Von Abu Dhabi nach Al Ain

Al Ain
Manchmal erzählt Architektur Geschichten
Manchmal erzählt Architektur Geschichten

In den Vereinigten Arabischen Emiraten ist es so, wie in vielen anderen Ländern auch. Die Großstädte sind anders. Dubai ist viel bunter, lauter, schriller, aber auch deutlich unterhaltsamer als Abu Dhabi. Und die Hauptstadt wiederum ist gegenüber den kleineren Städten eine wahre Metropole. Alleine um diesen Unterschied zu sehen, lohnt es sich, einen Tagesausflug in eine dieser anderen Städte zu machen. Wir sind mit dem Big Bus von Abu Dhabi nach Al Ain gefahren.

Diese Stadt ist kein eigenes Emirat, sondern gehört mit ihren gut 630.000 Einwohnern zu Abu Dhabi. Trotzdem fährt man etwa zwei Stunden, bis man den Ort erreicht. Dabei führt die Schnellstraße, auf der man maximal mit 160 Stundenkilometern fahren darf, oft vorbei an Kamelherden und hohen Sandbergen rechts und links von der Straße. Al Ain liegt übrigens an der omanischen Grenze. Sie ist gut gesichert mit hohen Zäunen und Stacheldraht. Wer sie mit dem Auto überqueren will, muss seinen Pass vorlegen.

Weltkulturerbe in Al Ain

In Al Ain gibt es seit 2011 einige Weltkulturerbestätten. Dazu gehören die große Oase und der Hili Archaeological Park. Bei unserem Tagesausflug haben wir beide angefahren. Vom Archäologischen Park haben wir leider nur das große Grab gesehen und keine weiteren Informationen bekommen. Darum blieb dies ziemlich bedeutungslos für mich. Spannender war der Spaziergang durch eine der Oasen: An den Palmen wachsen Datteln büschelweise. Um sie besser ernten zu können, sind manche von einem Netz umhüllt. So geht keine Dattel verloren. Unser Busfahrer stieg auf eine der niedrigen Mauern, umhüllte ein Dattelbüschel mit einer Tüte, schüttelte es kräftig, und erntete so die Datteln, die er uns frisch vom Baum zum Essen anbot. Ich habe noch nie so frische Datteln gegessen, war aber etwas überrascht, dass sie eigentlich kaum anders schmeckten, als die aus dem Supermarkt.

Ungewohnt: leere Museumsräume in Al Ain

Wir waren außerdem im Palastmuseum, einem großen Gebäude mit vielen Schlaf-, Kaffee- und Gästeräumen, die jeweils sehr ähnlich aussahen: ein Bett und ein Schrank im Schlafzimmer. Matten und Kissen auf dem Boden, ein Kohlebecken und die hiesigen Kaffeekannen mit dem gebogenen Schnabel zum Ausgießen in den Kaffeeräumen. Dann gibt es noch das Qasr Al Muwaiji: Hier wurde Sheikh Kalifa bin Zayed Al Nayhan, der die Vereinten Arabischen Emirate mitgegründet hat, geboren. Er wird dort wie auch im ganzen Land wie ein Heiliger verehrt. In diesem Museum hängen viele Bilder und Zitate von ihm an den Wänden und auf Multimediatablets kann man erfahren, wie sich das Land durch ihn verändert hat. In hinteren Teil des Gebäudes betritt man die Räume, in denen er mit seiner Familie einst wohnte. Auch sie sind größtenteils leer.

Das Al Jahili Fort, ein weiterer Stopp, ist ebenfalls riesig, die Räume sind auch dort leer, aber die Architektur ist zumindest für uns West-Europäer abenteuerlich orientalisch: Die Zinnen sind dreieckig, Mauern, Treppen und Türme sind aus Lehm, überall wachsen Palmen. Hier im Fort ist auch eine Foto-Ausstellung, die an die Entdeckungsreisen von Wilfried Thesiger erinnert: Er war zu einer Zeit in diesem Land unterwegs, als es noch keine Städte gab, sondern nur kleine Hütten. Mit anderen Worten: lange, bevor Öl gefunden worden war. Mit Kamelen eroberte er die Wüste, manchmal hatten er und sein Team tagelang kein Essen. Die Bilder sind ein Zeugnis davon, wie anstrengend Reisen früher einmal gewesen ist. Die Sehenswürdigkeiten in Al Ain kosten übrigens keinen Eintritt.

Kunstzentrum und Shopping Mall

In Al Ain gibt es außerdem das Kunstzentrum Al Qattara, das zeigt, dass die Vereinten Arabischen Emirate nicht nur 1001 Nacht oder Superlative wie in Dubai sind, sondern dass es auch etwas dazwischen gibt: Manche der Gemälde waren deckenhoch, die Motive zwar traditionell, aber die Gestaltung in ganz modernen Farben. Für mich war es spannend, so eine weitere Seite dieses Landes kennenzulernen.

Und sonst so in Al Ain

Interessant fand ich tatsächlich auch die Mittagspause in der Shopping Mall. Wie in allen Einkaufszentren im Land gibt es dort Essen: Entweder setzt man sich in eines der Restaurants, wo man am Tisch bedient wird, oder man holt sich sein Essen an einer der vielen Selbstbedienungstheken. Dort sind neben den üblichen Fast Food Ketten auch immer viele lokale Anbieter, und das Essen ist meistens ganz in Ordnung oder sogar ziemlich gut.

Das Interessante an dieser Mall war, dass wir die einzigen Europäer waren. Allerdings hat uns niemand merkwürdig angesehen. Hier tragen die Frauen und Männer auch viel häufiger traditionelle Kleidung als in Abu Dhabi und Dubai, und bei den Selbstbedienungsketten hat keine einzige Frau gearbeitet – zumindest nicht, als wir da waren. Durch die Etage fährt ein Zug, der an Disneyland erinnert: in vielen Farben und mit Bildern aus Kindergeschichten beklebt. Der Zug bimmelt die ganze Zeit bei seiner Fahrt, und in ihm fahren überwiegend verschleierte Mütter mit ihren Kindern und vielen Einkaufstaschen. Während wir Falafel aßen, gefüllte Weinblätter, Fattoush-Salat mit Granatapfeldressing und Brotchips und dazu die übliche Minz-Zitronen-Limonade tranken, hatten wir in diesem bunten Umfeld eine gute Unterhaltung.

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