30 Jahre Café Waschsalon

Im Café Waschsalon

Kennst du noch das Lied von BAP? „Ich jonn su unwahrscheinlich jähn met dir ein der Waschsalon“? Es ist von 1981, somit also älter als das Café Waschsalon in der Ehrenstraße, das in diesem Monat sein 30-jähriges Jubiläum feiert. Aber es passt ganz wunderbar zu diesem Lokal. Wolfgang Niedecken besingt darin eine Frau, die er nicht nur wegen ihrer Augen, Lippen und der Figur so toll findet, sondern eben auch wegen ihres Auftretens im Waschsalon. Ganz ähnlich scheint es dem einen oder der anderen im Café Waschsalon in den vergangenen Jahrzehnten ergangen zu sein.

Denn dort, so erzählen die beiden Gründer Jürgen Walter und Dirk Holzmann bei einem Pressegespräch am vergangenen Mittwoch, hätten sich im Laufe der Jahre so manche Beziehungen angebahnt, aus denen später eine Ehe wurde – auch und gerade unter den Mitarbeiter*innen. „Manchmal“, sagt Jürgen, „kommen hier Eltern mit ihren Kindern rein und sagen: ‚Hier haben wir uns übrigens kennengelernt.‘“

Ich jonn su unwahrscheinlich jähn
Met dir enn der Waschsalon.
Ich jonn su unwahrscheinlich jähn
Met dir enn der Waschsalon,
Weil du häss Ahnung vun dä Technik,
Vun der ich nix verstonn.

BAP

Und Wolfgang Niedecken? Der habe hier auch schon ab und zu gesessen, gerade am Anfang. Das Konzept für gut befunden – und den beiden Gastronomen prompt die handschriftliche Ursprungsversion des Liedes geschenkt. Eine Kopie davon hängt heute gerahmt im Café an der Wand. 

Der Waschsalon war übrigens nicht immer in der Ehrenstraße. Angefangen hat er am Friesenplatz. Dort stand nämlich1993 durch die städteplanerische Neugestaltung des umliegenden Gerling-Quartiers eine leerstehende Immobilie – und das für mindestens neun Monate. Was sollte man mit der machen? Ein Waschsalon fehlte dem Viertel. Doch Jürgen und Dirk waren Gastronomen. Warum nicht beides kombinieren? Die Wäsche waschen, während man ein Kölsch trinkt und klönt?

Geschichte und Geschichten

Da in Köln schon 1993 Bauprojekte deutlich mehr Zeit benötigten als geplant, blieb das Café Waschsalon sechs Jahre an seinem Platz. Allerdings schon bald ohne Waschmaschinen. Denn die Kombination aus Waschpulver und Lebensmitteln war den Behörden nicht recht. Außerdem war das Café immerzu so voll, dass die Waschmaschinen nicht mehr sinnvoll waren. Als das Gebäude schließlich abgerissen wurde, war klar, dass es weitergehen würde mit dem Waschsalon. Jetzt eben in der Ehrenstraße.

Im Café Waschsalon erinnert viel an die Anfangszeit
Im Café Waschsalon erinnert viel an die Anfangszeit

Dort hängen heute noch die Original-Waschtrommellampen an den Wänden. Die Trommeln hat Dirk damals eigenhändig aus gebrauchten Waschmaschinen aus- und umgebaut. Und die Waschmaschinengehäuse waren Teil der Theke. Mit den Möbeln ins neue Café Waschsalon umgezogen sind auch Tarek und Miriam, die seit der Stunde eins dabei sind. In der Zwischenzeit bedient auch ihr Sohn im Café, um sich sein Studium zu finanzieren. Und so, wie sich die Bedienung verjüngt, so wird auch das Publikum jünger. „Das heißt nicht, dass wir nicht auch ältere Gäste haben“, sind sich Miriam, Dirk und Jürgen einig. Speziell unter der Woche sei das Publikum sehr gemischt, und darüber freut man sich im Café-Waschsalon-Team. „Familie“ nennen Jürgen und Dirk sie. 

Lampen aus Waschtrommeln
Lampen aus Waschtrommeln

Am Wochenende allerdings sei die Musik etwas lauter. Da seien dann doch überwiegend jüngere Gäste da. Allerdings nicht zum Tanzen, den ein Club sei man schließlich nicht. Aber um gepflegt ein Kölsch zu trinken, mit dem Fuß zu wippen, vielleicht auch nur zum Vorglühen für das, was die Nacht noch bringen wird.

Karneval im Café Waschsalon

Wie für viele Gastronomen ist der Karneval auch für den Café Waschsalon eine besondere Zeit. Denn selbstverständlich werde dann gefeiert, übrigens auch mit Stammgästen. Eine Gruppe reise sogar regelmäßig aus New York an. Und während mehrere Gaststätten in diesem Jahr unfassbarerweise bis zu 15 Euro nur für den Einlass in ihre Kneipe verlangen, verzichtet man darauf im Waschsalon. Natürlich werde es wieder eine Schlange vor der Tür geben, so wie jedes Jahr. Aber nein, Eintritt zu verlangen ist für sie keine Option. Im Brauhaus ohne Namen in Deutz sieht das anders aus: Dort lässt Holzmann nur Gäste mit vorher gekauften Karten hinein.

So sehr man sich auch hier auf den Karneval freut: In diesem Jahr liegt er ungünstig. Nämlich genau in der Woche vor dem 30-jährigen Jubiläum am 27. Februar. Und schon mitten in der Fastenzeit. „Nicht die beste Zeit zu feiern“, sagt Jürgen. Man werde das aber ganz sicher nachholen. Vielleicht ja im Sommer. Dann, wenn man auch wieder draußen Gäste bewirten kann. Und dann, wenn auf der Ehrenstraße auch wieder mehr los ist. Denn das neue Fußgängerzonenkonzept vor der Tür macht noch nicht so richtig Spaß. Das liegt aus meiner Sicht daran, dass die Straße mit den Gehwegen eben nicht wie eine Fußgängerzone aussieht. Die ständig verrückten rot-weißen Absperrungen machen die Straße nicht attraktiver, weiterhin hindurchfahrende Autos mit Fahrer*innen, die einem einen Vogel zeigen, weil man mitten auf der Straße läuft erst recht nicht. 

„Außerdem“, sagt Jürgen, „lädt hier ja nicht viel zum Verweilen ein. Wenn man die Leute in die Stadt holen will, muss man eben auch Gastronomie mitdenken und anbieten“. Doch außer dem Waschsalon, dem Café Paris, dem Sternerestaurant Neobiota und dem Hasen ist hier leider nicht sehr viel. Vielleicht noch zwei kleine Läden mit überteuerten Zimtschnecken. Mal sehen, ob sie auch so lange bleiben werden wie das Café Waschsalon.

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