„Naturschutzgroßprojekt“ – das ist ein sehr sperriger Name. Aber typisch Deutsch: Er beschreibt ganz genau, um was es eigentlich geht. Denn es ist ein sehr großes Projekt zum Schutz der Natur, was da in Oerlinghausen läuft. Letztlich geht es um nicht mehr, aber auch nicht um weniger, als die Heide- und Sennelandschaft dort zu erhalten.
Denn der Platz für dieses Naturschutzgroßprojekt ist wohl einmalig in Deutschland: Hier stößt die Senneebene an den Teutoburger Wald. Das sorgt für eine so gute Thermik, dass hier auch der größte Segelflugplatz nach Starts und Landungen in ganz Europa ist. Aber um ihn soll es heute nicht gehen. Für das Naturschutzgroßprojekt ist viel wichtiger, dass hier vor sehr, sehr vielen Jahren ein Binnenmeer war, das sich zurückgezogen hat. Zurück blieb damals der Sand. Und der stößt hier an den kalkhaltigen Boden des Teutoburger Waldes. Das Ergebnis ist beispielsweise eine ungewöhnliche Vielfalt an Pflanzen. „Hier kann man im Sand stehen und Bärlauch riechen“, erklärt Dirk Grote, mein Wanderführer an diesem Tag im Rahmen der TeutobloggerWG. Bärlauch gedeiht in kalkhaltigem Boden am besten. Genauso wie die Rotbuche und Orchideen. „In der Heide hat man dagegen eher Kiefern“, sagt Dirk.
Korridore im Wald
Seit er in das Naturschutzgroßprojekt eingestiegen ist, hat sich einiges getan: „Wir haben jetzt beispielsweise wieder Ziegenmelker und Wendehälse“, sagt er. „Zwei Vogelarten, die auf der roten Liste der bedrohten Tiere stehen“. Auch Schlingnattern gibt es und viele Eidechsen. Damit diese sich wohlfühlen, mussten Dirk und seine Kolleg*innen zunächst etwas tun, was so gar nicht nach Naturschutz klingt: Sie mussten Korridore schaffen, also Bäume und Büsche entfernen. Ließe man sie wachsen, würde aus der Senne erstens bald Wald werden. „Zweitens sind diese Korridore beispielsweise wichtig, damit es zwischen den Eidechsenkolonien zu einem genetischen Austausch kommen kann“, erklärt er. Um die Korridore offen zu halten, weiden im Naturschutzgebiet Rinder und Pferde.
Oerlinghausen fördert den Kreislauf der Natur
Wer durch den Wald wandert, wird vermutlich an ihnen vorbeikommen: Die jungen schottischen Rinder sehen aus wie überdimensionierte Steiff-Tiere. Ihre Eltern sind mit ihren weit gespreizten Hörnern durchaus furchteinflößend. Aber Dirk versichert mir, dass Kermit, Obama und die vielen anderen an Menschen gewohnt sind und sie nicht angreifen. Auch dann nicht, wenn man nah an ihnen vorbei geht oder Rot trägt. Passenderweise heißt übrigens einer der Wanderwege in Oerlinghausen Ochsentour. Rinder sieht man dort aber nicht zwingend. Es gibt auch einen Eidechsen- und einen Holzweg.
Die Rinder ziehen übrigens auch automatisch Insekten an. Und die wiederum sind eine Delikatesse beispielsweise für Vögel auf Nahrungssuche. So schließt sich der Kreis: Weniger Wirtschaftswald mit engstehenden, geradewachsenden Bäumen, dafür mehr lichter Wald mit Bäumen, die wachsen, wie sie wollen, führt zu einer höheren Biodiversität. Und auch zu einer Landschaft, in der Menschen gerne wandern. Und in denen es an warmen Sonnentagen riecht, wie in einem der lichten Pinienwälder in der Mittelmeerregion.
Oerlinghausen liegt südöstlich von Bielefeld im Kreis Lippe. Sie hat etwa 17.000 Einwohner*innen. Im Stadtwappen sieht man die lippische Rose und ein Segelflugzeug.
Wer von Oerlinghausen durch den Wald Richtung Lage-Hörste geht, kommt irgendwann auf den Hermannweg und zur Gaststätte Bienenschmidt, die mitten im Wald liegt. An Sommertagen wird es dort schnell voll.
Als Journalistin halte ich mich an den Pressekodex des Presserats. Die Kosten für den Aufenthalt im Jahr 2022 wurden vom Veranstalter Teutoburger Wald Tourismus und seinen Kooperationspartnern getragen. Die so genannte Teutoblogger WG wurde im Jahr 2022 im Rahmen des EFRE-Projekts „Zukunftsfit Digitalisierung“ durchgeführt. Das Projekt wird gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und das Land NRW. Weil ich ein Honorar für die Teilnahme an der TeutoBlogger-WG bekommen habe, ist dieser Artikel als „Werbung“ gekennzeichnet.