Steffi Kleinsteuber ist Wirtin, und das mit Leib und Seele. Schon als Kind hat sie den Gästen Getränke und Speisen gebracht. Damals führten noch die Eltern die Gaststätte. Ihr Landhotel zum braunen Hirsch im thüringischen Kammerforst hat aber eine noch viel längere Geschichte: 1837 war das Gründungsjahr, Steffi ist die siebte Generation. Und sie macht die Thüringer Klöße nach dem Traditionsrezept der Familie.
Im Hotel gibt es heute 35 Betten, die oft ausgebucht sind. Angefangen hatten ihre Eltern jedoch deutlich kleiner. Nach der Wende haben sie investiert und nach und nach umgebaut, sich vergrößert, das Nachbarhäuschen dazugekauft, die Scheune renoviert. „Heute haben wir viele Stammgäste aus ganz Deutschland, die hier im Nationalpark Hainich wandern wollen“, sagt sie.
Traditionsgericht Thüringer Klöße
Doch es kommen nicht nur Urlaubsgäste in den Braunen Hirsch. Hierhin kommt man auch aus der Region, und zwar, um Thüringer Klöße zu essen. „Wir haben Gäste, die regelmäßig eine Stunde aus Erfurt wegen unserer Klöße anfahren“, sagt Steffi Kleinsteuber. Die Klöße bereiten sie und ihre Küchenfeen nach einem alten Familienrezept, das sie nicht verrät. Dazu kauft sie unter anderem die Kartoffeln immer beim gleichen Zulieferer, selbstverständlich immer die gleiche Sorte. „Das eigentliche Geheimnis ist aber das richtige Verhältnis zwischen den geriebenen und den zerstampften Kartoffeln“, sagt Steffi Kleinsteuber. „Das muss passen.“
Außerdem dürfe man auf keinen Fall die Semmelbrösel vergessen, die sie vorher in Butter röstet. Nachdem sie den Kloß geformt hat, bohrt sie mit dem Finger ein Loch hinein. In dieses Loch kommen die Semmelbrösel, dann rollt sie den Kloß nochmals zwischen den Händen, damit er auch wirklich rund ist. „Es ist ein sehr aufwändiges Verfahren“, sagt Steffi. Eine Stunde müsse man mindestens einplanen, wenn man zuhause Gäste bewirten will. Die fertigen Klöße legt man dann in heißes Wasser, einmal aufkochen – und dann müssen sie etwa 20 Minuten ziehen. Serviert werden sie traditionell mit Reh oder Roulade – und viel, viel Soße. „Thüringer Klöße müssen schwimmen“, sagt Steffi Kleinsteuber.
Steffi Kleinsteuber über das Geheimnis der Thüringer Klöße
Mein Selbstversuch
Ich darf im Braunen Hirsch selbst Klöße machen. Steffi und Küchenfee Elfie haben dazu einen Wagen vorbereitet. Darauf steht eine kleine, warme Schüssel mit zerstampften Kartoffeln. Sie müssen noch warm sein, wenn man sie mit den geriebenen vermischt“, betont Elfie mehrmals, „denn sonst fehlt die Bindung und den Kloß fällt auseinander“. In einer größeren Schüssel liegen halbierte Kartoffeln bereit, die ich reiben darf – und zwar in einem Erbstück von Elfies Oma. Dazu drückt man die Kartoffeln in einen Schacht. Mit der linken Hand presst man einen metallenen Drücker in den Schacht, mit der rechten Hand drehe ich eine Kurbel. Sie bewegt eine Reibe mit Löchern, und so werden die Kartoffel fein gerieben. Das geht ganz gut in die Oberarme.
Im nächsten Schritt kommt die Masse in eine Presse. Ganz nach unten muss man den Deckel drehen, so dass durch die Löcher im Gefäß das Wasser austritt. Jetzt ist die Masse nicht nur trocken, sondern auch ziemlich kompakt. Mit den Fingern breche ich die Scheibe auf und habe nun Kartoffelfasern. Sie werden mit den gestampften Kartoffeln vermischt und dann zu Klößen geformt. Steffi und Elfie betrachten meine Klöße kritisch: Etwas zu eckig seien sie noch, sagen sie. Aber Übung macht die Kloßmeisterin. Und geschmeckt haben sie allemal.
Steffi hatte Jörg und mich zum Essen eingeladen.