Zugegeben: Wer auf der so genannten Via Sacra in Köln unterwegs ist, hat’s eher urban als grün. Uninteressant ist das aber nicht, denn man kommt, der Name lässt es erahnen, an sehr vielen Kirchen vorbei. Auch in Corona-Zeiten haben viele geöffnet – wenn auch in der Regel nur für Betende. Aber was spricht dagegen, in der wohltuenden Stille der Gotteshäuser ein Vater unser zu sprechen oder für Verstorbene ein Kerzchen anzuzünden? Das schaffe selbst ich – und ich bin konfessionslos.
Von der Via Sacra lese ich erstmals in „Reisen in die Heimat“ aus dem Bachem Verlag. Eine Buchreihe, die ich seit mindestens zehn Jahren ungenutzt im Regal stehen habe, und die während der Corona-Pandemie einen ganz neuen Wert für mich bekommt. Schließlich sollen wir möglichst zuhause bleiben. Und wenn wir raus gehen, dann bitte nicht an die Hotspots. Die Via Sacra ist aus meiner Sicht mit Ausnahme des Startpunkts diesbezüglich ein Geheimtipp. Zumindest an dem Tag, als ich dort unterwegs bin.
Die Via Sacra in „Reisen in die Heimat“ wurde vom Stadtplaner Rudolf Schwarz 1950 für den Bogen genutzt, der den Kölner Stadtkern umspannt. Er verläuft dementsprechend etwa parallel zum Ring und führt an einem guten Dutzend Kirchen und Stiften vorbei. Der Spaziergang selbst geht auf eine ehemalige Stadtkonservatorin zurück, Hiltrud Kier.
Startpunkt für den Spaziergang auf der Via Sacra: Chlodwigplatz
Den Beginn der Stadtwanderung erreicht man bequem mit der KVB. Man muss nämlich zum Chlodwigplatz. Der ist leider auch während des Corona-Kontaktverbots ziemlich belebt. Von dort geht man durch die Severinstorburg bis zur Severinskirche. Ganz hübsch finde ich ja das Figürchen vor der Kirche, das Stollwerck Mädchen, das Schokolade verteilt. Durch die Kartäusergasse erreicht man auf der linken Seite eine weitere Kirche, die ich persönlich sehr minimalistisch, dadurch aber auch beruhigend finde. St Maria vom Frieden, der nächste Stopp, ist genau das Gegenteil, eine überbordende barocke Fassade – leider derzeit nur hinter Gittern zu sehen.
Nicht weit von dort kommt man zu Sankt Pantaleon. Die Kirche steht auf einem echt großen Gelände. Das weiß man spätestens dann, wenn man einmal an der Mauer entlanggelaufen ist, um den Eingang zu finden. Ich durfte in dieser Kirche schon einmal in die Sakristei, hinter den Altar und in den Keller schauen. Und finde es noch immer amüsant, dass der Name Sankt Pantaljon ausgesprochen wird.
Einmal auf der Via Sacra in Köln durchs Zentrum
Sankt Mauritius irritiert mich, weil ich den Eingang nicht finde. Davon abgesehen ist das umliegende Viertel und der Griechenmarkt so unfassbar dörflich und ruhig – und das mitten in der Großstadt, das finde ich immer wieder beeindruckend. Weiter geht’s zu Sankt Aposteln am Neumarkt, sehr verbaut mit seinen zugemauerten Türen und Fenstern – aber innen ganz hübsch, auch wenn man derzeit nur bis ans Gitter kommt. Die Gemälde an der Decke über dem Altar sind ziemlich futuristisch für eine so alte Kirche, finde ich.
Tipp: Das Riphahn an der Hahnenstraße verkauft während der Zeit der Restaurantschließungen mittags Suppe für einen Euro plus. Das heißt, man gibt mindestens einen Euro, gerne aber mehr.
Die Via Sacra führt noch bis Sankt Gereon, dort kann man auch einen Stadtspaziergang durchs neue Gereonsviertel machen. Doch eigentlich sieht unser Spaziergang jetzt einen Schlenker zur Eigelsteintorburg vor, die neulich schon das Ziel einer Stadtwanderung war, und endet schließlich an Sankt Kunibert.