Eine erste Vorstellung davon, dass Ostern in Prag nicht die beste Idee sein könnte, bekam ich zwei Tage vor dem Hinflug. Denn als wir für den Flug einchecken wollten, waren noch genau vier Plätze frei. Die nächste Überraschung kam am Flughafen: Sehr viele Mitreisende waren sehr jung. Eine kleine Gruppe Männer, fast noch Jungs, brüstete sich damit, bereits zum dritten Mal nach Prag zu fahren. Dort könne man genau so gut feiern wie am Ballermann und in Cancun in Mexiko.
Zur Bekräftigung groß sich jeder einen Schluck Jägermeister mit Cola in den Rachen. Den jungen Damen neben sich sagten sie, sie sollten besser mit dem Taxi vom Flughafen in die Stadt fahren. Sie hätten das mit dem Bus mehrfach versucht und sich immer verfahren. Da das bei uns kurz später problemlos klappt, würde ich den jungen Herren raten, weniger Alkohol zum Frühstück zu trinken. Das gesparte Taxigeld könnte man dann zu einer späteren Tageszeit in Hochprozentiges anlegen.
Ostern in Prag ist eine einzige Party
Sie sind jedoch nicht die einzigen, die wegen der Party nach Prag kommen: Die ganze Nacht, bis gegen fünf Uhr morgens, zieht ein Schwarm grölender, schreiender und singender Menschen unter unserem Hotelfenster vorbei. Und als es draußen ruhig wird, saugt die Reinigungskraft auf dem Flur. Nur in der Nacht von Ostersonntag auf Ostermontag überwiegen die ruhigen Anteile.
Wer Ostern nicht zum Party feiern in der tschechischen Hauptstadt ist, ist mit uns auf kulturellen Wegen unterwegs. Das bemerken wir direkt nach der Ankunft an der U-Bahnstation Mustek: Wir kommen auf der Straße und stehen in einer Menschenmenge. Man hört Italienisch, Französisch, Spanisch, Englisch. Zusätzlich sieht man viele asiatische Gesichter, die bevorzugt in großen Gruppen unterwegs sind und Straßen, Plätze und Bürgersteige unpassierbar machen. Und wir sehen sehr viele Autos mit deutschen Kennzeichen: Berlin, Tübingen, Rüdesheim. Was wollen die alle hier?
Mit der CityCard Zeit sparen
Als wir später den Rathausturm mit der astronomischeren Uhr erreichen, stehen wir fünf Minuten in der Schlange am Tickethäuschen, um zu erfahren, dass wir mit der Prag-Karte direkt zum Eingang hätten gehen können. Dort angekommen, stehen wir in der nächsten Schlange, die sich eineinhalb Treppenabsätze nach oben zum Turmaufstieg windet. Als wir endlich an der Reihe sind, sollen wir uns erst ein Papierticket ausdrucken lassen.
Das soll nicht das einzige Problem mit der PragCard bleiben: In der zugehörigen Broschüre wird beispielsweise auch ein Museum gelistet, das seit einigen Jahren renoviert wird und darum geschlossen ist. Das erfährt man jedoch erst, wenn man davor steht. Leider hat man auch vergessen zu erwähnen, dass einige Museen an Ostern nicht öffnen. Und einige Preise sind nicht mehr auf dem aktuellen Stand. Da ist deutlicher Optimierungsbedarf vorhanden, liebe Tourismusexperten in Prag. Aber: CityCards sind nicht nur in Prag schwierig.
Schlangestehen gehört Ostern zum Prag-Besuch dazu
Schlangen gehören aber auch an anderen Orten zu unserem Urlaubsalltag: Vor jeder Sehenswürdigkeit stehen wir an, besonders lang am nächsten Tag vorm Veitsdom. Endlich in der Kathedrale winden wir uns in einer langen Schlange einmal durch das Gotteshaus. Auch auf der Karlsbrücke knubbelt sich die Menschenmenge.
Ostersonntagabend suchen wir gegen 18 Uhr dann verzweifelt einen freien Tisch in einem der tschechischen Brauhäuser. Doch in der Altstadt und im Jüdischen Viertel ist alles besetzt. Reservieren hätte nicht geholfen, denn für diesen Abend nehmen viele Restaurant keine Reservierungen an. Etwas frustriert gehen wir schließlich in eine Bar: Sie ist sehr farbenfroh und modern. Auf ihrer kleinen Speisekarte hat sie auch die traditionelle Entenbrust mit Knödelscheiben und Rotkraut, aber auch modernere Gerichte. Als wir gegen 20 Uhr Richtung Hotel zurückgehen, stehen in einigen Brauhäusern die Wartenden in Schlangen bis auf die Straße. Wo wir welche traditionellen Gerichte gegessen haben, lest Ihr in einem zweiten Text.
Ich weiß nicht, ob Prag zu anderen Zeiten leerer ist. Falls Ihr dazu Erfahrungen habt, schreibt das gern in die Kommentare. Ganz sicher bin ich mir aber bei diesem Tipp: Wenn Ihr nach Prag wollt – fahrt nicht über Ostern oder andere Feiertage! Und falls doch: Bewegt Euch ruhig außerhalb de üblichen Touristenpfade. Denn dort ist die Stadt tatsächlich ganz nett.
Analoge Erinnerung an Prag
Wir waren 1986 in der 10. Klasse in Prag auf Studienfahrt. Prag war damals noch die Hauptstadt der Tschechoslowakei. Wir saßen in diesem Café – und es dauerte ziemlich lange, bis wir bemerkten, dass nur auf einer Seite Kronleuchter hingen, während sie auf der anderen Seite fehlten, obwohl die Installation bereits vorhanden war. Dort lernte ich auch das Wort Palatschinken kennen. Das ist ein Begriff, der keinem von uns geläufig war. Wir vermuteten, eine salzige Nachspeise zu bekommen, und stellten dann freudig überrascht fest, dass der Palatschinken süß ist. In der einen Woche, die wir in Prag unterwegs waren, versuchten wir auch, einige Wörter zu verstehen. Ich erinnere mich, dass Zmerzelina Eis heißt.