„Angst hatte man damals, als klar war, dass die Hauptstadt künftig Berlin heißt“, erinnert sich Heinz Hönig, der in seinem Unruhestand als Gästeführer für die Stadt Bonn arbeitet. Eine Angst, die unbegründet war, denn die Telekom zog in die Bundesstadt, die UN, und viele andere potenzielle Arbeitgeber. „465 Verbände haben in Bonn noch ihren Hauptsitz“, sagt Hönig. „Es gibt 151 Forschungseinrichtungen, über 40 Museen – und jährlich werden zusätzlich 20.000 Quadratmeter Bürofläche gebraucht“. Tatsächlich ist die Zahl der Arbeitsplätze und der Einwohner*innen gestiegen, obwohl so viele damals vom Rhein an die Spree zogen.
Warum Bonn einen Besuch wert ist
Auch wenn man andernorts vielleicht besser einkaufen kann als in Bonn: Die Stadt ist unbedingt einen Besuch wert:
- Denn die Museumsmeile mit der Bundeskunsthalle und anderen Museen bietet immer tolle Ausstellungen.
- Im Haus der Geschichte kann man hervorragend in die deutsche Vergangenheit abtauchen.
- Und wo sonst kann man durch die Räume des ehemaligen Kanzlerbungalows gehen?
Wer möchte, kann sich auch auf eine musikalische Spurensuche machen: Beim Beethoven-Walk kommt man beispielsweise in die Kirche, in der er schon mit zehn Jahren morgens die Orgel gespielt hat, und in der heute der Taufstein steht, über dem er 1770 getauft wurde. Natürlich geht man auch über den Münsterplatz mit dem Beethoven-Denkmal und bis zu dem Friedhof, auf dem seine Mutter begraben liegt. Das Infoblatt zum Stadtspaziergang kann in sieben verschiedenen Sprachen heruntergeladen werden.
Was in Bonn noch ganz nett ist
Und wer weniger Beethoven will: Es gibt auch einen Spaziergang durch die mittelalterliche Innenstadt, der am Stadtmuseum endet. Dort zeigt man ganz spannende Dinge – beispielsweise einen Modesalon, einen Kolonialwarenladen, ein Esszimmer und ein Frisörsalon von 1900. Außerdem setzt man sich dort mit der nationalsozialistischen Vergangenheit der Stadt auseinander – allerdings ziemlich textlastig.
Ziemlich direkt neben dem Beethoven-Haus ist übrigens die Namen-Jesu-Kirche. Dort überwiegen die Farben blau und gold. An den Säulen sind Namenstäfelchen angebracht, zu ihren Füßen stehen frische Blumen in allen Farben des Frühlings in Vasen. Ein Schild weist darauf hin, dass Topfpflanzen verboten sind, da die sich bildenden Moose die alten Holzbänke beschädigen könnten. Ein Mann mit einem Schild am Jacketkragen erklärt mir, dass unter der Kirche ein Urnenfriedhof sei. An den Säulen sehe man, wer wo seine letzte Ruhe gefunden habe, und für die dort Bestatteten seien die Blumen der Angehörigen. Auch Trauerkerzen kann man anzünden. Sie sind schlank und weiß, man steckt sie in Kübel, die mit Sand gefüllt sind. Der Mann fährt mit den Fingern hindurch und holt glimmende Wachsreste heraus. Dabei hinterlässt er Muster im Sand, die an die Zen-Kunst eines japanischen Gartens erinnern.
Essen mitten in der Stadt
In dieser Ecke der Stadt gibt es übrigens auch eine ganze Menge zu essen und zu trinken:
- Das Kaffeehaus Kleinmann gibt es schon seit 1895 – und der Kuchen dort ist empfehlenswert.
- Der Stiefel ist ein Traditionsbrauhaus mitten in der Stadt.
- Weniger traditionell ist das Tacos Bonn schräg gegenüber. Bei einem Besuch in der Stadt kehre ich dort eher zufällig ein: Es ist voll, die Portionen sind – und erstaunlich gut.
- Bei gutem Wetter ist es auch nicht weit zum Biergarten Alter Zoll. Dort sitzt man schön oberhalb des Rheins.
Übernachten in Bonn
Es war eine andere Zeit, als das Maritim Hotel in Bonn vor 30 Jahren in nur knapp zehn Monaten gebaut wurde: Bonn war Bundeshauptstadt, man brauchte Kongress- und Übernachtungsmöglichkeiten. Und so entstand in der Nähe der heutigen Museumsmeile, etwas außerhalb der Stadt, das Hotel mit 410 Zimmern und 200 Meter langen Gängen. Sechs Wochen bevor das Hotel eröffnete, geschah, womit nicht viele gerechnet hatten: Die Mauer zwischen West- und Ostdeutschland fiel, Deutschland wurde wieder ein Land, Berlin wurde Hauptstadt – und viele Ministerien zogen um. Doch bevor es soweit war, fanden hier die KSZE-Konferenz zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit in Europa statt, sowie die 2 + 4-Gespräche zur Wiedervereinigung Deutschlands.
An die Zeit, als Bonn noch das Zentrum der politischen Macht war, erinnert im Maritim nicht mehr viel – vielleicht der Kronleuchter in der Lobby. 2019 wurde das Hotel übrigens renoviert: Die Zimmer sind zwar noch immer gediegen, aber deutlich moderner als zuvor. Und die Veranstaltungsräume sind auch ohne Regierungssitz gut gefüllt. Dazu gehören Karnevalssitzungen, Firmenfeiern, Tanzveranstaltungen und Konzerte in zwölf großen und zehn kleineren Räumen. In den größten Raum, den Saal Maritim, passen bis zu 2800 Menschen bei Reihenbestuhlung. Die Bühne ist hier absenkbar und es gibt – wie beim Theater – verschiedene Vorhangzüge. Das Maritim ist mit der U-Bahn vom Hauptbahnhof in wenigen Minuten zu erreichen und liegt nah an den großen Museen der Stadt.
Das Maritim hat für die Übernachtung und Verkostung während der Pressereise für meine Reisebegleitung und mich bezahlt.
Dieser Artikel stammt ursprünglich aus dem Februar 2015. Er wurde im Juni 2023 aktualisiert.