Ein Musical für Köln: Himmel und Kölle feiert Premiere

Himmel und Kölle feiert Premiere
Staunen über ein fast perfektes Köln: Das Musical Himmel und Kölle nimmt die ganze Stadt aufs Korn (Bild von der Vorpremiere 2021)

Was Köln definitiv noch gefehlt hat, ist ein eigenes Musical. Mit viel Selbstverliebtheit – wie immer – aber auch mit einem klaren Blick auf all das, was in Köln nicht so gut läuft: Ratten, Dreck in den Straßen, Taschendiebe – all das und noch viel mehr steckt in Himmel und Kölle, dem Musical zur Stadt. Es feiert heute in der Volksbühne am Rudolfplatz, also im ehemaligen Millowitsch-Theater, seine zweite Premiere. Die erste war im Oktober 2020 – genau vor dem darauf folgenden langen Lockdown. Ich war gestern 2020 und gestern bei der Pressevorführung. Und – soviel sei schon verraten – beim zweiten Mal habe ich noch mehr gelacht als im Herbst 2020.

Um was es bei Himmel und Kölle geht

Die Geschichte ist schnell erzählt: Pfarrer Elmar, Schwabe und eine echte Sahneschnitte, wird nach Köln versetzt. „Dorthin schicken wir nur die Besten“, versucht sein Chef ihm die Großstadt schmackhaft zu machen. Denn Elmar träumt von einem Arbeitsort in einem kleinen Dorf mit Fachwerkhäusern und Schafen und Ziegen auf den Wiesen. Köln hat immerhin einen Geißbock zu bieten. 

Es kommt, wie es kommen muss: Schon am Hauptbahnhof bettelt ihm eine Astrophysikerin 30 Euro ab, ein Stadtführer will ihn auf eine schwule Tour mitnehmen und die kölnverliebte Radio-Köln-Reporterin quatscht ihm ein Ohr ab. Köln ist eben nicht das kleine, verträumte Dorf.

Später trifft Elmar dann auf Kathy, die Junggesellinnenabschied feiert – aber leider von einem anderen schwanger ist. Während er ihr hilft, ihr Problem zu lösen, verliebt er sich in sie. Warum der Pfarrer dann aber in Unterhose mit Quietscheentenmotiv auf der Bühne steht, und wer am Ende wen und warum heiratet – das will ich nicht verraten.

Was Himmel und Kölle so kölsch macht

Was erst einmal wie eine seichte Geschichte klingt, gewinnt ganz deutlich durch den Kölnbezug, der mich nicht nur schmunzeln, sondern oft auch laut lachen ließ. Wie schön in der momentanen Zeit! Was so alles in Himmel und Kölle vorkommt? Oh, alles. Oder zumindest nahezu alles: Kölsch in verschiedenen Varianten, kölnisch Wasser, Deiters, Melaten, Ehrenfeld, Porz, Kalk, Marienburg, Effzeh, gekachelte Fassaden, der Dom natürlich. Liebesschlösser, Funken, Klüngel, Lukas Podolski, auch der Esch-Fonds, die heiligen drei Könige, Stippeföttche und noch einiges mehr.

Kurz landen die Protagonisten auch im idealen Köln: Dort, wo der Effzeh deutscher Meister wird, wo Rolltreppen funktionieren, der Dom kein Gerüst hat und die Oper fertig ist – für 10 Millionen Euro. Allerdings gibt es im idealen Köln kein Kölsch – ein harter Schlag. Darum lieber zurück in die Realität, denn „im tiefsten Dreck, da strahlt der Jeck“. Überhaupt gibt es so einiges in Himmel und Kölle, was das Zeug hat, langfristig zu bleiben, finde ich: „Da werd‘ ich so weich wie Flönz im Juli“ beispielsweise ist ein ganz herrlicher Vergleich. Sehr schön auch: „In Köln werden die Hygienemaßnahmen schon immer befolgt: Eine Hand wäscht die andere“. 

Und dann noch der Song „Dat ruckelt sich zurecht“. Ein echter Karnevalskracher – ohne dass es 2021 Karneval gegeben hätte. Bekanntlich ausgefallen wegen Corona. Aber: Der Song ist bei Lossmersinge zohuss auf Platz 3 gewählt worden. Außerdem ist Himmel und Kölle jetzt für den Deutschen Musical Preis nominiert worden – und zwar mit den beiden Nebenrollen des Pfarrhaushälterin und des Taxifahrers. Das sind übrigens auch meine beiden Lieblingsrollen in dem Musical.

Corona und die Volksbühne

Überhaupt – Corona! Da hat die Volksbühne in eine Lüftungsanlage investiert, die 94 Prozent aller Keime reduzieren soll. Trotzdem musste sie wie alle anderen Theater und Kinos auch am 2. November 2020, also drei Tage nach der Premiere, schließen. Aber: Sicherheit geht vor. Doof war das trotzdem. Jetzt endlich darf Himmel und Kölle wieder aufgeführt werden – allerdings mit Sicherheitsabstand zwischen den Besuchern. Die müssen immerhin am Platz keine Maske mehr tragen, dafür aber geimpft, getestet oder genesen sein. Am Platz sind außerdem QR-Codes, die die Gäste zur Dokumentation scannen müssen. Noch ein Fortschritt: Die Gäste dürfen mitsingen! Und weil wir in Köln sind, tun sie das auch aus vollem Herzen.

In aller Kürze

Was ist Himmel und Kölle?

Ein Musical für die schönste Stadt der Welt. Wurde erstmals im Oktober 2020 in der Volksbühne am Rudolfplatz aufgeführt. Dann kam der Lockdown. Wieder auf der Bühne seit 20. August 2021.

Wann ist die Premiere von Himmel und Kölle?

Die erste war am 29. Oktober 2020, die zweite am 20. August 2021. Dazwischen lag der Corona-Lockdown.

Wo wird Himmel und Kölle aufgeführt?

Das Musical wird in der Volksbühne am Rudolfplatz in Köln aufgeführt.

Wie ist das mit Himmel und Kölle und Corona?

Die Volksbühne hält sich während der Veranstaltungen an die geltenden Hygienemaßnahmen und hat außerdem eine Lüftungsanlage eieinbauend lassen- Gäste müssen getestet, geimpft oder genesen sein und sich am Platz per QR-Code einloggen.

Wer spielt bei Himmel und Kölle mit?

Die Besetzung von Himmel und Kölle besteht aus erfahrenen Darstellern und Darstellerinnen: Markus Schneider, Pfarrer Elmar, hat auch schon in Evita oder der West Side Story gespielt. Karen Müller, Kathy, hat in Hair getanzt und gesungen. Julian Culemann, Mattes, hat man vielleicht schon am Staatstheater Darmstadt gesehen, Enrico de Pieri (Schwaadlappe) in Kiel. Vera Bolten, Moni, hat 9 Jahre in We will rock you gespielt. Taxifahrer Martin Planz unter anderem in Hamburg und auch die Freundinnen von Kathy sind etablierte Darstellerinnen: Sarah Katharina Willen hat schon in Evita gespielt und Janina Keppel – übrigens aus Bergisch Gladbach – in West Side Story.

Wo gibt es Karten für Himmel und Kölle?

Karten für Himmel und Kölle kann man direkt auf der Webseite der Volksbühne kaufen.

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