Verflucht, Karla ist verschwunden! Ihr Freund Kurt hat uns um Hilfe gebeten. Und so machen wir uns an einem Sonntagmittag bei einer von mehreren Rätseltouren in Köln auf die Suche nach der blonden Frau. Viel wissen wir nicht über sie: Sie hat einen Brief hinterlassen, einen Stadtplan mit merkwürdigen Zeichen, einen Spiegel und sonst fast nichts.
Die ersten 15 Minuten vergeuden wir mit falschen Fährten. Denn wenn man in einer großen Stadt jemanden oder etwas sucht, wird plötzlich alles zum Zeichen: Die blauen, frisch aufgesprühten Pfeile auf dem Boden genauso wie der QR-Code, der auf eine leere Seite führt. Oder auch der mit Klebeband am Baum angeklebte Zettel, auf dem jemand ein Fahrrad sucht.
Viel Aufwand für die Organisator*innen der Rätseltouren
Eine SMS auf das Handy, das wir in Karlas Unterlagen auch gefunden haben, bringt uns zurück auf die richtige Spur. Sie zeigt auch den enormen Aufwand hinter den Kulissen: Die Organisatoren von Meet the World haben uns immer im Blick. Wir sehen sie nur ein einziges Mal – und das hat seinen Grund: Sie haben für die Krimirätselgeschichte in Köln-Ehrenfeld nämlich im ganzen Veedel bunte Kuverts angeklebt, auf denen wir Hinweise zu Karlas Verbleib finden. Nun kann es natürlich in einer großen Stadt immer mal passieren, dass das jemand für Müll hält und das Kuvert in den nächstgelegenen Mülleimer wirft. Das ist genau so an einer Station passiert – und darum musste einer der Organisatoren den Umschlag erst wieder finden und anbringen. Ein Zeitverzug, der dazu führte, dass wir ihn gesehen haben. Kann passieren, hat dem Spaß an der Rätseltour aber keinen Abbruch getan.
Letztlich haben wir alle Kuverts gefunden, alle Rechenaufgaben mit Alternativen gelöst, den angelnden Riesen mitten im Veedel genauso gefunden wie die Körner, Hühner, Kohlköpfe und Himmelsforscher – und somit auch unseren Weg zum Ziel. Eine Schnitzeljagd durchs eigene Viertel, aber kein bisschen langweilig. Würde ich wieder machen.
Rätseltouren in Köln? Ja, aber …
Wer von den Rätseltouren eine Stadtführung erwartet, ist falsch. Zwar sieht man tatsächlich viele schöne Ecken, aber das Ganze ist mehr ein Spiel. Darum würde ich denjenigen, die einen bestimmten Stadtteil besser kennenlernen wollen, eher eine Eat the World Tour empfehlen. Das habe ich in Berlin und Köln-Sülz schon gemacht. Beides war gut. Kölnern, die aber mal einen anderen Blick auf ihre Stadt bekommen wollen, kann ich den Krimispaziergang in Köln-Ehrenfeld sehr empfehlen: Ich habe viele Kleinigkeiten entdeckt, die ich noch nie gesehen habe.
Allerdings habe ich in den vergangenen Jahren die Erfahrung gemacht, dass eine durch solche Veranstaltungen spontan-notwendige Teambildung nicht immer gut funktioniert. Wenn sich beispielsweise ein Teil des Teams nicht mit dem anderen abspricht oder die Aufgaben nicht mit allen teilt, dann wird aus einem großen Spaß schnell Frust. Das gilt auch, wenn Teile des Teams zwischen den Stationen den privaten Austausch nicht suchen oder sogar blockieren.
Mein Tipp wäre darum: Meldet Euch doch direkt als größeres Team an. Die Krimischnitzeljagd in Köln-Ehrenfeld, die übrigens regelmäßig stattfindet, ist mit bis zu acht Teilnehmer*innen möglich. Seid Ihr zu viert, wird schon einiges angenehmer. Alternativ könnten die Veranstalter natürlich auch im Vorfeld versuchen zu klären, ob die Teilnehmer*innen lieber mit Unbekannten oder alleine das Rätsel lösen wollen. Allerdings wird für sie dadurch der Aufwand größer.
Ortskenntnis kann auch hemmen
Dritter Punkt: Die Krimirätseltour in Köln-Ehrenfeld ist auf eineinhalb bis zwei Stunden ausgelegt. Wir haben etwa eine Stunde und 40 Minuten gebraucht. Okay, wir sind eher gebummelt und ein Teil unseres Teams wollte noch ein Eis essen, so dass wir allein darum nicht super schnell waren. Ich glaube aber schon, dass unser Ehrenfelder Vorwissen uns an einigen Stellen geholfen hat. Das soll nicht heißen, dass die Rätselstationen zu schwierig sind – im Gegenteil: Das Knobeln macht Spaß und die Aufgaben sind mit einer gehörigen Portion an Einfallsreichtum, Intelligenz und Humor gestellt. Ich glaube aber, dass Ortsunkundige vielleicht eine gute halbe Stunde länger einplanen sollten.
