Was wollt Ihr so lange in Shanghai? Diese Frage haben wir häufig gehört, wenn wir gesagt haben, dass wir hier fünf Tage sein werden. In Shanghai, so die einhellige Meinung, gebe es doch nichts zu sehen. Wir haben die Zeit hier sehr gut verbracht, waren aber auch zwei Tage außerhalb unterwegs.
Shanghai: In der Stadt und im Umland
Tag 1: Ankunft gegen 16 Uhr, so dass das nicht als ganzer Tag gezählt werden kann. Fahrt zum Hotel. Spaziergang über den Bunt, durch die Nanjing Road bis zum Volksplatz.
Tag 2: Die fünfminütige Fahrt durch den Lichter-Tunnel unter dem Huangpu-Fluss kann man sich sparen. Auch Pudong ist von der Bunt-Seite attraktiver als vor Ort. Allerdings haben wir dort ein Büro gefunden, das Zugfahrkarten verkauft, ohne dass man zum Bahnhof müsste. Darum war der Ausflug sinnvoll. Zurück mit der U-Bahn. Spaziergang durch die Altstadt, die jenseits des überfüllten Touristenmarktes ganz interessant ist. Auf der Nanjing Road gibt es in den Shopping Malls einige gute Restaurants mit authentischem Essen zu sehr fairen Preisen. Am Bunt stehen, wenn in Pudong die Lichter angehen – fasziniert mich mehrfach.
Tag 3: Fahrt nach Suzhou. Obwohl der Besuch der Nordpagode und eines Gartens sehr schön war, würde ich das so nicht mehr machen.
Tag 4: Eine einstündige Fahrt auf dem Huangpu ist ganz nett. Man sieht die Skyline von Shanghai so nochmals aus einer anderen Perspektive. Auch ein Spaziergang durch die ehemalige französische Konzession lohnt sich. Shanghai zeigt sich dort von einer ganz anderen Seite – eher ruhig und gemütlich. Aber auch relativ teuer.
Tag 5: Hangzhou. Eineinhalb Stunden sind es mit dem Schnellzug nach Hangzhou. Am Bahnhof nimmt man die U-Bahn und fährt zwei Stationen, dann ist man schon fast am Westsee, der Hauptattraktion des Ortes. Dort kann man kilometerweit am See entlang wandern oder sich im Boot über den See schippern lassen. Sollte es wie in unserem Fall regnen, gibt es an der Bahnhaltestelle einige Einkaufsgelegenheiten und nette Restaurants in der Mall.
Tag 6, endet gegen 15 Uhr: Spaziergang durchs Botschafterviertel rund um die Haltestelle Changpai Road, dann an der Haltestelle Huangpi Road zu dem Gebäude, in dem der erste Nationalkongress der kommunistischen Partei Chinas gegründet wurde und in der Former French Connection zu Mittag essen. Durch den Volkspark bummeln, ein letztes Mal durch die Nanjing Road und schließlich mit der U-Bahn und der Magnetschwebebahn zum Flughafen. Letztere ist durchaus beeindruckend: In den Stoßzeiten fährt sie bis zu 430 Stundenkilometer.
Übernachten in Shanghai
Hotelinformation: Wir waren im Salvo Hotel Shanghai. Das liegt sehr praktisch – nur wenige Minuten zu Fuß zum Bunt oder zur Nanjing Road. Es ist allerdings etwas in die Jahre gekommen und außerdem ziemlich gediegen. Aber es war sehr sauber. Mit dem Wlan gab es immer wieder Probleme, die jedoch meistens unbürokratisch behoben wurden. Die Bar ist die Bezeichnung nicht wert – was schade ist, denn der Blick ist prima. Das Frühstücksbuffet ist eine gute Mischung zwischen Ost und West, das Personal aber leider etwas unterkühlt.
