Bremer Ratskeller: Außergewöhnliche Weine und Geschichten

Die Schatzkammer des Ratskellers
Ratskeller Bremen
Bremer Ratskeller: Flüssige Schätze

Die Hansestadt Bremen ist bekannt für Ihr Bier. Viele werden sich noch an die Werbung erinnern, in der ein Segelschiff zum Song „Sail away“ auf großer See war und dabei in Grüntönen für Beck’s Bier Werbung machte. Ich wäre darum auch gar nicht erst auf die Idee gekommen, in Bremen nach Wein zu suchen. Dabei gibt es seit langer Zeit den Bremer Ratskeller, einen traditionellen Weinhandel.

UNESCO Weltkulturerbe im Ratskeller in Bremer Rathaus

Die Stadt Bremen hat das Recht, mit Wein zu handeln, 1330 der Kirche abgekauft, als diese dringend Geld benötigte. Wer sich jeden Raum im Keller unter dem Rathaus ansehen wollte, müsste zwei Kilometer am Stück gehen. Heute ist der Bremer Ratskeller nach eigener Aussage der größte Händler für Qualitäts- und Prädikatsweine: Er handelt mit 1100 Weinen. Kurz vor Weihnachten werden von dort täglich 1500 bis 2000 Pakete verschickt. Der Weinkeller ist auch sonst eine Besonderheit, denn er zählt seit 2004 zum UNESCO Weltkulturerbe.

So schmückend die Auszeichnung ist, so bizarr sind die Folgen an manchen Stellen: 2004 wurde eine Ist-Liste der Dinge erstellt, die nicht mehr verändert werden dürfen. Dazu gehören eine alte Registrierkasse, hellgelbe Fliesen im ehemaligen Abfüllraum – oder der Weinpegel in den Fässern aus dem 18. Jahrhundert im kerzenbeleuchteten Apostelkeller. Vor einigen Jahren soll ein Millionär aus China bereit gewesen sein, 150.000 Euro für eine Flasche Wein zu bezahlen, der aus dem Fass von 1653 stammt. Dieser älteste Fasswein Deutschlands lagert nämlich im Rosekeller. Die Sache hat sich allerdings nach viel hin und her von selbst erledigt.

Wein für rund 9000 Euro

Mit den Weinen in der Schatzkammer im Ratskeller Bremen darf jedoch sehr wohl gehandelt werden. Dort ruhen Weißweine, fast ausschließlich Rieslinge, der letzten Jahrzehnte, unter anderem ein 1959er, von dem die 0,375 Liter-Flasche rund 9000 Euro kostet. Der älteste dort lagernde Wein kostet etwa 1150 Euro. Dabei sind die Preise nicht fix: Sie richten sich immer danach, wie viele Flaschen noch auf dem Markt sind, und wie sich die Nachfrage entwickelt. Sehr spannend: „Wer einen dieser Weine kauft, bekommt eine Entkorkungsanleitung geschickt“, erklärt uns die Kellerführerin. Denn würde man ihn einfach so entkorken wie einen normalen Wein, wäre er in Sekunden untrinkbar. Stattdessen muss man den Korken ganz langsam, über gut eine Stunde, Umdrehung für Umdrehung, herausschrauben. Der Geschmack dieser Weine ist allerdings nicht mehr typisch für einen Riesling, sondern soll eher an einen Port- oder Madeirawein erinnern.

Im Weinkeller unter dem Rathaus

Deutlich frischer schmeckt dagegen Hauff’s Secco, den wir bei unserer einstündigen Führung probieren. Im Gegensatz zum Prosecco hat er nur eine Gärung und kann darum mit Schraubverschluss geschlossen werden. Ich finde ihn angenehm leicht und spritzig und hätte durchaus noch ein zweites Glas davon genommen. Wer eine längere Führung durch den Ratskeller Bremen bucht, darf mehr Weine verkosten. Übrigens seid Ihr in bester Gesellschaft, wenn Ihr Euch für den Ratskeller interessiert: Der Schauspieler Kevin Costner hat hier schon meditiert, und Queen Elizabeth war sogar zweimal da.

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Restaurant mit Tradition

Unten im Rathauskeller gibt es auch ein Restaurant: Dort könnt Ihr typische Spezialitäten der Hansestadt essen, wie zum Beispiel Labskaus und Matjes Holländische Art. Als Dekoration stehen an der Wand Deputatsfässer, aus denen früher die Ratsmitglieder einen Teil ihres Lohns in flüssiger Form bezogen. Durchaus sinnvoll: Trinkwasser gab es damals noch nicht, Wein war also die gesündere Alternative.

Candle Light Dinner im Priölken im Bremer Ratskeller

Das Besondere im Restaurant ist aber, dass es dort Nischen gibt. Diese Nischen heißen Priölken, das bedeutet Lauben, und sie stammen aus einer Zeit, als man im Ratskeller noch Geschäfte machte. Die Kaufleute mochten damals keine heimlichen Zuhörer*innen, sondern schlossen sich lieber in den Nischen ein. Das durften sie aber nur zu dritt, denn die Zeiten waren gefährlich: Kaufmänner hatten oft Schwerter dabei, und wenn man sich beispielsweise über den Salzpreis nicht einigen konnte, wurden diese mit häufig lebensgefährlichen Folgen eingesetzt, erfahre ich bei einer Führung durch den Ratskeller. Darum musste also immer ein Objektiver als eine Art Streitschlicht dabei, sein, wenn die Tür zu den Priölken geschlossen war. Heute können romantische Paare diese Nischen fürs Abendessen mieten. Allerdings hat sich die Tradition gehalten: zu zweit dürfen sie die Tür nicht schließen.

Als Journalistin halte ich mich an den Pressekodex des Presserats. Ich war im Rahmen eine Pressereise der Maritim Hotels im Bremer Ratskeller. Maritim Hotels hat die Kosten für die Führung und das Mittagessen für mich und meinen Mann übernommen.

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