Grau in grau ist der Tag in Usedoms Kaiserbädern, ein feiner Tröpfchenschleier zeigt Farben nur verblichen an. Hervorragendes Wetter für einen Besuch an der See. Blauen Himmel und Sonne brauche ich dort nämlich nicht. Ich mag es, wenn der Wind das Gehirn frei bläst und Wellen gegen das Ufer krachen. Allerdings ist das mit den Wellen auf Usedom gar nicht so einfach, denn von unserem wunderbaren Hotel bis an die Küste müssen wir erst einmal einige Kilometer fahren.
Usedom ist viel größer als erwartet, die zweitgrößte Insel Deutschlands nach Rügen, um ein Vielfaches größer als Juist, Borkum oder gar Wangerooge. Aber etwas kleiner als die niederländische Insel Texel. Echtes Inselfeeling kommt hier nur schwer auf, besonders auch weil wir Usedom nicht mit der Fähre, sondern über eine Brücke erreichen.
Wie man von NRW nach Usedom kommt
Überhaupt ist die Anreise von Nordrhein-Westfalen gar nicht so einfach. Wir wollen für ein verlängertes Wochenende nicht knapp 800 Kilometer von Köln nach Usedom fahren. Darum entscheiden wir uns für einen günstigen Flug nach Berlin. Dort nehmen wir einen Mietwagen. Aber auch von der Hauptstadt aus ist man noch gute drei Stunden im Auto unterwegs. Nachteil des Mietwagens: Wir dürfen damit nicht nach Polen fahren. Dabei wäre schon spannend gewesen, ob die deutsch-polnische Insel auf der anderen Seite der Grenze anders aussieht. Aber man kann nicht alles haben, und wir sind sowieso nur kurz da. Aufgrund der Entfernung zu NRW würde ich allerdings nicht mehr für ein verlängertes Wochenende in diese Gegend fahren, sondern nur, wenn ich mindestens eine Woche Zeit hätte.
In Usedoms Kaiserbädern Bansin, Heringsdorf, Ahlbeck
Mit Usedom verbinde ich natürlich die Kaiserbäder, darum sind Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck unser erstes Tagesziel. Auf dem Weg nach Bansin kommen wir durch kleine Dörfer, in denen nach der Wende die Zeit still gestanden zu haben scheint: Es gibt kaum neue Häuser, bei vielen ist der letzte Anstrich schon Jahrzehnte her. Und mindestens genau so viele Häuser stehen leer. Kein Wunder, denn der Wegweiser Kommune der Bertelsmann Stiftung zeigt schon seit einigen Jahren sinkende Einwohnerzahlen für den Landkreis Vorpommern-Greifswald, zu dem Usedom gehört. Bis 2030 soll die Bevölkerung um weitere fast zehn Prozent sinken.
Von der TourNatur hatte ich mir Broschüren mitgenommen zu dem, was man in Usedoms Kaiserbädern sehen kann. Ihr könnt sie auch online bestellen. Wir wollen die beschriebenen Architektur-Rundgänge machen, vorbei an den Gebäuden der Bäderarchitektur.
- Feststellung 1: Es gibt weniger Bäderarchitektur, als ich erwartet hatte.
- Feststellung 2: Die Broschüre ist nicht besonders aussagekräftig. Außerdem scheinen die meisten Häuser heute laut Beschreibung „exklusive Ferienwohnungen“ zu sein, eine Form der Urlaubsunterkunft, für die ich mich nicht erwärmen kann.
Parkprobleme auf der Insel
Der Spaziergang in Bansin führt vom Parkplatz gegenüber des Warmbades an einigen weißen Villen mit Türmchen, Blenden und Säulen vorbei bis zur Touristeninfo und am Meer entlang. Schade, dass man wie so oft auf der Insel im Voraus Parkgebühr bezahlen muss, das setzt mich beim Gang entlang der Strandpromenade zeitlich unter Druck. Schade auch, dass die Dame in der Touristeninformation so wenig hilfsbereit ist. Wir fahren nach der kurzen Runde weiter nach Heringsdorf. Der erste Parkplatz ist voll, auch der zweite muss im Voraus bezahlt werden, doch wir haben keine Münzen mehr. Darum fahren wir ins Parkhaus, wo man zum Glück erst bei der Ausfahrt und auch mit Scheinen bezahlen kann.
Von dort gehen wir los Richtung Seebrücke. Der vordere Teil dieser Brücke ist überdacht. Aber in der Mitte ist er geteilt, so dass sich auf beiden Seiten Spaziergänger aneinander vorbei quetschen. Dann kommt ein Teil mit Geschäften, deren Sinn sich mir an diesem Ort genau so wenig erklärt, wie im niederländischen Scheveningen. Und schließt thront am Ende der Brücke eine Pyramide mit einem italienischen Restaurant.
