Wer ankündigt nach Israel zu fahren, erntet häufig Unverständnis. Von „das ist doch so gefährlich da“ bis hin zu leicht antisemitisch angehauchten Aussagen. Das Schöne am Reisen ist ja, dass man sich selbst ein Bild von der Lage machen kann, also ab nach Israel. Hauptgrund für die Reise war dabei der Eurovision Song Contest, der dieses Jahr in Tel Aviv stattfand, dazu später mehr.
In Israel war ich in hauptsächlich in Tel Aviv und in Jerusalem. Weil es zu beiden Städten viel zu erzählen gibt, erscheinen dazu in Kürze noch weitere Blogbeiträge.
Es geht nichts über gute Vorbereitung
Zu Reisen nach Israel findet sich im Internet so einiges. Horrorgeschichten gibt es insbesondere von den Kontrollen und Befragungen am Flughafen. Wer mit der staatlichen israelischen Fluglinie El Al fliegt, betritt das Flugzeug wohl nicht ohne vorher genauestens ausgequetscht zu werden, warum er nach Israel reisen würde. Wir flogen mit Swiss von Zürich. Außer der regulären Passkontrolle hat sich in Zürich niemand für uns interessiert.
Und dann ist es wie so oft: Man findet im Internet allerlei Warnungen, die am Ende alle unnötig waren. Wovor einen aber keiner warnt, das sind diese miesen, kleinen Blutsauger, die mich am Strand komplett zerstochen haben und sich nur durch eine Überdosis Insektenschutz, der erst noch gekauft werden musste, davon abhalten ließen. Darum also mein Tipp: Nehmt Mückenschutz mit.
So ein Flug nach Israel hält schon ein paar außergewöhnliche Begebenheiten parat. Selbstverständlich sind unter den Passagieren viele orthodoxe Juden: Frauen mit Perücken, Männer in langen schwarzen Mänteln, mit Kippa, Hut und Schläfenlocken. Als ich im Flugzeug vor der Toilette neben zwei Männern wartete, die sich gerade ihre Gebetsriemen anlegten, wurde ich dann auch von ihnen gefragt, ob ich Jude sei und mitbeten wolle. Nein, ich wollte einfach nur auf die Toilette, aber das Ereignis war zumindest für mich leicht surreal.
Ankunft in Israel
Israel ist nicht so groß, daher konzentriert sich fast der gesamte internationale Luftverkehr auf den Ben Gurion-Flughafen bei Tel Aviv. Von dort aus ist man je nach Verkehr in einer halben bis ganzen Stunde im Stadtgebiet von Tel Aviv. Nach Jerusalem braucht man genauso lang. In beide Städte fahren vom Flughafen Züge, dazu später mehr. Außerdem gibt es Direktflüge nach Eilat am Roten Meer.
Die Einreise nach Israel ging trotz der vielen Horrorgeschichten recht fix. Es hat keine Minute gedauert, bis ich meine Einreisegenehmigung in Form eines kleinen blauen Zettels in den Händen hielt. Vielleicht war das Stichwort Eurovision als Reisegrund ausreichend. Dieses Zettelchen ist übrigens sehr wichtig und muss bis zur Ausreise gut behütet werden. Damit Reisende in anderen Ländern, die Israel nicht so wohl gesonnen sind, bei der Einreise keine Probleme kriegen, verzichtet Israel auf einen Stempel im Reisepass. Dafür gibt es dann die blauen Zettelchen.
Überraschend war übrigens die Ausreise: Dann nämlich fand eine sehr ausführliche Befragung statt. Die wirklich freundliche junge Dame interessierte sich vor allem für die Stempel aus Dubai in meinem Pass. Kein Wunder, Israel hat mit beinahe allen arabischen Ländern alles andere als gute nachbarschaftliche Beziehungen. Für die ganzen Kontrollen bei der Ausreise sollte man übrigens mindestens drei Stunden einplanen.
Taxi? Ja, aber…
Wie in jedem Land und an jedem Flughafen warten vor dem Gebäude eine Vielzahl von Taxen. Da in den Reiseführern vor Taxifahrern gewarnt wird, weil die regelmäßig Mondpreise aufrufen würden, hatte ich vorab einen Transfer für uns gebucht. Dieser kam aber nicht und war auch nicht erreichbar. Also entschieden wir uns doch fürs Taxi. Während der Wartezeit hatte ich bereits ein Schild „Reduced Taxi“ gesehen. Wenn man sich in der Ankunftshalle rechts hält und in den zweiten Stock fährt, gibt es diese günstigen Taxis, die zu gewissen Zielen wie Tel Aviv-Stadt zu einem Festpreis fahren. Das waren rund 36 Euro.
