Köln ist immer für eine Überraschung gut. Denn wer vermutet schon mitten in der Stadt einen Bergwerksstollen? Den gibt es aber tatsächlich, und zwar im Keller der Universität: den Barbarastollen. Er gehört somit zu den Kölner Kuriositäten wie beispielsweise auch der Monte Troodelöh.
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Finanziert von der Wirtschaft
Tatsächlich ist der Barbarastollen, so heißt das Mini-Bergwerk, nur ein Anschauungsobjekt. Es wurde mit viel Liebe zum Detail und Kohle aus dem Aachner Revier 1932 aufgebaut. Das Geld dafür kam von großen Firmen aus der Region. Wenn man zwei Treppen im Hauptgebäude der Kölner Universität nach unten gegangen ist, und zwei dicke, aber nichtssagende Metalltüren durchschritten hat, steht man plötzlich vor einer Platte mit den Namen der Geldgeber: Beien A. Maschinenfabrik steht da beispielsweise, oder Deutsche Erdöl AG.
Kohletransport im Schaustollen
Was die Geschichte um den Barbarastollen noch ein bisschen schräger macht ist, dass man ihn in den 40er Jahren einfach vergessen hat. In den 1980er Jahren hat allerdings jemand einen Schrank bewegt – und stand plötzlich vor einer bis dahin unbekannten Tür. Sie ist der Eingang zum etwa 40 Meter langen Stollen. Dort sieht man zuerst eine Schüttelrutsche, im Prinzip ein langes Blech, das durch Vibration Kohle befördert hat. Denn im Barbarastollen geht es unter anderem um das Thema Transport – und zwar so, wie eben in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Kohle transportiert wurde. Neben der Schüttelrutsche ging das über eine so genannte Gallsche Kette, eine Kette aus ineinandergreifenden Metallgliedern, die durch die kontinuierliche Vorwärtsbewegung Kohle in eine Lore transportierte. Diese wiederum wurde von kleinwüchsigen Pferden gezogen.
Dann gibt es noch die so genannte Haspelkammer. Dort hängen zum einen die Apparate, um mit den Kollegen über Tage zu kommunizieren. Handys gab es damals natürlich noch nicht. Und wenn es sie gegeben hätte, hätten sie nicht viel geholfen: Wir haben nämlich keinen Empfang unter Tage. In dem schmalen Raum ist auch die eigentliche Haspel. Sie ist ein Hilfsmittel um Materialien wie Seile aufzuwickeln. Im Barbarastollen war der Sinn der Haspel, die Lore zu bewegen und den Aufzug nach oben zu ziehen.
Wie im Barbarastollen Kohle abgebaut wurde
Wo Kohle transportiert wird, muss sie natürlich zunächst abgebaut werden. Im Klartext heißt das: Sie wurde aus dem Berg geschlagen, und zwar mit Manneskraft. Dazu hatte jeder Bergmann mehrere Eisen pro Tag bei sich. Sie wurden im Laufe des Tages stumpf und mussten darum über Nacht wieder geschärft werden. Alles in allem wird eines klar: Bergmann zu sein war in der damaligen Zeit Schwerstarbeit. Kein Wunder, dass heute das Institut und Poliklinik für Arbeitsmedizin, Umweltmedizin und Präventionsforschung dafür zuständig ist.
Obwohl der Barbarastollen nur ein Anschauungsstollen ist, müssen Besucher*innen übrigens Helme tragen. Und das ist auch ganz sinnvoll, denn man stößt eigentlich ständig mit dem Kopf irgendwo dagegen. Zum Beispiel an die dicken Holzbalken, die den Stollen abstützen. Sie sind senkrecht an den Wänden und waagerecht unter der Decke angebracht, so dass ein Rahmen entsteht. Um die Last besser zu verteilen, hat man aber zwischen dem Decken- und dem Wandbalken noch schräg verlaufende Balken angebracht, so dass ein Polygon entstand. Und gegen diese Schräge stößt man als Besucher*in gerne einmal, wenn man nicht aufpasst. Die Balken sind übrigens aus Nadelholz – und das ist ganz interessant. Denn tatsächlich gibt es andere Holzarten, die stabiler wären. Doch das Nadelholz beginnt früh zu knarren und knarzen, wenn das Gewicht zu hoch ist. So konnten sich die Bergleute eventuell noch retten, bevor ein Stollen einstürzte.
Die Antoniter City Tours veranstalten regelmäßig Führungen durch den Barbarastollen. Gruppen können auch private Führungen buchen. Ich war mit der Kölner Journalisten-Vereinigung im Barbarastollen.