Dass Köln-Ehrenfeld ein Hotspot für bemalte Fassaden und Mauern ist, gehört zu meinem Alltag. Auch wenn ich dort nicht alles schön finde. Dass es auch in Düsseldorf eine Menge Kunst an Häusern zu sehen gibt, weiß ich seit einer Stadtführung von Visit Düsseldorf. Klaus, dem die Agentur Pretty Portal in der Brunnenstraße in Düsseldorf gehört, führt uns zum Thema „Urban Art in Düsseldorf“ von der Hauptbahnhofsrückseite zu seiner Galerie. Dabei zeigt er uns nicht nur Wand- und Mauergemälde, sondern macht erst einmal klar, was Urban Art eigentlich ist.
So sei Street Art ein Begriff, der häufig synonym zu Urban Art benutzt wird. Aber Street Art könnte auch von Straßenmusiker*innen oder Artist*innen kommen, die ihre Kunst auf der Straße zeigen. Urban Art bezieht sich dagegen auf die visuelle Gestaltung. Oder Graffiti: Während viele Sprühereien oft Reviermarkierungen und illegal sind, kann Urban Art auch eine Auftragsarbeit sein, die allerdings nicht immer bezahlt wird.
Urban Art, Graffiti, Street Art oder Murals
Unter Urban Art fallen beispielsweise auch die gemalten Werbeanzeigen von Aldi oder Zalando und anderen Firmen, die wir in Köln häufig sehen – beispielsweise an der Kreuzung Subbelrather Straße/Liebigstraße. Oder am Gürtel und der Stammstraße, oder an der Venloer Ecke Körnerstraße. Für diese Werbeanzeigen sollen die Hausbesitzer*innen übrigens ganz ordentlich Geld bekommen. Dann gibt es noch Murals. Das sind die Gemälde an Fassaden und auf Mauern, die man in Schottland, Irland oder Lateinamerika häufig sieht, und die einen geschichtlichen Bezug haben.
Beim Walk zum Thema Urban Art geht es auch um die Anfänge dieser Kunstform, die wie so vieles aus den USA kommt. Irgendwann schwappte der Trend auch nach Düsseldorf. Eines der ersten Projekte, das dort mehr oder weniger legal umgesetzt wurde, war die Gestaltung der Unterführung an der Ellerstraße. Dort zeigt sich, dass Urban Art recht kritisch ist: Politik, Kapitalismus, Klima – es sind viele aktuelle Themen, mit denen sich die Wandmaler*innen auseinandersetzen.
Künstler*innen wiedererkennen
Für mich ist eine der wichtigsten Erkenntnisse, dass man Urban Art Künstler*innen nach einiger Zeit an ihrem Stil erkennen kann. Und dass sie manchmal ihre Kunst in Düsseldorf und Köln anbringen. Eine andere Erkenntnis: Es gibt Menschen, die mit der Urban Art der Künstler*innen Geld machen wollen. Und das, so Klaus, geht überhaupt nicht. Denn die Künstler*innen der Urban Art schenken die Werke der Allgemeinheit. So wie neulich Bansky in der Ukraine gemalt hat. Dort wollte man die bemalten Mauerstücke aus der Wärmedämmung herausschneiden. Die Polizei stoppte die Diebe. Trotzdem sind Bansky-Gemälde schon mehrfach anderswo zu sehr hohen Summen verkauft worden. Das ist nicht im Sinne vieler Künstler*innen.
Ich frage mich wie die Situation ist, wenn in Köln auf dem Weihnachtsmarkt Händler*innen Fotoprodukte verkaufen, die ein Urban Art Motiv zeigen. Solange die Künstler*innen des Bildes davon keinen Anteil abbekommen, finde ich das nicht in Ordnung. Zurück zu den Hauswänden: Im deutschen Recht ist auch die Rede von „aufgedrängter Kunst“, wenn ein Urban Artist ohne Erlaubnis auf eine Hauswand malt, die ihm nicht gehört. Dann dürfen Besitzer*innen damit machen, was sie wollen, also auch das Gemälde verkaufen.
Aber zurück zu unserer Urban Art in Düsseldorf: Die Route führt uns weiter zum Bahnhof Düsseldorf Bilk. Dort ist die gesamte Unterführung bemalt. Allerdings nicht zur Freude aller. So hat jemand das Bild Imagine mit organgefarbener Farbe beschmiert. Der Künstler hat das Bild daraufhin überarbeitet und die orangene Farbe in sein Gemälde integriert. So kann man Meinungsverschiedenheiten zu Motiven auch austragen. Übrigens ist es eher ungewöhnlich, dass Künstler*innen die Werke von anderen übermalen oder beschädigen, sagt Klaus. Vielmehr respektiert man gegenseitig die Arbeit der anderen. Wurden Kunstwerke bekritzelt oder übermalt, so geschieht das häufig von Jugendlichen, deren Ziel es eben eher ist, ihre Graffiti-Marken zu setzen, als Urban Art zu schaffen.