Unsere Unterkunft lag in einer sehr kleinen Straße, die kaum ein Taxifahrer kannte. Außerdem war der Straßenname in Google Maps anders geschrieben, als auf den Straßenschildern in der Stadt. Es hat mehrere Minuten gedauert, bis der Taxifahrer verstanden hat, wo wir hinmussten. Daher am besten vorab die Adresse auch auf Hebräisch notieren. Und dann für die nächsten Fahrten das Straßenschild mit dem Smartphone fotografieren. Darauf sind die Straßennamen nämlich in hebräischer, arabischer und lateinischer Schrift.
ÖPNV in Israel
Man kann in Israel ziemlich gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln umherreisen. Es gibt vergleichsweise wenig Eisenbahnstrecken, dafür ist seit Kurzem die Schnellstrecke zwischen Tel Aviv und Jerusalem fertig geworden. Die Fahrt dauert weniger als eine Stunde. Der gesamte ÖPNV funktioniert bargeldlos mit einer Guthabenkarte, der Rav Kav. Sie kann direkt am Flughafen gekauft und sofort für den Zug oder Bus eingesetzt werden. Natürlich ist der ÖPNV wesentlich günstiger als das Taxi. Eine Tageskarte Tel Aviv-Jerusalem kostet beispielsweise rund 8 Euro.
Sicherheit in Israel
Natürlich habe ich schon viele Nachrichten über Attentate und Raketenangriffe in Israel gelesen und gehört. Ich würde nun nicht direkt in ein Krisengebiet reisen, aber Israel erschien mir vergleichsweise sicher. Außerdem haben wir auf die Polizei vertraut. Sie ist in Israel immer präsent. Polizeiautos fahren grundsätzlich mit Blaulicht, auch wenn sie nicht im Einsatz sind. Und gerade zum ESC war das Polizeiaufgebot besonders groß, zumindest an den entsprechenden Orten. Dafür war sonst vergleichsweise wenig Polizei zu sehen, wobei uns regelmäßig Menschen in zivil begegnet sind, die sichtbar Waffen trugen.
Wenn ich an die brenzligsten Situationen meines bisherigen Lebens denke, dann sind mir diese in Deutschland passiert, einmal sogar in einem Linienbus. Angst vor Israel hatte ich darum nicht, aber man informiert sich eben. So gibt es zum Beispiel eine App, die vor Raketenangriffen warnt. Man sollte in „Red Alert : Israel“ (für iPhone und Android) nur die Regionen auswählen, in denen man unterwegs ist, ansonsten bekommt man tatsächlich sehr viele Meldungen. In Tel Aviv kam während meines Aufenthalts keine einzige.
Seid Ihr Deutsch?
Wir wurden oft gefragt, ob wir für den ESC hier seien und woher wir kommen. Dass wir aus Deutschland kamen, war überhaupt kein Problem. Wir wurden sogar oft von Menschen jeglichen Alters auf Deutsch angesprochen. Und mit Englisch war die Verständigung sowieso kein Problem.
Schabbat: Wenn der Sonntag am Samstag ist
Tatsächlich sieht die Wocheneinteilung in Israel anders aus als bei uns. Freitagnachmittag machen viele Läden zu und erst am Sonntag wieder auf, der ein normaler Werktag ist. Wie streng der Schabbat gelebt wird, ist dabei recht unterschiedlich: In Tel Aviv sind viele Restaurants geöffnet, aber es fahren keine Busse. In Haifa dagegen schon. Und in Jerusalem bleiben in einigen Stadtteilen auch alle Restaurants geschlossen.
Israel ist teuer
Egal ob im Supermarkt, in Cafés oder Restaurants – die Reisekasse wird in Israel ordentlich strapaziert. Eine Packung Butter kostet 3 Euro, im 24-Stunden-Supermarkt auch schon mal 5 Euro. Eine einfache Pizza auch mal 20 Euro. Dafür sind Eintritte und vor allem der öffentliche Nahverkehr wiederum sehr günstig. Auch am Strand sind die Preise reglementiert. So darf in den Strandbars ein Wasser nur 2 Euro kosten, genauso wie die Miete eines Sonnenschirms für einen Tag.
Bargeld muss man trotzdem kaum bei sich haben. Die Israelis zahlen selbst Kleinstbeträge mit Kreditkarten.
Israel und der Nahostkonflikt
Ein Reiseblog wie Op jück ist nicht der richtige Rahmen, um den Nahostkonflikt erklären zu wollen. Aber natürlich muss man dieses Thema anschneiden, Israel ist eben ein außergewöhnliches Land mit außergewöhnlichen Problemen. Dazu gehören die Annektierungen und Besatzungen von palästinensischen Gebieten genauso wie die Bedrohungen durch diese.
Der Nahostkonflikt hat seine Wurzeln zu Beginn des 20. Jahrhunderts und ist bis heute ungelöst. Sollte man deshalb auf einen Israel-Besuch verzichten? Ich denke nein, aber ein Bewusstsein dafür sollten Reisende mitbringen. Sehr spannend ist in diesem Zusammenhang übrigens das Buch Breaking News von Frank Schätzing (Amazon-Afiliate-Link).