Kürbis. Überall Kürbis. In orange, gelb, grün und weiß. Große und kleine, runde und flache oder einige, die aussehen wie Birnen. Noch nie habe ich so viele Kürbisse auf einmal gesehen. Allein dafür hat sich der kleine Ausflug mit der Xing Regionalgruppe Köln zum Erlebnisbauernhof Gertrudenhof in Hürth, westlich von Köln schon gelohnt. Noch spannender ist aber die Geschichte des Erlebnisbauernhofs, die uns der Besitzer Peter Zens in aller Kürze erzählt.
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Zens Opa hat den Hof 1954 gegründet. Damals stand die Landwirtschaft im Fokus. Auch heute gehören noch mehr als 100 Hektar Ackerfläche zum Erlebnisbauernhof. Darauf wachsen viele Pflanzen: Sonnenblumen und Lauch, Kürbis und Kohl beispielsweise direkt hinter dem Parkplatz zur Erlebniswelt. Die Vielfalt, so erklärt uns Zens, sei wichtig für die Bodenqualität.
Der Gertrudenhof – mehr als ein Bauernhof
Auch Hühnermobile hätte er gerne. Aber es gebe aktuell einen Trend zu günstigen Lebensmitteln. Schon im Mai haben darüber die ersten Medien berichtet, die seither noch höhere Inflation wird diese Entwicklung möglicherweise noch verstärken. Da will er lieber nicht die nötige Summe investieren. Im schlimmsten Fall bleibt er sonst nämlich auf seinen Eiern sitzen. Stattdessen weiden Alpakas unter den noch kleinen Walnussbäumen. Beide gehören wie die Felder und Streuobstwiesen zum Projekt Schulbauernhof. Dort sollen Schulklassen lernen, woher eigentlich das Gemüse auf dem Teller kommt. Langfristig will Peter Zens dort aber mehr: Ein Umweltbildungszentrum soll in dem Bereich entstehen, den er The Garden nennt.
Der Hofladen im Gertrudenhof
Die beiden anderen Bereiche sind der Bauernmarkt und der Erlebnishof. Der Bauernmarkt ist im Prinzip das Gelände um das Hauptgebäude. Also das, was Zens‘ Opa damals aufgebaut hat. Dort ist heute ein Hofladen: Käse und Wurst, natürlich Gemüse und Obst, Säfte und derzeit ganz, ganz viel Kürbis. Als Secco, Ale, Sprizz, eingelegt oder als Grillsoße und mit Äpfeln zu Marmelade verkocht gibt es jetzt im Herbst dort. Die Preise finde ich durchaus fair.
Allerdings liegt Hürth für mich zu weit draußen, um dort regelmäßig einzukaufen. Darum frage ich nach einem Lieferservice. Den hatte man kurzfristig, sagt Zens, während des Corona-Lockdowns. Die alles in allem 70 Mitarbeiter hatten nicht viel zu tun, weil alles geschlossen war. Also hat man analysiert, was gebraucht wird und kam von null auf 300 Lieferungen in der Woche. Langfristig lohne sich der Lieferservice jedoch nicht: Zuviel Stau in Köln, gestiegene Spritpreise – die Produkte müssten bei einer Lieferung deutlich teurer sein als im Hofladen. Dort setzt er eher auf Gewinn durch Masse.
Der Gnadenhof wird zum Erlebnishof
Und so kam es auch, dass der Streichelzoo zur dritten Säule, dem Erlebnishof, umgebaut wurde. Denn irgendwie musste man langfristig die Einnahmen aus der Gastro kompensieren. Gut 200 Tiere lebten schon vor Ausbruch des Coronavirus auf dem Gertrudenhof. Und zwar die, die eigentlich keiner mehr haben will: alte, kranke, schwache Tiere nämlich. Denn der Gertrudenhof ist ein Gnadenhof mit Ponys, Kuh und Ziegen. Und weil man nur mit Tieren kein Geld verdienen kann, ist aus dem Streichelzoo ein Paradies für Kinder geworden. Mit Strohburg und Hüpfburg, mit Karussell, Spielplatz und Beach. Und natürlich gibt es in der Erlebniswelt wie auch rund um den Hofladen einige Leckereien in der Gastronomie. Im Moment natürlich mit dem Fokus auf Kürbis: Flammkuchen, Suppe, Crêpes oder Eis beispielsweise.
Wer von dieser Herbstpracht noch etwas mitnehmen will, muss sich fast schon beeilen. Denn in gut vier Wochen wird die nächste Saison eingeleitet: Winterzauber mit Weihnachtsmarkt. Dazu schließt der Gertrudenhof einige Tage, denn der Umbau des Hofladens und der Erlebniswelt von einer Saison zur nächsten braucht seine Zeit. Der Erlebnishof Gertrudenhof hat übrigens bis auf wenige Ausnahmen täglich geöffnet.