Oder anders gesagt: In einem anderen Stadtteil hätte ich möglicherweise länger gebraucht, um das Rätsel um Karla zu lösen. Auf der anderen Seite haben wir auch festgestellt, dass zu viel Ortskenntnis manchmal auch zu einer gewissen Betriebsblindheit führen kann. Aber: So oder so kann Karlas Freund Kurt dank unserer Hilfe jetzt wieder gut schlafen. Also: Alles gut!
Andere Rätseltouren in Köln, Bonn und Münster
Neben der Meet the World Tour gibt es in der Zwischenzeit viele andere Mystery Hunts und Rätseltouren. In Köln habe ich auch gemacht:
- Break the Matrix Pop Culture Cologne. Das war echt mega-durchdacht. Hier sind keine Briefumschläge in der analogen Welt notwendig, denn die gesamte Mystery Hunt läuft über das Smartphone und die Unterlagen, die man vorab zugeschickt bekommt. Es ist alles dabei von Berechnungen zu Puzzles und einer Art „Malen nach Zahlen“. Sehr aufwändig gestaltet und mit viel Liebe zum Detail. Wir haben die Rätsel zu viert gelöst, und ich war sehr froh über unsere jungen Mitspieler*innen. Ohne sie hätte ich wahrscheinlich nach 15 Minuten aufgegeben, weil ich nichts und niemanden kannte. Ohne Ortskenntnis dürfte das Spiel noch deutlich schwieriger sein.
- Puzzlehunt Cologne. Mit dieser Rätseltour habe ich wirklich meine Probleme. Wir haben für die erste Hälfte so lange gebraucht, dass wir den zweiten Teil an einem anderen Tag machen wollten. An diesem haben wir aber aufgrund eines Wolkenbruchs mit Gewitter wieder nur die Hälfte geschafft. Du solltest dir auf jeden Fall einen Tag dafür freihalten und für die KVB ein Tagesticket kaufen. Und – ganz wichtig – die Lösungshilfen online von Anfang an nutzen. Denn sonst kann die Tour sehr frustrierend werden. Vor allem dann, wenn mehrere Lösungen richtig sein können. Trotz Lösungshilfen gibt es auch einige Stationen, die ich einfach nicht nachvollziehen konnte. Schade.
- Sir Peter Morgan bietet Touren in sehr vielen Städten in ganz Deutschland an. Klick den Link, um eine Stadt in deiner Nähe zu finden (Werbelink). Ich habe bei Sir Peter Morgan eine Rätseltour durch den Volkspark in Köln gemacht. Besonders gut hat mir dabei gefallen, dass die Tour in Form eines Chats gestaltet ist, ohne dass man zusätzlich eine App herunterladen müsste. Die Anweisungen kommen immer als Audioaufnahme, das ist unterhaltsam und lebendig gemacht. Die Rätsel haben mal mit Köln zu tun, mal geht es um Logik. Und ja, wir haben manchmal ein bisschen gebraucht, um eine Aufgabe zu lösen. Aber: Alle Rätsel waren lösbar. Wir hatten allerdings einmal ein technisches Problem, denn ich sollte meinen Standort per Knopfdruck schicken. Warum auch immer: Bei mir hat es nicht geklappt, egal, was wir ausprobiert haben. Gelöst haben wir dieses kleine Problem schließlich, indem ich meinen Mann rechts oben auf der Webseite durch das Teilen des Links zur Gruppe hinzugefügt habe. Er konnte seinen Standort problemlos übermitteln. Und noch ein Tipp: Habt den Akku gut voll oder eine Power-Bank dabei. Die Anwendung verbraucht einiges an Strom.
In Gütersloh gibt es ein Urban Art Bingo. Dazu musst du dich zwar anmelden, die Unterlagen kannst du aber kostenlos abholen. In Bonn gibt es eine Faktencheck-Tour zur Geschichte. Sie führt vom Landesmuseum zur Bundeszentrale für politische Bildung und ist ebenfalls kostenlos.
Als Journalistin halte ich mich an den Pressekodex des Presserats. Meet the World hat meinen Mann und mich zur Krimirätseltour eingeladen. Bei Sir Peter Morgan habe ich die Tour im Volkspark ebenfalls kostenlos gemacht. Dieser Artikel ist ursprünglich vom Juni 2021. Ich habe ihn im Juni 2023 zuletzt aktualisiert.