„Tod auf dem Nil“, das Buch von Agatha Christie, ist das erste, was vielen einfällt, wenn sie das Wort „Nilfahrt“ hören. Dabei geht es – wie könnte es anders sein – um einen Mord auf einem Nildampfer, der auf der Reise aufgeklärt werden soll. Das Buch ist von 1937, die Tourist*innen sind damals noch auf einem Dampfschiff unterwegs. Und um das direkt zu sagen: Die Schiffe, die heute auf dem Nil fahren, sehen längst nicht mehr so aus. Was aber geblieben ist, sind die Originalschauplätze, die zumindest teilweise auch Drehorte des späteren, gleichnamigen Films sind: Kom Ombo, Assuan, Abu Simbel, der Karnak-Tempel in Luxor und die Pyramiden in Gizeh sind die Sehenswürdigkeiten, die man auch heute noch bei einer Nilkreuzfahrt ansteuert.
Nilfahrt: Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke
Tatsächlich sieht man bei einer siebentägigen Nilfahrt sogar noch etwas mehr: Das Tal der Könige, der Luxor-Tempel und der Tempel in Esna gehören auch zu einer Nilfahrt dazu. Aber Achtung: Die Ausflüge sind in der Regel als Paket zubuchbar, das heißt, sie kosten extra. Wer von Assuan noch nach Abu Simbel möchte, was drei Busstunden entfernt ist, muss zusätzlich mit gut 100 Euro rechnen. Ich habe die Sehenswürdigkeiten entlang des Nils in einem anderen Artikel beschrieben.
Falls die Pyramiden von Gizeh bei Kairo sowie ein Aufenthalt in der Hauptstadt nicht sowieso im Urlaubspaket enthalten sind, sollte man sich das gut überlegen. Dazu ist nämlich entweder ein Inlandsflug nötig oder eine sehr lange Busfahrt. Das kann also teuer oder anstrengend werden.
Wie organisiert man eine solche Nilfahrt?
Wir hatten ein ziemlich günstiges Paket bei Voyage Privé gebucht: Flug nach Ägypten, sieben Nächte Nilfahrt mit Vollpension, zwei Inlandsflüge nach Kairo beziehungsweise Hurghada, zwei Nächte in der ägyptischen Hauptstadt und im Anschluss noch fünf Tage in einem All inclusive Hotel in Sahl Hasheesh – worauf ich ehrlich gesagt auch hätte verzichten können, aber es ist nun einmal Teil des Paketes. Zu Hurghada und Sahl Hasheesh lest Ihr mehr in einem anderen Beitrag.
Hätten wir versucht, die Reise selbst zusammenzustellen, wäre das wahrscheinlich teurer, vor allem aber komplizierter geworden. So waren alle Transfers bestens organisiert. Was aber überhaupt nicht funktioniert hat, und was mich auch Wochen nach der Reise noch richtig ärgert, ist dass die Reiseleitung vor Ort uns in Kairo nicht in das Steigenberger Hotel am Tahrir Platz gebracht hat. Das hatten wir nämlich explizit beim Veranstalter BigXtra gebucht. Statt dessen wurden wir im zehn Kilometer entfernten Nasr City untergebracht, in einem Hotel, das nicht so schön war. Und genau an diesem Punkt denke ich: Hätten wir das selbst organisiert gebucht, wäre uns das vielleicht nicht passiert.
Was ist das Besondere an einer Nilfahrt?
Der Nil ist zwar einer der längsten Flüsse der Welt, aber er ist nicht so breit, dass man rechts und links das Ufer nicht sehen würde. Auf der etwa 240 Kilometer langen Strecke zwischen Luxor und Assuan sieht man dementsprechend eine ganze Menge vom Land und auch von den Leuten: rechts und links fährt man an kleinen Orten und größeren Städten vorbei. Auffallend sind die vielen halbfertigen Häuser, die oft nicht verputzt sind. Wer aber einen Balkon hat, gestaltet diesen meist liebevoll, indem die Wände bunt angemalt sind. Solche Details sehen die Urlauber nicht, die zwei Wochen in einem All Inclusive Ressort am Strand abhängen, und der Meinung sind, sie hätten dort das echte Ägypten gesehen. Dabei machen sie lediglich in einer Scheinwelt Ferien.
Außerdem sieht man über viele Kilometer im Wesentlichen Grün: Die hohen Dattelpalmen im Hintergrund, weiter vorne kleinere Bananenstauden und Büsche in zartem Hellgrün, trockenem Gelb oder saftigem Dunkelgrün.
