Wer durch die hohen Gittertore schaut, sieht schmucke Backsteinhäuser mit Zinnen am Rand einer großen Rasenfläche. Erst wenn der Blick weiter nach hinten auf das Gelände schweift, erkennt man, dass es sich hier nicht um ein herrschaftliches Anwesen handelt. Eher im Gegenteil: Auf diesem Gelände in Bövinghausen, einem Dortmunder Stadtteil im Nordwesten, wurde früher gearbeitet. Hart gearbeitet. Der Förderturm, den man hinten auf dem Gelände sieht, steht nämlich auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Zollern. Hier wurde also früher Kohle aus der Tiefe der Erde geholt.
Zeche Zollern erinnert an die Vergangenheit
Derzeit demonstrieren Schüler*innen an Freitagen für den Ausstieg aus der Kohle. Aber damals, zu Beginn der Industrialisierung, war die Kohle ein Garant für die Finanzierung des Alltags. Wer unter Tage arbeitete, der sicherte seiner Familie das Leben, wenn auch mit schwerer Arbeit und zulasten der eigenen Gesundheit. „Den ganzen Tag schluckten wir Staub“, steht im Förderturm auf einem roten Laufband. Wer tief genug einatmet, meint, den Kohlegeruch noch heute zu riechen.
Kohleabbau sicherte Arbeitsplätze – auch auf Zeche Zollern
Kohle war lange Zeit aus dem Alltag der Menschen nicht wegzudenken: „Die ganze Stadt kocht und heizt mit Ruhrkohle“, heißt es auf Werbeplakaten aus den 1950er Jahren. „Für Küchenherde, Waschküchen und Badeöfen“, „Für jedes behagliche Heim: Ruhr-Nussbriketts“. Allerdings dauerte diese Zeit nach dem zweiten Weltkrieg nicht überall besonders lange: Zeche Zollern wurde bereits 1966 geschlossen. Die Gebäude sollten damals abgerissen werden. Das hat man glücklicherweise verhindert, so dass die nachfolgenden Generationen sich auch heute noch ein Bild davon machen können, welche Rolle die Kohle in NRW spielte. Gleichzeitig war der Erhalt von Zeche Zollern der Beginn der Erhalt der Industriedenkmäler in Deutschland.
Spätestens nachdem die Schließung absehbar war, wurde Kohle übrigens so wie heute ein Politikum – aber die Vorzeichen haben sich seit jener Zeit gedreht. Damals war die SPD gefordert, die derzeit ähnlich unbeliebt zu sein scheint wie Energie aus Kohle. Schließlich ging es um den Erhalt von Arbeitsplätzen: „Kumpel in Not – Ruhrgebiet rot“ schreit es weiß auf roten Schildern, die bei Arbeitskämpfen eingesetzt worden waren. Und: „Wir wollen Arbeit und Brot und keinen Zechentod“ oder „Ehe Kumpel verreckt, muss die Regierung weg“.
Industriedenkmal Zeche Zollern
Es ist gut, dass in Zeiten, in denen viele vehement für den Ausstieg aus der Kohle demonstrieren, auch an die Vergangenheit erinnert wird. Wer durch die Dauerausstellung geht, auf den Förderturm steigt, oder in der ehemaligen Maschinenhalle mit den geschwungenen metallenen Dachträgern über die erhaltenen Jugendstilfenster mit den blau-gelben Einlagen staunt, bekommt zumindest ein Gefühl dafür, wie wichtig Kohle für das Ruhrgebiet, NRW, aber auch für die ganze Republik einst war. Ähnlich einprägsam wie der Besuch der Zeche Zollern sind übrigens auch Besichtigungen von Zeche Zollverein oder der ehemaligen Ziegelei in Lage.
Essenspause im Biergarten
Nach einem Gang durch die Ausstellungen hat man sich auf jeden Fall eine Kleinigkeit verdient. Wobei: Meine Kleinigkeit bei meinem zweiten Besuch, der Westfalenburger, war so mächtig, dass ich ihn nicht ganz geschafft habe. Bei Sonne kann man auch auf der Terrasse des Gasthauses Pferdestall sitzen.
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe hatte mich zu einem Social Media Walk mit anschließendem Essen auf Zeche Zollern eingeladen. Als Dank für mein Kommen habe ich das Buch zur Ausstellung, den passenden Beutel zum Tragen und einen USB-Stick bekommen.
Dieser Artikel stammt ursprünglich aus dem April 2019. Im Mai 2019 habe ich ihn mit Fotos von einem zweiten Besuch aktualisiert.