Wer sagt, dass es in Museen immer um Kunst gehen muss? In Dresden gibt es gleich zwei Gebäude, die sich mit Politik und Geschichte auseinandersetzen – und beide sind sehr sehenswert. Da ist die Gedenkstätte Bautzener Straße, die unter die Haut geht. Und das Militärhistorische Museum der Bundeswehr, das Krieg so gar nicht verherrlicht.
Ort, an denen man sich nicht wohlfühlt: Gedenkstätte Bautzener Straße
Es gibt in Deutschland einige schockierende Orte, an denen man sich mit der deutschen Geschichte auseinandersetzen kann. Einer dieser Orte ist das EL-DE-Haus in Köln im Nationalsozialistischen Dokumentationszentrum. Die ehemaligen Konzentrationslager Dachau oder Bergen-Belsen sind ein weitere dieser Orte. Oder eben die Gedenkstätte Bautzner Straße in Dresden. Hier war zu Zeiten der DDR ein Gefängnis, und das kann man heute besichtigen: ein Treppenhaus mit Gitterzaun, Zellen, in denen zwei oder drei einfache Holzpritschen stehen, kurze Geschichten an den Zellentüren über den Haftalltag der Gefangenen:
- Die Gefangenen sahen kein Tageslicht, da die Fenster in der Bautzener Straße durch Glasbausteine ersetzt waren.
- Sie durften in ihren Zellen nicht schreiben.
- Wer hier einsaß, hatte keine Intimsphäre, da sie 24 Stunden am Tag mit einem anderen Gefangen zusammen waren, selbst, wenn sie auf die Toilette mussten.
- Alle fünf Minuten fand bei Tag eine Kontrolle statt, nachts jede Viertelstunde.
- Zum Schlafen mussten die Hände auf die Bettdecke.
Es scheint unvorstellbar, was in Textform oder von Zeitzeugen in Videos über die Geschichte der Gedenkstätte Bautzener Straße und der dort untergebrachten Menschen vermittelt wird. Und doch war es Realität für viele Bürger, manchmal sogar über lange Jahre. Ein trauriges Stück deutscher Geschichte zum Anfassen.
Im Militärhistorischen Museum
Im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr kann man an Deutschlands Geschichte von 1300 bis heute entlang wandern, oder sich auf einige Themen fokussieren, wie beispielsweise „Tiere beim Militär“. Wer jetzt an verstaubte Schaukästen mit ausgestopften Fellen denkt, liegt zumindest teilweise falsch. Denn das Museum ist technisch gesehen auf dem neusten Stand. Zwar gibt es Schaukästen, aber sie sind aufwändig gestaltet. In einigen geht beispielsweise das Licht erst an, wenn man direkt davorsteht – das erhöht die Spannung und lenkt den Blick. Dann gibt es Multimediastationen mit Ton- und Filmdokumenten. Und hinter Schranktüren kann man immer noch ein kleines bisschen mehr erfahren. Beispielsweise, was es mit dem Mutterkreuz auf sich hatte, oder wie die Versorgung mit Treibstoff im zweiten Weltkrieg geregelt war.
Besonders hat mir gefallen, dass das Museum das Militär und Kriege nicht verherrlicht. Im Gegenteil ist die Ausstellung realistisch: Es wird weder verschwiegen, dass mit Krieg körperliche und seelische Verletzungen verbunden sind, noch dass es in Deutschland Kriegs- und Militärgegner gibt. Manchmal gehen die entsprechenden Exponate allerdings sehr weit: In einem Schaukasten sieht man beispielsweise einen Fuß, der amputiert werden musste, weil die Ferse abgefroren war. In einem anderen Schaukasten steht ein Schädel, dessen Gesicht im Krieg zerfetzt wurde. Interessant sind Schaukästen, die das Innere einer Kaserne aus der DDR mit dem Inneren einer Kaserne im Westen vergleichen. Außerdem gibt es ausführliche Beispiele zum Themenblock „Militär und Kultur“: Schallplatten mit Marschmusik, Kriegsfilme und -romane, aber auch Spielzeug wird gezeigt. Der Eintritt kostet für Erwachsene fünf Euro.
Ich habe keinen Eintritt bezahlt, sondern bin kostenlos mit Presseausweis ins Museum gegangen.