Auf dem Fluss sind auch viele Fischer und Händler unterwegs, die den Schiffspassagieren zum Beispiel Strandbadetücher zum Kauf anbieten. Dazu binden sie ihre kleinen Boote mit dicken Tauen am großen Schiff fest und lassen sich mitziehen. Die Preisverhandlung läuft dann von oben nach unten und zurück.
Was man vor einer Nilkreuzfahrt wissen sollte
- Macht Euch bewusst, dass Ihr in einem afrikanischen Land Urlaub macht. Der Standard der Boote ist nicht mit dem der Kreuzfahrtschiffe auf den Ozeanen vergleichbar. Dafür sind sie kleiner, und es fahren weniger Passagiere mit
- Die Boote halten selten direkt am Ufer, sondern werden an einem anderen Boot befestigt. Wer also an Land will, muss häufig mehrere Boote überqueren. Habt Ihr ein Fenster an der Landseite, heißt das also, dass Ihr als zweites oder drittes Boot direkt in eine andere Kabine schauen könnt. Und jemand anders kann bei Euch reinschauen.
- Speziell, wenn Boot an Boot liegt, können sich die Motorengeräusche potenzieren. Mich hat das nicht gestört, weil es mich an das Geräusch unseres Trockners erinnert. Das hat auf mich immer eine einschläfernde Wirkung.
- Das Sonnendeck ist für Raucher. Wenn Ihr also keinen Balkon habt und kein Fenster zum Öffnen, habt Ihr nur wenig frische Luft, dafür viel Zigarettenqualm.
- Landausflüge beginnen in aller Regel früh. 7 Uhr ist nicht ungewöhnlich, es gibt auch einen Ausflug, der um 4:20 Uhr beginnt.
- Bei den Landausflügen habt Ihr Reiseleiter dabei. Ihr bekommt zu den Tempeln also alles erklärt. Das finden einige Tourist*innen ganz toll. Mir ist das zuviel Text, den ich mir sowieso nicht merken kann. Nach zwei Monaten habe ich längst wieder vergessen, was es mit Ramses, Isis und Osiris auf sich hatte.
- Wenn Ihr Pech habt, seid Ihr in einer rein deutschen Reisegruppe. Ich persönlich finde das etwas langweilig.
- In die Landausflüge werden gerne Verkaufsveranstaltungen eingebaut: Papyrus, Duftöl oder Steinmetzarbeiten. Das ist grundsätzlich gar nicht so uninteressant, aber die Preise sind oft zu hoch und der Druck, etwas zu kaufen, ist aus meiner Sicht fehl am Platz.
- Üblicherweise halten alle Nilschiffe an denselben Sehenswürdigkeiten. Sie liegen allerdings unterschiedlich lang am Ufer.
- Falls Ihr in Hurghada landet, müsst Ihr fünf bis sechs Stunden mit dem Bus einplanen bis Ihr Luxor erreicht. In unserem Fall hatten wir einen ungeplanten Stopp in Sahl Hasheesh, bevor wir nach Luxor fuhren. Das heißt: Nach etwa 5 Stunden Flug fährt man etwas über eine Stunde nach Sahl Hasheesh, denn unterwegs werden noch andere Hotels angefahren. Mitten in der Nacht, kurz nach zwei, kommt dann der Bus und holt die Gäste wieder ab. Nun fährt man zunächst wieder eine Stunde, bis alle Touristen eingesammelt sind. Dann geht es los Richtung Luxor. Falls man keinen Zwischenstopp nach der Nilfahrt in Kairo hat, fährt man anschließend mit dem Bus zurück zum Badeort. Wir sind von Kairo nach Hurghada geflogen.
- In Ägypten gibt es eine Vielzahl von Abzockmöglichkeiten.
Wie sind die Nilfahrtschiffe?
Wer vor der Reise im Internet nach „Nilfahrt“ sucht, wird erschlagen mit schlechten Kritiken. Im Prinzip haben alle ein bisschen recht: Die Schiffe, die ich gesehen habe, sind alle in die Jahre gekommen, die Kabinen auf unserer MS Nile Monarch hatten deutliche Gebrauchsspuren. Die Handtücher und Bettwäsche waren beispielsweise ziemlich alt – aber sauber. Unsere Kabine war ziemlich klein, was auch daran lag, dass sie voll mit unnötigen Möbeln war: Zwei Stühle an die Wand gequetscht, ein Schreibtisch, ein Fernseher, ein Kleiderschrank, den ich nicht benutzt habe.
