„Das Wahrzeichen im Kölner Süden“ sei das Deutschlandfunk-Hochhaus, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker am vergangenen Montag bei der Übergabe der Denkmalschutzurkunde und NRW-Plakette. Damit stehen Teile des Deutschlandfunk-Hochhaus in Köln-Marienburg jetzt offiziell unter Denkmalschutz. Dazu gehören der Kammermusiksaal sowie einige Studios und Regieräume.
Voraussichtliche Lesedauer: 5 Minuten
Auch die besondere Konstruktion ist geschützt. Denn das Hochhaus gehört wie das Bettenhaus der Uniklinik Köln zu den wenigen der 60er und 70er Jahre, die in Deutschland als Hängekonstruktion gebaut wurden, also von oben nach unten. Auch die Anordnung des Hochhauses, des Sockels, des Quaderbaus und Technikturms sind geschützt. Das gilt auch für die Außenfronten und Fassadenelemente.
Zur Geschichte des Deutschlandfunk-Hochhauses
Geplant hat das Gebäude der Architekt Gerhard Weber. An der Umsetzung war auch der Statiker Fritz Leonhardt beteiligt, der unter anderem die Rodenkirchener Brücke, die Mülheimer und die Deutzer Brücke realisiert hat – alles Hängebrücken. Bei seiner Errichtung war das Haupthaus mit 102 Metern eines der höchsten Gebäude der Bundesrepublik.
Eingeweiht wurde das Funkhaus 1980. Es entstand, so betonte Oberbürgermeisterin Henriette Reker, in nur vier Jahren. Mit Blick auf die Baustellendramen der Kölner Oper, der Verlängerung der KVB-Linie 5 Richtung Süden, der Sanierung des Domhotels und des Römisch-Germanischen Museums sowie des Baus des Jüdischen Museums grenzt das in der Tat an ein Wunder.
Heute produzieren übrigens die Programme Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Nova einen Großteil ihres Audio- und Onlineangebots in dem Gebäude. Auch der Kammermusiksaal, der früher Sendesaal hieß, wird rege genutzt. Seine Vertäfelung ist nämlich aus Palisanderholz, was die Akustik in dem Raum besonders macht. In ihm finden regelmäßig Konzerte und Diskussionen statt, außerdem werden hier Musikproduktionen aufgezeichnet. Der Schwerpunkt liegt auf der ernsten Musik, aber auch Jazzproduktionen finden hier statt.
Trotz Denkmalschutz wird das Funkhaus weiterhin mit modernster Technik betrieben. Zwar müsse man sich gerade in den denkmalgeschützten Studios eventuell Gedanken darüber machen, wie man in Zukunft beispielsweise die Wände saniert. Mikrofonständer und ähnliches auszutauschen, ist aber eben kein Problem. Trotzdem hängt mit dem Denkmalschutz die Pflicht zusammen, die betreffenden Teile zu erhalten. Und das geht richtig ins Geld, denn das Hochhaus muss saniert werden. In den vergangenen Jahren ist Bauen, aber auch Renovieren, unter anderem durch die Inflation und den Fachkräftemangel deutlich teurer geworden, so dass die einst veranschlagte Summe nicht ausreichen wird. Unter Klimaschutzaspekten ist die Weiterentwicklung von Bestandsgebäuden zwar löblich, weil weniger CO2 ausgestoßen wird als bei einem Neubau. Andererseits lässt sich ein denkmalgeschützter Bau beispielsweise häufig nicht so effizient wärmedämmen, wie es sinnvoll wäre. Denkmalschutz ist also ein zweischneidiges Schwert.
Deutschlandfunk-Hochhaus als Teil des Hochhaus-Kranzes
Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue betonte bei der Übergabe der Urkunde und der Plakette den passenden Zeitpunkt. Schließlich feiert das Deutschlandradio in diesem Jahr sein 30. Jubiläum. Es entstand 1994 aus der Fusion des Deutschlandfunks mit weiteren Sendern aus Ost und West, darunter zum Beispiel RIAS Berlin. Der Berliner Standort steht übrigens bereits seit 2005 unter Denkmalschutz. Raue nannte die Architektur beider Funkhäuser mutig, das Kölner Hochhaus sei eine Landmarke.
Thomas Werner, Stadtkonservator der Stadt Köln, hob die Bedeutung des Baus für die Entwicklung der Stadt als Medienstandort hervor: Schließlich sitzen hier auch der WDR und RTL sowie Buchverlage wie beispielsweise Emons oder der Kölner Stadtanzeiger. Außerdem sei das Deutschlandfunk-Hochhaus Teil des Hochhaus-Kranzes in Köln, zu dem auch das Uni-Center und das Colonia-Hochhaus im Norden gehören.
Im Foyer des Gebäudes gibt es an Infotafeln weitere Informationen zum Bau des Gebäudes und seines Architekten. Sie ergänzen die Ausstellung zu Walter Borchard, der das Berliner Funkhaus des Deutschlandradios geplant hat. Das Gebäude kann bei einer Führung besichtigt werden.