Gut gegessen in Usedoms Kaiserbädern
Diese Pyramide sieht nachts, wenn sie beleuchtet ist, ganz interessant, aber irgendwie auch deplatziert aus. Pyramiden erwarte ich eher in Südamerika oder Ägypten. Aber vielleicht ist das einfach der Nachwende-Charme von 1995, als sie gebaut wurde. Ich hatte sie am Vorabend von meinem Platz im Restaurant Bernstein im Blick, wo wir ein Überraschungsmenü mit viel Fisch gegessen haben. Dorthin sind wir mit dem Taxi gefahren. Denn der ÖPNV zwischen Korswandt, wo unser Hotel war, und Heringsdorf ist eher spärlich am Abend. Die niederländische Insel Texel hat darum das Ruftaxi eingeführt, das den öffentlichen Personennahverkehr ergänzt: Für drei Euro kann man so über die Insel fahren. Das System ist zwar nicht perfekt, aber für Orte wie Usedom wäre es sicherlich eine Überlegung wert.
Da wir in der Touristeninformation keine guten Informationen zu Wanderungen oder ausgedehnten Spaziergängen gefunden haben, nutzen wir Google Maps. Ein schneller Blick in die App zeigt, dass es nach Ahlbeck nicht mehr weit ist, also gehen wir auf der Promenade weiter. Vorbei an der schnörkellosen Villa Oppenheim, der Villa Bismarckshöhe, der bunten Villa Emmy, dem Haus am Meer – und vorbei an einigen verfallenden Häusern. Nach einem Kaffee in einer Traditionsbäckerei beschließen wir, den Rest des Tages in der Sauna unseres Hotels zu verbringen. Denn auch das gehört zu grauem End-Oktober-Wetter und einem Ausflug an die See für mich dazu.
Im Best Western auf Usedom
Eigentlich mag ich keine US-amerikanischen Hotelketten, und ein Best Western als Übernachtungsort für einen Kurzurlaub kommt mir in der Regel nicht wirklich in den Sinn. Bei der Suche nach einer hübschen Unterkunft sind wir aber genau auf das Best Western in Korswandt auf Usedom gestoßen. Der große Nachteil des Hotels: Es liegt nicht an der Küste, und um am Inselleben teilzunehmen, muss man einige Kilometer fahren. Das habe ich aber gerne in Kauf genommen, denn erstens ist das Hotel neu oder neu gemacht, zweitens hat es einen sehr schönen Wellness-Bereich und drittens ein wirklich überzeugendes Frühstücksbuffet:
Die Marmeladen beispielsweise sind hausgemacht: Kirsch-Schokolade, Blaubeer-Vanille – oder mein Favorit Mango-Chili. Man habe sich dazu entschlossen, die Marmeladen selbst zu machen, weil wirklich gute Aufstriche sehr teuer seien, und man so außerdem eine persönliche Marke setzen könne. Gute Idee, finde ich. Andere Besonderheiten auf dem Frühstücksbuffet: ein wechselnde Brötchenvielfalt, Matjes aus der Region, der auf der Zunge zergeht, Omelett. Natürlich gibt es auch Wurst und Käse, Kaffee und Tee – übrigens lose und im Beutel in vielen verschiedenen Sorten. Neben dem üblichen Orangensaft stand Grapefruitsaft zur Auswahl, mal gab es Eier- und mal Wurstsalat, kleine Croissants und leckere, kleine, gezuckerte Teigbällchen. Quark, Joghurt, Frühstückszerealien und selbstgemachtes Bircher Müsli gab es natürlich auch.
Abendessen im Best Western
An einem Abend haben wir auch im Hotel zu Abend gegessen, es gab ein bayrisches Buffet mit Leberkäse und Haxe, mit Kraut und Weißwurst, mit Knödel und Bayrisch Cème. Warum man in MeckPom ausgerechnet bayrisch isst, weiß ich zwar nicht, aber geschmeckt hat es trotzdem.
Gegenüber des Restaurants, über den Parkplatz, gibt es außerdem eine Bar. Mir persönlich ist sie etwas zu dunkel, und im Eingangsbereich riecht es stark nach Rauch. Die Bar selbst ist jedoch auch neu gemacht, und wir bekamen zu unserer Caipirinha Wasabi-Nüsse. Die Caipirinha war allerdings sehr ungewöhnlich: Viel zu wenig Eis, das nicht zerstoßen war, viel zu wenig Limone, der Zucker nicht aufgelöst, dafür umso mehr Alkohol. Trotzdem empfehle ich, den Barkeeper zu einem Cocktailkurs aufs Festland zu schicken.
Der Wellness-Bereich
Für alle, die’s lieber ruhig mögen, gibt es den Wellness-Bereich. Wir hatten ihn einmal ganz für uns alleine, einmal war er ziemlich voll. Außerhalb des Gebäudes gibt es in einer separaten Hütte eine 90 Grad Sauna, innen eine sehr dunkle Bio-Sauna mit 60 Grad. Zusätzlich gibt es eine sehr kleine Infrarotsauna mit 55 Grad. Der Außenpool war zwar abgedeckt, wurde aber auf Nachfrage geöffnet. Außerdem gibt es einen relativ großen Ruheraum, in dem jedoch zumindest an einem Tag Popmusik lief – nicht mein Geschmack.
Übrigens ist das Hotel auch dann interessant, wenn man Golf spielt, denn der Golfplatz beginnt direkt hinter dem Hotel. Ich habe dort allerdings nicht viele Spieler gesehen.