Es ist nur eine kurze Strecke von nicht einmal vier Kilometern, die Kapitän Frido mit seinem Krabbenkutter vor Texel zurücklegt. Dann läuft ein Zittern durch das Boot. Jetzt fährt zunächst rechts ein metallener Arm an der Rehling aus, der ein große Netz ins Wasser lässt. Das breitet sich erst auf der Wasseroberfläche aus und sinkt dann ab. Der Vorgang wiederholt sich auf der linken Seite des Bootes. Roland, der Krabbenfischer auf Fridos Schiff, läuft nun auf dem Deck hin und her: Er muss die Netze einholen und den Fang in die Wannen verteilen. Einen Knurrhahn hält er in der Hand, einen Kabeljau, eine Seenadel und einen Seestern. Doch die meisten Tiere im Netz sind Krabben.
Das Wattenmeer, der Krabbenfang und die Politik
In der Mitte des Decks steht eine Anlage, die beginnt den großen vom kleinen Fang zu trennen. Ein Teil des Fangs verkauft die Crew an Land, die Krabben müssen schon an Bord gekocht werden. Viele dieser kleinen Nordseetiere dürfen die Touristen an Bord mit den Fingern puhlen und essen.
Früher durfte man einen Teil der Fische zurück ins Meer werfen. Das ist heute wegen einer EU-Richtlinie nicht mehr so: Weil in vielen Gewässern in der EU die Fischbestände stark zurückgegangen sind, wollen die Politiker selektivere Fangmethoden. Um die durchzusetzen, können Fischerboote mit Kameras überwacht werden. So will man das Rückwerfen der Fische, die nicht gebraucht werden, unterbinden. Frido hält davon gar nichts: „Erstens überleben nach dem Netzfang viele Fische, die wir früher ins Wasser zurückgeworfen haben. Sie lebten also weiter, während sie heute sterben müssen. Zweitens werden auch die Fische, die zum Verkauf zu klein und bereits tot sind, im Wasser gebraucht, weil sie für ein anderes Tier Nahrung sind.“ Der WWF sieht das anders.
Zwischen 30 bis 40 Millionen Kilogramm Krabben werden pro Jahr in der Nordsee gefangen. Doch das sei nur ein sehr kleiner Anteil am Vorkommen, sagt Frido. Die Mehrheit der Krabben werde dann nach Marokko zum Puhlen gebracht. Doch jetzt gebe es auch in Groningen eine Firma, die Krabben mit einer Maschine puhlt. Dort will man künftig mehr und mehr des Fangs aus den Niederlande verarbeiten.
Krabbenkutter mit Geschichte
Frido nimmt seit 1994 Gäste auf dem Krabbenkutter mit. Schon sein Vater und sein Großvater waren als Krabbenfischer unterwegs. Gefahren wird jeden Tag, und nicht immer ist der Himmel so blau und die See so ruhig wie am Tag unseres Ausflugs.
Frido hat zwei Schiffe, sie laufen in der Regel zweimal am Tag aus, in der Hochsaison auch dreimal. Wie viel sie fischen, können sie vorher nie wissen. „Das ist abhängig vom Wind, der Strömung, dem Wetter und der Jahreszeit“, sagt Frido. Wieder läuft ein Zittern durch das Schiff. Die Metallarme werden eingeklappt, die Netze hochgezogen. Wir fahren ins Hafenbecken von Oudeschild ein.
In Oudeschild gibt es übrigens einige Restaurants und Eetcafés, in denen man frischen Fisch, Krabbenbrötchen oder Kibbeling, frittierte Fischstückchen, bekommet. Wir waren im Café Veronica und im Pakhuus. Von Oudeschild kann man auch die etwa fünf Kilometer nach Den Burg hauptsächlich über Felder wandern.
Die Fahrt auf dem Krabbenkutter hat der VVV Texel während meiner Bloggerreise bezahlt. Ebenso das Essen im Café Victoria.