Sternefrühstück im Neobiota in Köln

Besteck
Sternefrühstück: Müsli mit Stachelbeere und Zitronenmelisse
Sternefrühstück: Müsli mit Stachelbeere und Zitronenmelisse

Frühstück im Sternerestaurant – braucht man das, oder ist es einfach nur dekadent? Das war mein erster Gedanke, als ich hörte, dass das Kölner Neobiota morgens Müsli und Stullen anbietet. Und überhaupt: Würde ich das mögen? Aal Benedikt oder French Toast mit Himmel un Äd finde ich erst einmal nicht ansprechend. Zu allem Überfluss kommen die Öffnungszeiten fürs Sternefrühstück hinzu: Dienstag bis Samstag ab 10 Uhr – also zu der Zeit, in der ich so richtig viel am Schreibtisch oder zuhause zu tun habe. 

Irgendwann war’s dann aber soweit: Wir hatten einen Urlaubstag! Auf zum Sternefrühstück. Natürlich haben wir das Menü bestellt. Das kostet 28 Euro für drei Gänge (Stand September 2020). Man sagte uns, die Portionen seien etwa halb so groß wie sonst – denn sonst würde man die drei Gänge kaum schaffen. Also fingen wir an zu rechnen: 8 + 11 + 13 Euro = 32 Euro. Bestellt man die drei Gänge als Menü, zahlt man also 4 Euro weniger – aber bekommt nur 1,5 Portionen? Ist das sinnvoll? Wir entschieden uns dafür, es trotzdem zu machen, und wir stellten fest, dass unsere Portionen kaum kleiner waren als die an den Nachbartischen, die kein Menü bestellt hatten. 

Ein Mini-Brunch mit dem Frühstücksmenü

Wir hatten außerdem unsere beiden Menüs so aufgeteilt, dass wir sechs unterschiedliche Gerichte probieren konnten: Das herbstliche Bircher, den Armen Jan, Pancakes, die Zimtschnecke, einen bayrischen Bagel und ein Brot im TexMex-Style. Um ehrlich zu sein: Es war alles köstlich. Selbst der Arme Jan, der mit Blutwurst am frühen Morgen daher kommt. Und auch der bayrische Bagel, der einiges an Wurst zu bieten hatte. Absolutes Highlight waren aber die aufgetürmten Pancakes, von denen ich nicht genug bekommen konnte – obwohl ich sehr satt war.

Spannend fand ich übrigens das Publikum. Denn außer uns war noch ein anderes älteres Paar da – sonst überwiegend junge Menschen. Die bestellten im Unterschied zu uns älteren aber jeweils nur ein Frühstück, also nicht das Menü. Und da dachte ich mir, dass das ein kluger Schachzug des Restaurants ist, Frühstück anzubieten. Denn mit hoher Qualität zu einem relativ geringen Preis bekommt man möglicherweise die jungen Leute schon früh dazu, auch abends im Sternerestaurant essen zu gehen. Allerdings muss sich das Neobiota eigentlich keine Sorgen über zu wenig Gäste machen: Wenn ich bisher da war, war es immer voll.

Mein Fazit: Wer in Köln nicht nur gut frühstücken will, sondern etwas besonderes sucht, ist im Neobiota richtig.

Sternefrühstück selbst zubereiten

Spannend finde ich auch die Idee, dass Sterneköche ein eigenes Frühstückskochbuch herausbringen. Der Südwestverlag hat mir „Brunch ist tot. Lang lebe das Frühstück(Werbe-Link zu Amazon) von den Neobiota-Köchen Sonja Baumann und Erik Scheffler kostenfrei zur Rezension geschickt. Meine erste Erkenntnis: Shakshuka, Fiesta Stulle, Aal Benedict – viele Gerichte sind mir so oder leicht abgewandelt vor Ort auch aufgefallen. Und jetzt weiß ich auch, dass die jungen Mädels am Nachbartisch einen Espresso Martini hatten. Mit Wodka. Morgens noch nicht mein Fall.

