganges. Touristen, die eine Bootstour über den Ganges machen, erleben so im schlimmsten Fall, wie eine Leiche gegen ihr Boot stößt.
Warschau, Polen. Sehr, sehr traurig und leider eng mit der deutschen Geschichte verbunden ist der jüdische Friedhof in Warschau. Dort wird an vielen Grabtafeln und Erinnerungsstellen ganz deutlich gesagt, wie derjenige ums Leben kam – und wer daran die Schuld trägt. Auch das ist aus meiner Sicht ein Stück Bestattungskultur.
Wien, Österreich. Ausgesprochen pompös geht es in der Kaisergruft in zu. Neben den riesigen Särgen mit bombastischer Dekoration, in denen Adlige aus Österreich und Europa liegen, sieht der Sarg von Sisi fast ärmlich aus. Aber: Er ist mit frischen Blumen geschmückt.
Vielen Dank für einen interessanten Artikel zur Bestattungskultur in den anderen Ländern. Es ist interessant, dass die Menschen in Guatemala auf den Friedhöfen die Drachen steigen lassen, was eine Verbindung zu den Seelen der Verstorbenen symbolisiert. Bei uns sowie in der europäischen Kultur wird Allerheiligen ganz anders gefeiert.
Das stimmt, liebe Heike. Ehrlicher hätte ich deinen Kommentar gefunden, wenn du dazu gesagt hättest, dass du bei einem Unternehmen arbeitest, das Grabmale herstellt. Ich habe mir darum erlaubt, den Link auf Eure Homepage zu entfernen. Denn Spam-Kommentare finde ich nicht besonders nett. Danke für dein Verständnis.