Flug von Shanghai nach Hong Kong mit Hong Kong Airlines
Es ist schon ziemlich spät, als wir im Flieger von Shanghai nach Hongkong noch eine volle Mahlzeit bekommen, nach Mitternacht nämlich. Das liegt daran, dass wir mit zwei Stunden Verspätung losgeflogen sind. Unter anderem gibt es einen Gurken-Pfirsich-Salat mit Fleischwurst, als Hauptspeise Hühnchen oder Ente. Und vorneweg, quasi als Aperitif, Wasser, aufgekocht und noch handwarm. Da erübrigt sich die Frage, die Flugbegleiter sonst immer stellen: Mit Eis?
Trotz der späten Zeit ist auch nach dem Essen nicht an Schlaf zu denken, denn um uns herum gähnen die Chinesen so laut und inbrünstig, dass die Geräuschkulisse beachtlich ist. Das Unterhaltungsprogramm ist jedoch auch keine Lösung: Die Technik ist eigentlich super – man nutzt sein Smartphone oder Tablet, wählt sich ins W-LAN der Fluggesellschaft ein, greift auf eine bestimmte URL zu, und schwups wird das Gerät zum Monitor. Die Fluggesellschaft spart an eben diesen und auch an Kopfhörern – stellt den Service aber bisher noch nicht auf allen Flügen zur Verfügung. Heißt: Es gibt bei unserem Flug kein Bordprogramm.
Zusätzlich hat man den Flieger auf die Temperatur eines Eisfaches heruntergekühlt. Viele Passagiere frieren, und bitten darum um Decken, die ein Flugbegleiter von irgendwo besorgt. Sie sind violett und pink abgesteppt am Rand, sehen aus wie dünne Daunendecken. Da es davon nur wenige gibt, muss sich je eine Reihe eine Decke teilen. Hong Kong Airlines verbindet also nicht nur Städte, sondern auch Menschen.
Während des Fluges saß ein Mann in einem rosa-weiß-gestreiften Hemd mit weißem Kragen vor uns im Flugzeug. Er hatte eine dicke Hornbrille auf und eine asymmetrische Frisur: Eine Seite des Kopfes ist rasiert, die Haare der anderen Seite als Tolle über den Kopf gelegt. Am Gepäckband kam er zu uns und sagte:
Entschuldigung, sind Sie Deutsche? Glückwunsch zum Weltmeistertitel. Ich hatte so gehofft, dass Deutschland gewinnt. So eine gute Mannschaft von Anfang an, ein Team, keiner spielt besser oder schlechter als der andere. Ich bin ein großer Fußballfan, speziell von Deutschland.
Ich komme gerade nach einem Jahr in China nach Hongkong zurück. Ich habe die Stadt so vermisst, und besonders auch meine Mutter. Aber was soll man machen? Arbeit gibt es eben in China, nicht hier. Meine Mutter hat mich immer gelehrt, dass Geduld das Wichtigste im Leben ist, und seit heute Nacht weiß ich auch, warum. Dieser Flug war doch scheiße, nicht? Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise, aber so war es doch.
Übrigens: Taifun-Warnstufe 1 bedeutet noch gar nichts. Darauf folgt 3, dann 8 und 10, das habe ich in meinem Leben aber selten erlebt. Machen Sie sich also keine Gedanken. Ach, da kommt mein Gepäck, ich muss los. Genießen Sie Hongkong!
Hotelinfo: Unser Flug sollte gegen Mitternacht in Hongkong ankommen. Wir dachten uns, es sei eine gute Idee, diese Nacht am Flughafen zu verbringen, und zwar im Regal Airport Hotel. Wie gut die Idee war, zeigte sich am betreffenden Tag erst richtig: Wir kamen nämlich erst um halbdrei morgens in Hongkong an. Und waren sehr froh, nach einem kurzen Weg ins Hotel in die Betten zu fallen und auszuschlafen. So konnten wir am nächsten Tag mit neuer Kraft weiterreisen. Unser Zimmer war außerdem groß und sehr sauber – der geeignete Platz, um nach einem langen Tag einige Stunden Ruhe zu haben. Der Zugang zum Hotel ist im Flughafen allerdings etwas versteckt. Am besten geht man solange, bis man es durch die großen Fenster des Flughafengebäudes sieht, und folgt dann den Hinweisen. Es gibt einen überdachten Zugang zum Hotel.
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