Zweite Erkenntnis: Auch das Buch ist ein geschickter Schachzug: Wenn man die dort abgedruckten Gerichte nachkocht, fällt einem beim Kauf der Zutaten möglicherweise auf, dass es Preisunterschiede gibt. Beispielsweise zwischen Hasel- und Pekannüssen. Oder zwischen getrockneten Cranberries und Rosinen. Vielleicht führt das bei einigen Gästen dazu, dass sie bereit sind, für ein Sterneessen, in dem teurere Zutaten verwendet werden, auch mehr zu bezahlen.

Avocadobrot und Beerenshake

Dritte Erkenntnis: Das Sternekochbuch macht dich noch nicht zur Sterneköchin. Nehmen wir das Avocadobrot. Ich backe eigentlich regelmäßig Brot. Und ja, ich hätte misstrauisch werden sollen, als ich aus meinem Teig keine Rolle formen konnte, weil er zu flüssig war. Mit etwas mehr Mehl hätte ich vielleicht ein schöneres Ergebnis erzielt, und wäre auch mit der angegebenen Backzeit hingekommen. Gut ist es trotzdem, auch wenn ich die Avocado nicht schmecke. Übrigens lässt es sich sehr viel besser schneiden, wenn es einen Tag älter ist.

Deutlich problemloser war – wenig überraschend – der Berry-be-happy-Shake: Buttermilch, Beeren, Weizenkleie, Haferflocken, Leinsamen. Gut, dass ich Holundersirup im Kühlschrank hatte – den ich noch nie gebraucht habe. Sauerkirschen tiefgefroren habe ich nicht bekommen, aber auch die aus dem Glas haben’s getan. Dummerweise musste ich 400 Gramm Leinsamen kaufen, obwohl ich nur zwei Gramm brauchte. Ich habe darum direkt noch die Hausmüslimischung zubereitet, so dass ich den Leinsamen noch anderswo nutzen konnte. Statt Weizenkleie habe ich nur Weizenkeime bekommen – schmeckte aber, und kam auch in den anderen Rezepten vor.

Hausmüsli und Mikrowellenporridge

Auffallend bei der Hausmüslimischung: Rosen- und Hibiskusblüten. Erfreulicherweise hatte ich ein großes Glas getrockneter Rosenknospen, das ich vor langer Zeit einmal in der Apotheke gekauft habe. Fünf Gramm sieht das Rezept vor, ich hatte nach drei Gramm das Gefühl, als ob das mehr als genug sei. Auf die Hibiskusblüten habe ich verzichtet, weil ich nicht so recht wusste, wo ich sie auf die Schnelle kaufen sollte. Außerdem habe ich das Müsli nicht über Nacht in Saft eingeweicht, sondern so unter mein Joghurt gemischt – auch das war gut. 

Und dann war da noch das Mikrowellenporridge. Die Zubereitung ist denkbar einfach. Aber bei zwei Minuten bei voller Leistung klirrt und scheppert mein Geschirr in der Mikrowelle schon ganz ordentlich. Das Ergebnis roch irgendwo zwischen angebrannt und äußerst würzig. Ohne zusätzliches Joghurt wäre es mir viel zu trocken gewesen. Am nächsten Tag habe ich den Rest mit vier Löffel Kirschsaft übergossen, der vom Beerenshake übrig war, und nur eine Minute in die Mikro gestellt. Köstlich. Und sättigend!

Sternefrühstück in aller Kürze

Lohnt sich der Besuch im Neobiota?

Ich finde ja. Ich bin zwar nicht mit allen Hausregeln einverstanden, habe dort aber noch nie schlecht gegessen. Weder abends, noch beim Sternefrühstück.

Sind die Rezepte im Kochbuch einfach nachzukochen?

Grundsätzlich schon. Es hat alles geschmeckt, was ich zubereitet habe. Sah aber nur halb so lecker aus wie im Buch.

Muss man im Neobiota reservieren?

Das würde ich auf jeden Fall machen. Abends ist es eigentlich immer voll. Und bei meinem Frühstücksbesuch war auch jeder Tisch besetzt.

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