50 Minuten braucht der Flieger von Düsseldorf nach Kopenhagen. Von dort sind es nochmal etwa 30 Minuten – und schon ist man in Malmö. Die drittgrößte Stadt in Schweden ist somit bestens geeignet für einen Wochenendtrip. Hinzu kommt: Sie ist überschaubar. Man kommt also nicht unter Zeitdruck, weil man noch nicht jedes Museum gesehen, noch nicht in jedem hippen Restaurant gegessen hat. Und falls man doch nicht alles an einem Wochenende schafft, dann kommt man eben wieder. Es geht ja schnell und ist sogar mit der Kompensation des Fluges über Atmosfair noch durchaus günstig.
Ist man erst einmal in Malmö, kann man bequem zu Fuß zur Altstadt gehen. Sie liegt rund um den Lilla Torg. Dort ist in fast jedem Haus ein Café oder ein Restaurant. Und von hier sind es auch nur wenige Meter bis zur Einkaufsstraße Södergatan. Wer Shopping mag, folgt ihr bis zum Gustav Adolfs Torg und geht dann weiter die Södra Förstadsgatan hinab. Dort sind ausreichend Geschäfte für Einkaufsfans. Mein Highlight war der Laden Lakritsroten mit mehr Lakritzsorten, als ich in meinem ganzen Leben gesehen habe. Ich habe für eine mittlere zweistellige Summe eingekauft. Und um ehrlich zu sein: Ich habe es nicht bereut.
Kultur in Malmö
Einkaufen ist davon abgesehen allerdings nicht so mein Ding. Ich hatte mich darum für einen Stadtspaziergang entschieden. Er führt vom Rathaus über den Lilla Torg, an einigen Kirchen vorbei und durch Grünanlagen bis zum Malmöhus Slott. Dort kann man bei schlechtem Wetter einige Zeit verbringen, denn im Schloss gibt es verschiedene Ausstellungen: Da ist das Aquarium, in dem auch Reptilien leben. Eine Kunstausstellung – mit der ich allerdings nicht so viel anfangen konnte. Sie war mir zu modern. Bei Eurem Besuch wird aber möglicherweise etwas ganz anderes ausgestellt. Dann gibt es das labyrinthische Schloss selbst – und das ist durchaus interessant. So gibt es bei den ehemaligen Gefängniszellen eine Wand, die mit Porträtfotos ehemaliger Häftlinge in Sepia dekoriert ist. Etwas absurd aus heutiger Sicht: Diese Fotos sind oft die einzigen, die jemals von diesen Menschen gemacht wurden.
Hinter dem Schloss ist es nicht mehr weit bis zum Ribersborgsstranden. Bei schönem Wetter kann man da sicherlich gut entspannen. Aber auch, wenn es eher kühl ist, macht ein Spaziergang am Öresund Spaß. Den Weg zurück nimmt man am besten durch den Västra Hamnen, vorbei am gedrehten Gebäude Turning Torso. Dieser Stadtteil ist sehr neu und modern. Hier ist vieles noch im Werden.
Im Disgusting Food Museum
Auf keinen Fall solltet Ihr das Disgusting Food Museum verpassen. Was erst einmal nach einem schlechten Witz klingt, hat einen tiefgehenden Sinn: Andreas Ahrens und sein Kollege wollen die Besucher nämlich zum Nachdenken anregen. Dazu gehen sie an verschiedenen Stationen mit Lebensmitteln vorbei. Die sind irgendwo in der Welt eine Delikatesse – oder auch nur Alltagsnahrung. Und in anderen Teilen der Welt werden sie als absolut ekelhaft empfunden. Da gibt es beispielsweise Infos zum Roquefort, dem Blauschimmelkäse aus Frankreich. Während die einen ihn lieben, hassen die anderen den Geruch, der an ranzige Butter und Erbrochenes erinnern kann. Es geht auch um Affenhirn, das im chinesischen Guangzhou serviert wurde, um Schafsaugensaft oder Wasabi-Kitkat, Salzlakritz oder US-amerkanische Süßigkeiten, die nur aus Chemie bestehen.
An einigen Stationen kann man den Geruch der ausgestellten Lebensmittel riechen. Hakarl aus Island oder schwedischer Surströmming, beides im Prinzip verrotteter Fisch, fand ich persönlich schon sehr eklig. Allerdings habe ich mich wacker geschlagen und musste die Spucktüte, die mir am Eingang gegeben wurde, nicht gebrauchen. Das schaffen nicht alle Besucher: Eine Tafel im Museum informierte darüber, dass sich zuletzt vor 28 Tagen ein Besucher übergeben hatte.
Und wie essenstolerant bist du?
Hat der Besucher nach diesem Rundgang verstanden, dass es kein „normal“ und „eklig“ gibt, sondern dass beide Begriffe durch die Sozialisation in einer Region entstehen, kann er seine frischgewonnene geistige Flexibilität an der Theke testen. Dort gibt es kleine Schälchen mit Lebensmitteln: getrocknete Grillen und Würmer, Käfer und Root Beer, Sauerkrautsaft, schwedischen Fisch und noch mehr kann man hier probieren. Ich bin ein bisschen stolz auf mich, weil ich alles probiert habe. Andreas musste mich aber an einigen Stellen überzeugen: Die Käfer beispielsweise fand ich fies, weil sie so groß waren. Man isst also das ganze Tier. Aber tatsächlich ist es nur Kopfsache. Auch mit Durian habe ich mich schwer getan: Die stinkende Frucht ist in Malaysia in vielen Hotels oder in Singapur in der Metro verboten, weil man ihren Geruch nur schwer wieder los wird. Ich hatte Durian einmal in einem Törtchen – und den ganzen Tag davon, weil es mir immer wieder aufstieß. Andreas sagte dazu: „Die Frucht pur ist besser, als wenn sie verarbeitet ist. Wer es einmal gegessen hat, findet oft nicht mehr, dass sie stinkt.“ Ich habe mich darauf eingelassen. Am Ende war ich stolz, weil ich meine eigenen Grenzen überschritten hatte. Die Chance dazu hat man nicht jeden Tag.
Übrigens ist Malmö auch ein guter Ausgangspunkt, um Kopenhagen in Dänemark zu besichtigen, oder um mit dem Zug durch den Süden Schwedens zu fahren. Wir waren beispielsweise in Lund und Ystad.
Und weil wir in Malmö wirklich gut gegessen haben, lest Ihr mehr dazu in einem eigenen Artikel.