Weniger ist eben manchmal mehr. Wir hatten es damit gut getroffen. Andere Passagiere hatten die letzte Kabine vor dem Technikraum und haben eine Woche kaum geschlafen, weil es so laut war. Bei anderen versuchte man dreimal den Abfluss zu reparieren, aber trotzdem stand das Bad regelmäßig unter Wasser. Und es tropfte aus der Klimaanlage. Aber hey: Ihr macht eine Flussfahrt in Nordafrika. Nicht mit einem Luxusliner auf einem Ozean.
Das Einzige, was ich an Bord wirklich schade fand war, dass wir die Fenster in der Kabine nicht öffnen konnten. Die Anzeige, die der Grund für unsere Buchung war, zeigte eine Kabine mit bodentiefem Fenster, das man öffnen kann.
Was hat es mit Premiumschiffen auf dem Nil auf sich?
Vorsicht! Im Prinzip fahren auf dem Nil nur 5-Sterne-Schiffe. Das sind allerdings landestypische Sterne. Lasst Euch von dieser Bezeichnung nicht blenden, mit 5 deutschen Sternen hat das überhaupt nichts zu tun. „Premiumschiff“ bedeutet lediglich, dass Ihr nicht wisst, auf welchem Schiff Ihr schließlich landen werdet. Wenn Ihr auf Nummer Sicher gehen wollt, bucht Ihr ein Schiff einer großen internationalen Hotelkette. Da wir in der einen Woche viele Schiffe durchquert haben, wissen wir, dass diese zumindest im Foyer deutlich schöner ausgesehen haben als unser Schiff von 1996.
Wie ist das Essen auf einem Schiff auf dem Nil?
Auf unserem kleinen Schiff gab es nur einen Speisesaal, in dem alle Passagiere gleichzeitig an großen Tischen gegessen haben. Dazu gab es morgens, mittags und abends ein Buffet. Mir war das Essen ehrlich gesagt zu europäisch. Ich hätte gerne etwas mehr landestypische Speisen oder zumindest die traditionellen Gerichte aus der Region gegessen. Aber wahrscheinlich wissen die Unternehmen auch, dass die meisten Gäste darauf eher wenig Lust haben. Letztlich gab es einen orientalischen Abend mit Falafel, Kuschari und Okraschoten.
Im Internet steht irgendwo, dass das Essen auf den 5-Sterne-Premiumschiffen Sterne-Qualität habe. Nunja. Entweder hat der Autor dieses Beitrags noch nie im Sternerestaurant gegessen oder unser Schiff war die unrühmliche Ausnahme. Das Essen war okay. Aber auch nicht mehr. Vor allem die Salate waren so gut gekühlt, dass man täglich einen Gemüseeisklumpen auf dem Teller hatte.
Wie sind die mitreisenden Gäste bei einer Flussfahrt auf dem Nil?
Wir haben mit 50 Jahren den Altersschnitt ganz schön nach unten gedrückt: Es waren sehr viele Silberrücken an Bord. Das kann aber auch an der Reisezeit gelegen haben: Familien können eben im Februar nicht so einfach weg. Dafür hatte ich selten, wenn ich in eine Gruppe Pauschalurlauber*innen gekommen bin, einen so gepflegten Umgang wie auf der MS Nile Monarch. Nahezu alle Menschen waren ausgesprochen höflich und zuvorkommend, und die Gruppe an unserem Tisch war sehr nett.
Mein Fazit der Nilkreuzfahrt
Ich wollte Tempel und Gräber sehen und Geschichte erleben. Das hat gut geklappt. Dass das 5-Sterne-Premiumschiff so gar nicht aussah wie in der Anzeige, hat bei mir zu Beginn eine 15-minütige Schockstarre ausgelöst – danach habe ich mich damit arrangiert. Unverzeihlich finde ich jedoch, wie die Reiseleitung vor Ort uns in Kairo behandelt hat, und wie wenig kundenorientiert der Veranstalter in Deutschland auf unsere Reklamation reagiert hat: 62 Euro (Stand Anfang 5/2019) hat uns BigXtra dafür überwiesen, dass man uns nicht ins gebuchte Hotel gebracht und uns unseren Kairoaufenthalt verdorben hat. Das hinterlässt einen sehr bitteren Nachgeschmack. Darum haben wir jetzt einen Rechtsanwalt eingeschaltet. Aber egal, wie hoch die Entschädigung am Ende ausfallen wird: Es wird kein Ersatz für das sein, was wir in Kairo nicht erlebt haben. Und das überschattet leider den gesamten Urlaub.