Ausstellung „Liebe oder Last?!“ zum Denkmalschutz eröffnet

Der Holzbock ist ein Feind des Denkmalschutzes

Denkmalschutz ist viel zu teuer und verhindert eine moderne Stadtplanung – sagen die einen. „Andere freuen sich über restaurierte Kleinode im Stadtbild“, weiß Eva Masthoff, Leiterin der Kommunikationsabteilung bei der Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Gemeinsam mit Brigitte Golchert, Teamleiterin Messen und Veranstaltungen ebenfalls bei der Deutsche Stiftung Denkmalschutz, führt sie mich und Kolleg*innen durch die Ausstellung im Nordfoyer des LVR in Köln-Deutz. 

Dieser Gegensatz spiegelt sich nicht nur im Titel der Ausstellung „Liebe oder Last?!“, er wird auch an allen sechs Stationen aufgegriffen. Sie heißen beispielsweise „Schmuckstück oder Schandfleck“ und „Forderung oder Überforderung“, und die Besucher*innen können an allen selbst aktiv werden. Das beginnt direkt am Eingang zur Ausstellung, einem Tor aus Baugerüsten, die mit blauem Flugzeuglack lackiert sind. Dort stimmen die Besucher*innen ab, ob sie Denkmale eher als Lust oder Last begreifen. Ich war Nummer 8, die für „Liebe“ gestimmt hat. Dann folgt man dem Leitsystem auf dem Boden „Betreten der Baustelle erwünscht!“. 

Denkmalschutz hat Feinde

So findet man sich plötzlich Auge in Auge mit einem Holzbock. Als Holzschädling nistet er sich gerne im Fachwerk oder Dachstuhl ein und ist somit ein natürlicher Feind des Denkmals. Ebenso wie übrigens der Mensch oder ganz einfach der Zahn der Zeit. Der hat eines der Exponate, einen Wandleuchter aus Messing, schwarz werden, oder ein Stück des Berliner Doms auf die Straße fallen lassen. Auch dieses wird in einem der Regalfächer zwischen den Baugerüststangen gezeigt. „Und unser Diamant: Die Spitze einer Kreuzblume des Kölner Doms“, sagt Brigitte Golchert, „eine Leihgabe“.

Ein Denkmal, so erfahre ich bei der Führung, bedeutet immer Arbeit. Es ist immer „under construction“, eine ewige Baustelle, wie man ja auch am Dom sieht. Doch dass sich diese Arbeit lohnt, zeigt sich an Denkmalen, die wir heute nicht missen wollen: Der Erhalt der Zeche Zollern beispielsweise stand genauso zur Debatte wie der des Holstentors in Lübeck. Der alte Plenarsaal in Bonn dagegen konnte nicht erhalten werden. Mit ihm ging ein Stück Zeitgeschichte verloren. Symbolisch können Besucher*innen ihn in der Ausstellung sprengen.

Denkmalschutz begreifbar machen

Oder sich mit den Werkzeugen auseinandersetzen, die Denkmalpfleger benutzen. Da gibt es einige Überraschungen. Was beispielsweise aussieht wie ein herkömmlicher Pinsel, ist tatsächlich ein Holzimitationspinsel. Das heißt, mit ihm wird braune Farbe so auf eine Oberfläche aufgetragen, dass diese ein Stück Holz zu sein scheint. „Man wusste früher schon, wie man preisgünstig baut“, sagt Eva Masthoff. Stein-, Marmor- oder Holzimitationen sind beispielsweise in Kirchen oder Schlössern nicht ungewöhnlich.

In der Ausstellung „Liebe oder Last?!“ geht es auch um die rechtlichen Vorgaben, die übrigens bundesweit nicht einheitlich sind. Schutzgründe sind beispielsweise die künstlerische Bedeutung – wie bei der Residenz in Würzburg. Oder die geschichtliche Bedeutung – wie beim Beethovenhaus in Bonn. Und es geht um finanzielle Förderung von staatlicher Seite oder von Spender*innen. Abschließend können Besucher*innen noch Denkmale in Köln und der Umgebung einordnen. Sind die Synagoge oder das Südamerikahaus im Zoo eher spannend oder einzigartig? Ich bin sicher, der Dom wird von vielen auf „Lieblingsdenkmal“ gesetzt. 

Gut zu wissen

Die Ausstellung ist kostenlos. Ebenso die Führungen, die zu festen Terminen angeboten werden.  Darum dürfte es niemanden schmerzen, zwei Euro in ein Fernrohr einzuwerfen, um Städte ohne Denkmale zu sehen. Ich habe das leider verpasst, weil ich kein Münzgeld bei mir hatte. Also bitte passend mitnehmen! Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ist auf Spenden angewiesen, denn sie ist trotz des namens keine Bundesstiftung, sondern eine private Initiative.

Die Wanderausstellung ist seit April 2021 unterwegs. Ihre erste Etappe war Düsseldorf. Danach war sie unter anderem in Berlin und München. Bis 26. Februar bleibt sie in Köln. Die Ausstellung wurde mit dem Reddot- und dem Brand Ex-Award für ihr Design ausgezeichnet. Ein dritter Preis soll im Dezember folgen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Die DSGVO-Checkbox ist ein Pflichtfeld.

*

Ich stimme zu

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.